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Die Inspiration für den großen Kinofilm »Mothers' Instinct« mit Anne Hathaway und Jessica Chastain in den Hauptrollen
Psychothriller: Wenn beste Freundinnen erbitterte Feindinnen werden
Auf der einen Seite wohnen Tiphaine und Sylvain, auf der anderen Laetitia und David. Zwei Paare, Nachbarn, enge Freunde. Ihre Kinder wachsen gemeinsam auf, fast wie Zwillinge. Ein perfektes Kleinstadtglück. Bis ein einziger Moment alles verändert: Einer der Jungen stürzt aus dem Fenster und stirbt. Für die Mutter Tiphaine bricht eine Welt zusammen, und Laetitia, die auf der anderen Seite der Hecke das Unglück ansehen musste, ist geplagt von Schuldgefühlen. Die einstige Idylle entpuppt sich - vor allem für die Mütter - immer mehr als Hölle, Vorwürfe und Misstrauen machen sich breit, aus den besten Freundinnen werden Gegnerinnen .
Mutterinstinkt ist ein Roman mit soghafter Spannung, unerwarteten Wendungen und einem Finale, das unter die Haut geht - eine unheimliche Geschichte mit starken weiblichen Hauptfiguren.
David und Laetitia Brunelle machten bald Bekanntschaft mit Tiphaine und Sylvain Geniot. Sie waren etwa im gleichen Alter, entspannte Mittdreißiger, sie waren Nachbarn, und zwischen ihren Gärten lag nur eine einfache Hecke. David stellte schnell fest, dass Sylvain King Crimson, Pink Floyd und Archive hörte, Bands, die er selbst auch mochte, während Laetitia Tiphaine im wahrsten Sinne des Wortes vor einer kulinarischen Katastrophe bewahrte, als ihr eines Abends das Olivenöl ausging. Laetitia gab ihr also ihre Flasche kaltgepresstes natives Olivenöl mit, und Tiphaine brachte sie am nächsten Morgen zurück. Laetitia bot ihr einen Kaffee an, Tiphaine nahm an, und so entstand ein Ritual, auf das die beiden schon bald um keinen Preis mehr verzichten wollten.
Die zwei Paare beschnupperten sich einige Wochen lang, zunächst vorsichtig, dann fassten sie allmählich Vertrauen. Und schließlich wurden sie Freunde.
Ihre Doppelhaushälften waren identisch, sowohl von außen als auch in der Aufteilung der Zimmer: Von der Straße aus sah man jeweils eine weiße Fassade, eine Tür aus lackiertem Holz, ein großes Fenster im Erdgeschoss und zwei schmälere im ersten Stock, ein geneigtes Dach mit Luke. Und einen Schornstein, der auf der einen wie auf der anderen Seite nicht mehr in Betrieb war. Beide Häuser hatten auf der Rückseite eine Terrasse, die direkt auf den schmalen, fast zwanzig Meter langen Garten hinausging. Jener der Brunelles bestand aus einer einfachen Rasenfläche, die David hin und wieder mähte. Den Garten der Geniots hingegen hatte Tiphaine, die Gärtnerin war und in der städtischen Baumschule arbeitete, sehr sorgfältig und geschmackvoll geplant und angelegt: Blumen, Kräuter und Kletterpflanzen, Büsche und Sträucher teilten sich den Platz, sodass er zu jeder Jahreszeit voller Farben und Düfte war. Ganz unten gab es sogar ein kleines Gemüsebeet, Tiphaines ganzer Stolz.
Nach einigen Monaten wurden die beiden Paare unzertrennlich. Ihre Freundschaft, die sie alle zu schätzen wussten, wurde durch die Tatsache, dass sie Nachbarn waren, noch verstärkt. Es war so einfach, auf der Türschwelle miteinander zu plaudern oder sich abends zum Essen, Trinken, Lachen, Diskutieren, Musikhören oder Pläneschmieden zu treffen .
Und als dann Laetitia und Tiphaine im Abstand von drei Monaten schwanger wurden, war ihr Glück vollkommen.
Milo Brunelle stieß an einem späten Dienstagnachmittag seinen ersten Schrei aus und löste eine regelrechte Sturzflut von Gefühlen aus, die sich in die Herzen und das Leben seiner Eltern ergoss. Gleich am nächsten Morgen kamen Tiphaine und Sylvain vorbei, um das Neugeborene zu bewundern. Laetitia legte Tiphaine ihr winziges Baby vorsichtig in den Arm .
»Er ist so klein!«
Tiphaine hielt das Kind sanft an sich gedrückt. Unten, mit seinem »dreimonatigen Rückstand«, strampelte unmittelbar nach dem Kontakt mit Milo plötzlich der Fötus, der sich immer noch bequem zusammengerollt im Bauch seiner Mutter befand. Es war, als wollte er schon jetzt mit diesem Freund kommunizieren, der ihm bald näherstehen würde als ein Bruder.
Dann wurde Maxime Geniot geboren. Tiphaine hatte seit dreizehn Stunden in den Wehen gelegen. Ein rasender Schmerz zerriss ihren ganzen Körper, wurde von Sekunde zu Sekunde stärker, und auch das Schreien verschaffte ihr keine Erleichterung. »Ich kann nicht mehr, macht, dass es aufhört, bitte!«, und man versprach ihr, es würde gleich vorbei sein, sie müsse nur noch ein bisschen durchhalten .
Das Kind kam mit der Morgendämmerung zur Welt. Die Mutter schwieg und der Vater auch, während sie langsam wieder zu sich kamen und wie gebannt das Kind betrachteten, gerührt, erfüllt, entzückt. Es war ein anstrengender Tag. Die Familien der jungen Eltern, alle wollten das Baby zuerst sehen, eilten nach Papas Anruf sofort herbei: Eltern, Brüder, Schwestern, samt Partnerinnen und Partnern und Kindern, drängten sich um das Bett der Mama und bedachten sie mit Ratschlägen, Kommentaren und Glückwünschen.
David und Laetitia waren diskreter. Sie erkundigten sich am Telefon nach Tiphaines Befinden, bevor sie am nächsten Morgen selbst im kleinen Krankenhauszimmer vorbeikamen, um das Baby zu bewundern.
Sie waren echte Freunde.
Und vor allem hatten sie das alles auch vor Kurzem durchlebt.
Am selben Abend lud David Sylvain ein, mit ihm um die Häuser zu ziehen. Während die beiden Frauen sich um die Kleinen kümmerten, die eine im Krankenhaus und die andere zu Hause, stießen die frischgebackenen Väter auf Maxime an, dann auf Milo, auf ihre Frauen, auf die Freundschaft, auf die Zukunft und, wo sie schon einmal dabei waren, auf die ganze Welt, auf die schöne Zeit, die gerade anbrach, auf die wunderbaren Väter, die sie ganz sicher werden würden . Sie tranken reichlich und lang und redeten mindestens genauso viel.
War es der Alkohol, die Müdigkeit, das Übermaß an Emotionen? Trunken von alledem schüttete Sylvain David sein Herz aus: Er vertraute ihm seine Ansichten über seine Beziehung an, über das Familienleben, über die Kindererziehung, erzählte ihm, wie er es mit Maxime machen würde, dass er als Vater eine überaus wichtige Rolle einnehmen würde. Er würde Präsenz zeigen, zuhören, aufmerksam, verständnisvoll und wohlwollend sein, nicht wie sein eigener Vater, der zwar da gewesen war, aber immer über alles geschimpft hatte: über Kinder, Lärm, Musik, Fastfood, Videospiele, Freunde . über das Leben eben! Er war nicht in der Lage zu leben, das war sein Problem, und kommunizieren konnte er auch nicht! Er war unfähig, seine Meinung zu sagen, ohne andere zu kritisieren. Weil früher alles besser war. Zu seiner Zeit.
»Zu seiner Zeit war alles genauso wie heute, nur beschissener!«, rief Sylvain stockend.
»Und verstehst du dich heute besser mit deinem Vater?«, fragte David, für den es immer noch eine heikle Sache war, an seine eigenen Eltern zu denken, vor allem seit Milo geboren war und er festgestellt hatte, wie verletzlich, zart und hilflos Babys waren.
Die schmerzhafte Frage, die er sich schon als kleiner Junge gestellt hatte, ließ ihm nun, wo er selbst Vater war, keine Ruhe mehr: Wie kann man nur sein Kind verlassen?
Sylvain, der von Davids quälenden Gedanken nichts ahnte, zuckte mit den Schultern und starrte ins Leere.
»Ich habe meine Hoffnung, auf väterliches Verständnis zu stoßen, endgültig begraben, und er hat es aufgegeben, aus mir den perfekten Sohn machen zu wollen. Wir arrangieren uns mit der Situation. Und wir beklagen uns nicht.«
David nickte nachdenklich. Auch er hatte sich zum Ziel gesetzt, der beste aller Väter zu werden, auch wenn ihm, im Gegensatz zu Sylvain, der Vergleich fehlte.
Beide schwiegen einen Augenblick. Und als sie merkten, dass sie in düsteren Grübeleien zu versinken drohten, gab David eine weitere Runde aus und wechselte das Thema:
»Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, du und Tiphaine? Ihr habt immer ein Geheimnis daraus gemacht .«
Sylvain war von der Frage überrumpelt. Einige Sekunden lang starrte er David entsetzt an, als habe dieser etwas ausgesprochen Indiskretes gefragt.
»Das ist eine üble Geschichte«, murmelte er.
»Was?«
David dachte, er hätte sich verhört. Er musste lachen und sah Sylvain perplex und neugierig an, versuchte an dessen Gestik und Mimik abzulesen, ob es ein Scherz gewesen war.
Mit finsterem Blick drehte Sylvain sein Glas in der Hand und starrte in die dunkelrote Flüssigkeit, als spielte sich dort etwas höchst Dramatisches ab.
»Vergiss es«, knurrte er schließlich.
David insistierte nicht. Gespalten zwischen der brennenden Neugier über Sylvains merkwürdige Reaktion und dem Gefühl der Verlegenheit, das nun im Raum stand, zog er es vor zu schweigen. Durch den Alkohol schien sich die Zeit auszudehnen, und das verlieh dem Moment eine seltsame Stimmung, irgendetwas zwischen Peinlichkeit und Unverständnis. Sylvain rührte sich nicht. David, der sich immer unwohler fühlte, schaute auf die Uhr.
»Drei Uhr! Wir sollten nach Hause gehen .«
Er erhob sich von seinem Stuhl, verlor das Gleichgewicht, fing sich aber wieder, indem er sich an der Rückenlehne abstützte, ergriff dabei seine Jacke, die er dort...
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