Vorwort ... 8
Kreative Mitgestaltung für Kinder ... 12
Sensi kennt deine Superkräfte! ... 13
Ich bin Sensi ... 14
Polizeieinsatz - Viel um die Ohren ... 17
Kirmesbesuch - Unter vier Augen ... 25
Waldsuche - Der richtige Riecher ... 33
Familienstreit - Reine Geschmackssache ... 39
Museum - ein fantastischer Wettbewerb ... 47
Heimkino - intensive Gefühlswelt ... 52
Gemeinsame Mission ... 58
Pädagogisches Begleitmaterial ... 61
Was ist Hochsensibilität? ... 62
Unterstützung von hochsensiblen Kindern ... 63
Pädagogische Anregungen zu den Geschichten ... 66
Ich bin Sensi ... 66
Polizeieinsatz - Viel um die Ohren ... 67
Kirmesbesuch - Unter vier Augen ... 68
Waldsuche - Der richtige Riecher ... 70
Familienstreit - Reine Geschmackssache ... 72
Museum - Ein fantastischer Wettbewerb ... 74
Heimkino - Intensive Gefühlswelt ... 75
Gemeinsame Mission ... 77
Rituale für hochsensible Kinder ... 79
Rituale zur Entspannung ... 80
Sensis Entspannungsreisen ... 81
Sensis Reise zum Nachthimmel ... 82
Sensis Reise zur Tropfsteinhöhle ... 85
Meditative Rituale für die Sinne ... 88
Lauschen ... 88
Tasten ... 90
Schokoladengenuss ... 93
Waldbaden ... 95
Rituale in Bewegung ... 98
Achtsamkeit im Alltag ... 98
Gehen ... 99
Schütteln ... 101
Lachen ... 103
Kreative Rituale ... 105
Zufalls-Mandala ... 105
Mandala in der Natur ... 108
Entspannende Kurz-Rituale ... 110
Zahlen-Atmung ... 110
Stopp-Wort ... 112
Power-PMR ... 113
Gedankenkreisel-Stopp ... 114
ABC-Fokus ... 115
Rituale zur Stressbewältigung ... 116
Wohlfühl-Check ... 116
Bedürfnisse klären ... 118
Stress erforschen ... 120
Balance finden ... 121
Sensis Soforthilfe ... 123
Sensi-Band-Hilfe ... 125
Sensis Abwehrsprüche ... 126
Rituale für Selbstliebe, Selbstbewusstsein und Lebensfreude ... 130
Supersätze ... 130
Stärken ... 132
Schatzbuch ... 134
Superheld*in ... 136
Rituale für Verbindung und Kontakt ... 137
Sanduhr ... 137
Zuneigung ... 138
Herzensmenschen ... 140
Berührung ... 142
Vorlagen zu den Ritualen ... 145
Literaturnachweise und weitere Empfehlungen ... 175
Sensi kennt deine Superkräfte!
Ich bin Sensi
Hallo, ich bin Sensi. Schön, dass du da bist und meinen Geschichten lauschst.
Direkt zu Beginn möchte ich dir mein Geheimnis verraten... Ich habe eine ganz besondere Eigenschaft: Ich bin nämlich hochsensibel. Das heißt, ich nehme die Dinge um mich herum ganz intensiv, also sehr stark wahr.
Ich höre, sehe, rieche, schmecke, fühle und empfinde meine Gefühle viel stärker als andere.
Das ist großartig! Auf diese Weise kann ich die Welt nämlich sehr gut beobachten und richtig genießen.
Aber ganz ehrlich: Es kann auch ziemlich anstrengend sein, denn mein Gehirn muss oft sehr viele Eindrücke auf einmal verarbeiten.
Das kannst du dir wie das Sortieren von Früchten vorstellen:
Angenommen, es liegen Früchte auf einem Fließband, die sortiert werden müssen. Andere Personen sortieren diese Früchte nur nach Obstsorten in Körbe, also alle Äpfel in einen Korb und alle Bananen, Orangen, Birnen und Kiwis in jeweils einen Korb. Das allein ist ja schon viel Arbeit, wenn den ganzen Tag Obst auf dem Fließband vorbeifährt.
Als hochsensibles Wesen sortiere ich aber nicht nur die 5 verschiedenen Obstsorten, sondern habe noch weitere Körbe für die unterschiedlichen Größen. Das heißt, für mich gibt es 3 Körbe für die Äpfel (von klein nach groß) und jeweils 3 Körbe für die Bananen und die anderen Früchte. Also sortiere ich das Obst statt in 5 Körbe insgesamt in 15 Körbe. Da habe ich dann natürlich wesentlich mehr zu tun.
Vielleicht verstehst du jetzt, was ich mit dem schwierigen Begriff intensive Wahrnehmung meine. Mein Gehirn muss viele Dinge in sehr viele "Körbe" einsortieren.
Das Gleiche gilt auch für meine Gefühle, die ich besonders stark empfinde und die mich oft aus heiterem Himmel überwältigen. Die Gefühle dröhnen in meinem Kopf, als würde jemand plötzlich sehr laut die Musik aufdrehen. Ich bin dann eben nicht nur ein bisschen traurig, sondern gleich am Boden zerstört. Ich bin nicht nur ein bisschen wütend, sondern explodiere förmlich.
Auch die Gefühle von anderen erlebe ich sehr stark.
Hochsensibel zu sein, ist keine Krankheit, sondern einfach eine besondere Wesensart. So wie schüchtern oder ehrgeizig sein. Ich bin eben hochsensibel.
Manchmal ist es sehr anstrengend, alles so stark wahrzunehmen und zu fühlen. Dadurch bin ich schneller erschöpft als andere. Hochsensibel zu sein ist aber auch eine besondere Fähigkeit: Durch meine ausgezeichnete Beobachtungsgabe kann ich schnell spüren, wie es anderen Wesen geht, und bin dadurch sehr einfühlsam und mitfühlend.
Außerdem habe ich eine Mission: Ich helfe Kindern mit meinen Superkräften, damit sie ihre eigene hochsensible Wesensart besser verstehen können und lernen, damit umzugehen. Viele Menschen wissen nämlich gar nicht, dass es Hochsensibilität gibt.
In den folgenden Geschichten lernst du Manu kennen: ein Menschenkind, das meine Hilfe braucht. Vielleicht bist du ja auch hochsensibel oder kennst eine Person, die es ist? Finde es heraus!
Pädagogische Anregungen zu dieser Geschichte findet ihr auf S. 66.
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Polizeieinsatz - Viel um die Ohren
Eines Abends durfte Manu bei Efe übernachten. Beide waren ganz aufgeregt und konnten nicht einschlafen. Sie erzählten sich noch ein paar Witze und lachten vergnügt. Da öffnete sich erneut die Kinderzimmertür und Efes Mutter Nouran erinnerte sie liebevoll: "So, ihr zwei, es ist schon spät. Versucht mal, zu schlafen. Gute Nacht!"
"Gute Nacht!", antworteten die Kinder. Sie kuschelten sich tief in ihre Decken ein, als Manu plötzlich hochschreckte und rief: "Was war das für ein Geräusch? Efe, hast du das auch gehört?" Efe entgegnete: "Nein, was ist denn?"
"Hör mal!", sagte Manu aufgeregt. Efe lauschte verschlafen, konnte aber nichts hören. "Erst hat es geklirrt, und nun knackt es. Merkwürdig. Ich glaube, es kommt von draußen. Lass uns mal aus dem Fenster gucken", schlug Manu vor.
Sie schlichen zum Fenster, schoben die Vorhänge zur Seite und starrten in die Dunkelheit.
"Da sind Leute im Schmuckgeschäft gegenüber, aber das Licht ist aus und es ist schon spät!", flüsterte Efe verwundert.
Manu rief entsetzt: "Das sind DIEBE!"
Die beiden liefen schnell ins Wohnzimmer und erzählten Efes Eltern, was sie beobachtet hatten. Efes Vater Emin griff sofort zum Telefon und rief die Polizei an: "Guten Abend, hier Herr Okur. Ich muss einen Einbruch im Schmuckgeschäft melden. Kommen Sie schnell ."
Manu und Efe hockten gebannt am Fenster und beobachteten, wie die dunklen Gestalten im Schmuckladen hektisch umhergingen. Kurze Zeit später waren schon die Sirenen der Polizeiautos zu hören.
"Kommt, wir ziehen uns Jacken an. Vom Balkon aus können wir viel mehr sehen", meinte Emin.
Und tatsächlich, erst jetzt erkannten die Kinder, dass draußen schon richtig was los war: Mehrere Polizeiwagen standen vor dem Schmuckgeschäft und trotz der späten Stunde hatte sich schon eine große Menschenmenge gebildet. "Da!", rief Manu und knuffte Efe in die Seite. Eine Polizistin legte einem der Diebe gerade Handschellen an und ein weiterer Polizist führte den zweiten Dieb vor sich her. Manu und Efe konnten tatsächlich beobachten, wie die Einbrecher festgenommen wurden.
"Oh, nein! Mein Schmucklädchen!", klagte die herbeieilende Inhaberin aufgebracht.
Ein Nachbar, der auch auf seinem Balkon stand, rief mit lauter Stimme: "Hach, ist das spannend!"
Manu zuckte erschrocken zusammen, als die Tür des Polizeiautos krachend zugeschlagen wurde. Die Sirenen heulten laut los, als das erste Polizeiauto davonfuhr. Autos, die nicht weiterfahren konnten, hupten wild, und ein Fahrer brüllte: "Warum ist hier Stau? Fahrt doch mal weiter!"
Auch die Polizei lief unruhig hin und her. "Runter von der Straße! Machen Sie bitte Platz!", wiesen sie die Schaulustigen an.
Eine Frau, die mit ihrem Hund spazieren ging, kreischte mit schriller Stimme: "Was ist denn hier los? Polizei?"
Manu fühlte sich gerade überhaupt nicht mehr wohl. "Puh, ist das alles aufregend und so laut hier. Meine Ohren tun weh! Das wird mir alles zu viel. Ich werde ganz hibbelig und unruhig", ging es Manu durch den Kopf.
"Herr Okur!", rief eine Polizistin in die Menge. "Sind Sie hier?"
Efes Vater hob die Hand, die Beamtin blickte nach oben und kam näher: "Danke, dass Sie uns so schnell gerufen haben. So konnten wir die Verbrecher aufhalten."
"Danken Sie lieber diesem Kind hier", meinte Emin und zeigte auf Manu. "Es hat den Einbruch sofort gehört."