Schweitzer Fachinformationen
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Wenn ich nicht alles selber mache .
Kennen Sie diesen Satz? Er ist ein Klassiker. Und leider hochgefährlich. Jedenfalls wenn es um das Thema Mental Load geht. Denn er führt bloß dazu, dass man es auch tatsächlich tut: alles selbst.
Meist wird er mit einem leichten Seufzen ausgesprochen. Und ohne den dazugehörigen Hauptsatz. Den kann man getrost weglassen, denn alle wissen ja, was gemeint ist. Nämlich: »Wenn ich nicht alles selber mache, dann wird es eh nicht gut, sondern endet im Chaos.«
Sie haben es sicher schon oft genug erlebt. Die anderen kriegen es einfach nicht hin! Jedenfalls nicht so perfekt wie Sie selbst. Und das, obwohl das Erklären schon länger gedauert hat, als wenn Sie es gleich erledigt hätten.
Wir kennen das alle: Da sind noch Tropfen in der Spüle. Und die Ecken wurden nicht gewischt. Und sooo legt man doch keine T-Shirts zusammen!
Ja, es ist wirklich schwierig, sich in solchen Situationen zu bremsen. Aber es lohnt sich, es zu lernen: aushalten, wenn etwas nicht perfekt ist. Denn wenn man es nicht tut, bleibt einem nichts anderes übrig, als wirklich alles selbst zu machen. Dabei sehnen wir uns doch eigentlich nach Entlastung .
Okay, ich kenne auch leidenschaftliche Hausfrauen, die es gar nicht dulden würden, wenn sich ein Partner oder eins der Kinder an »ihrem« Haushalt vergreifen würde. Und falls doch, wird nachpoliert, hinterhergewischt, noch mal drübergesaugt oder -gebügelt.
Kein Wunder, wenn die Bereitschaft der anderen Familienmitglieder, sich an den anfallenden Aufgaben zu beteiligen, rasch schwindet.
In solchen Fällen ist »Wenn ich nicht alles selber mache« eher ein verkapptes Eigenlob und bedeutet: »Niemand ist so gut wie ich.«
Wer keine Hilfe möchte, dem sollte man sie auch nicht aufdrängen. Falls Sie jedoch anders ticken und sich wirklich mehr Unterstützung wünschen, habe ich hier ein famoses Positivbeispiel für Sie:
Meine Freundin Henny hat nicht nur einen Mann und fünf Kinder, sondern leitet auch eine Grundschule. Als ihre Haushaltshilfe kündigte, beschloss sie: Die Wäsche ist ab sofort der Job des Nachwuchses.
Der älteste Sohn war damals neunzehn, die Jüngste acht. Furchtbar begeistert waren sie allesamt nicht von der neuen Aufgabe, aber sie haben eingesehen, dass Henny die Wäsche nicht auch noch übernehmen konnte. »Außerdem war das Ganze eher ein Angebot«, erklärt sie. »Statt die Haushaltshilfe zu bezahlen, bekamen die Kinder zusätzliches Taschengeld. Das kam grundsätzlich gut an.«
Die fünf hatten also einen neuen Job - und das mit allen Konsequenzen. Wenn sie die Wäsche nicht erledigten, war eben nichts Sauberes zum Anziehen da.
»Ich habe die Verantwortung für das Projekt Wäsche zwar abgegeben, aber gesteuert«, erzählt Henny. »Damit nichts verfärbte oder einlief, habe ich vorsortiert und mich um gute Wollpullis und dergleichen selbst gekümmert. Und es war klar festgelegt, wer wofür zuständig war. Natürlich habe ich die Aufgaben altersgerecht verteilt.«
Der Plan sah folgendermaßen aus: Der Siebzehnjährige bestückte die Maschine und schaltete sie ein. Keine große Arbeit, aber ein sehr verantwortungsvoller Job, denn wenn er das nicht tat, blockierte er den Rest der Kette.
Der Zweitjüngste hängte die Wäsche zum Trocknen auf. »Anfangs warf er die Kleidungsstücke einfach kreuz und quer über die Leine. Wie man sie einigermaßen ordentlich mit Klammern befestigt, musste er erst noch lernen«, erzählt Henny. »Auch dass man sie im Sommer nicht ewig in der Sonne hängen lässt, bis sie viel zu trocken, bretthart und kaum noch zu glätten sind.«
Der Mittlere der Geschwister nahm die Wäsche ab und legte Handtücher, Socken und Unterwäsche zusammen. Der Älteste übernahm das Bügeln, die kleine Schwester schließlich war die Wäschefee: »Sie verteilte die sauberen Sachen in den jeweiligen Zimmern. Wegräumen musste jeder selbst.«
Die Kinder kriegten es hin. Nicht perfekt, nicht immer so, wie Henny es gemacht hätte, und auch nicht immer sofort - aber da musste sie eben durch!
»Das Timing hat anfangs nicht immer gestimmt«, erinnert sie sich. »Das war ein Lernprozess.« Die fünf waren ja Teil eines Gefüges, einer war vom anderen abhängig. Sie begriffen schnell: Wenn nicht jeder mithilft, funktioniert es nicht, dann reißt die Kette.
»Das Projekt lief ungefähr drei Jahre lang, und insgesamt werte ich es auf jeden Fall als Erfolg«, sagt Henny.
Natürlich haben alle fünf Kinder dabei auch in Sachen Haushalt viel für ihr weiteres Leben gelernt, aber vor allem ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, wie Teamwork funktioniert.
Und Henny selbst? Hat definitiv gelernt, dass der Satz »Wenn ich nicht alles selber mache« auch ganz anders weitergehen kann. Nämlich: »Dann geht die Welt ganz sicher nicht unter. Und dann geschehen auf einmal ganz spannende Dinge.«
Zur Nachahmung empfohlen. (Denn Arbeit abgeben, das funktioniert auch, wenn man keine fünf Kinder hat! Mehr dazu im Kapitel Last abladen - aber wohin?)
Weil es so ergiebig ist wie ein großes Paket Waschmittel, greife ich das Thema Wäsche noch einmal auf.
Nicht dass das mein Lieblingsthema wäre. Aber sie muss nun mal erledigt werden. Und wenn, dann möglichst effektiv. Weshalb ich eines Tages vier Wäschekörbe anschaffte: zwei blaue für 30-Grad-Wäsche (einmal hell, einmal dunkel) und zwei silberfarbene für die 60-Grad-Wäsche. Was voll war, sollte jeweils als Nächstes gewaschen werden, ohne lästiges Vorsortieren.
Ist das nicht wunderbar durchdacht? Praktisch? Schlichtweg sensationell?
Tja, wenn mein Mann insgeheim nicht so ein Rebell wäre, hätte das auch super geklappt. Aber er boykottierte mein großartiges System. Nicht, um mich zu ärgern, sondern weil er einfach nicht anders konnte. Er tickt so nicht.
Das begriff ich allerdings erst nach etwa einem halben Jahr. Sechs Monate lang schimpfte und fluchte ich, was das Zeug hielt. Schon wieder lauter dunkle Wäsche in der Sechzig-Grad-Box für Helles und umgekehrt!
Irgendwann begriff ich: Wir könnten darüber jetzt bis ans Ende unserer Tage streiten. Oder es bleiben lassen.
Also beides: das Streiten. Und das System.
Die Idee an sich war gut. Aber sie funktionierte nicht - jedenfalls nicht bei uns. Das musste ich einsehen. (Sie dürfen sie gerne übernehmen. Ich drücke Ihnen die Daumen.)
Übrigens ist mein Mann jetzt allein für die Wäsche zuständig. Ich lege nur noch zusammen und räume weg. Problem gelöst!
Als Alleinerziehende von Zwillingen hat meine Freundin Sonja niemanden, der sie im Haushalt unterstützen könnte. »Meine Eltern waren schon alt und sehr krank, als die Kinder klein waren, außerdem wohnten sie sehr weit weg. Sie standen also noch nicht einmal als Babysitter zur Verfügung«, erzählt sie.
Andererseits kam ihr auch niemand in die Quere - sie konnte alles so erledigen und organisieren, wie es ihr selbst in den Kram passte. Einschließlich der Entscheidung, was sie eben nicht erledigte!
»Ich kann gut Sachen liegen lassen, vor allem im Haushalt«, sagt sie. »Da bin ich sehr pragmatisch. Mir hat das immer geholfen. Ich glaube nämlich, das Problem der Überlastung kommt häufig von einem zu hohen, perfektionistischen Anspruch.«
Ich denke, da hat Sonja absolut recht! Denn niemand ist perfekt, und wer es dennoch versucht, muss zwangsläufig scheitern.
Vielleicht sollten wir darüber mal ein Buch schreiben, was meinst du, Lucinde? Wobei - warte: Haben wir ja schon .
Murphy's Law gilt auch im Haushalt
Alles, was schiefgehen kann, wird früher oder später schiefgehen - so will es das Gesetz des US-amerikanischen Ingenieurs Edward A. Murphy über menschliches Versagen und Fehlerquellen in komplexen Systemen. Und kennen Sie ein komplexeres System als eine Familie?
Ob Sie selbst, Ihr Partner oder Ihre Partnerin, die Haushaltshilfe oder die lieben Kinder - jedem geschieht einmal ein Missgeschick. Sei es die rote Socke in der Weißwäsche oder der Kuchen, der mit zweihundert Gramm Salz und einer Prise Zucker gebacken wurde .
Natürlich sind eingelaufene Kaschmirpullis ärgerlich. Genau wie zerbrochene Kristallvasen. Und erst das Handy im Klo .
Sie können sich darüber maßlos ärgern und davon schlechte Laune und massenhaft Falten kriegen. Oder sich darüber amüsieren. Schließlich taugt jedes Missgeschick irgendwann auch zu einer guten Story, über die man noch Jahre später lachen kann.
»Weißt du noch damals, als du versehentlich die Herdplatte angeschaltet hast, auf der das Plastik-Schneidebrett lag statt dem Topf .«
»Erinnerst du dich noch an das Gulasch, bei dem du aus Versehen Cayennepfeffer genommen hast anstelle von Paprika?«
»Oh, und weißt du noch, wie du mal im Hochsommer die Schokolade im Handschuhfach vergessen hast? Das war vielleicht eine Sauerei .«
»Genau wie damals, also du Gemüsesuppe machen wolltest und vergessen hast, den Deckel auf den Mixer zu tun.«
»Wie war das noch damals mit den Steaks - du hast sie in Spülmittel gebraten statt in Öl, oder?«
»Aber noch schlimmer waren die Berliner mit Senffüllung .«
Gerade weil ich selbst ein großes Talent für solche kleinen und mittleren Katastrophen habe, reagiere ich immer sehr milde, wenn anderen etwas in der Art passiert. Ich freue mich sogar darüber! Denn das zeigt mir, dass ich nicht die Einzige bin, die Chaos verbreitet.
Oder anders...
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