Vorwort . 6
Schluss mit dem GEFÜHLchen-Chaos! . 9
Eselles Welt . 10
Feenzauber . 12
Tante Rita und das WUTchen . 14
Die Brücke und das ANGSTchen ... 16
Die anderen Einhörner und das SCHAMchen . 19
Schneehorn und das TRAUERchen . 22
Lol und das FREUDchen . 25
Wiedersehen mit der Fee . 27
Pädagogisches Begleitmaterial . 31
Übungen: Gefühle erkennen und wahrnehmen . 32
Gefühle-Poster (ab 3 Jahren) . 32
Gefühle-Memory (ab 4 Jahren) . 35
Gefühle erforschen (ab 3 Jahren) . 36
Gefühle-Raten (ab 4 Jahren) . 38
Mein Wolkenzauberland (ab 3 Jahren) . 39
FREUDchen-Liste (ab 4 Jahren) . 40
Rituale: Gefühle teilen . 41
GEFÜHLchen-Kreis (ab 3 Jahren) . 42
Erzähl-Runde (ab 6 Jahren) . 43
Eselle-Ampel (ab 3 Jahren) . 44
Mutmacher (ab 3 Jahren) . 46
Abschiednehmen (ab 3 Jahren) . 47
Eselle-Sprüche (ab 3 Jahren) . 48
Eselle-Urkunde (ab 3 Jahren) . 49
FREUDchen-Glas (ab 3 Jahren) . 50
GEFÜHLchen-Kasten (ab 6 Jahren) . 51
Anregungen zu den GEFÜHLchen-Geschichten . 52
GEFÜHLchen kennnenlernen (ab 3 Jahren) . 52
WUTchen . 53
ANGSTchen . 54
SCHAMchen . 55
TRAUERchen . 56
FREUDchen . 57
Vorlagen zu den Ritualen . 58
Weitere Empfehlungen . 101
Eselles Welt
Es war einmal ein Einhorn namens Eselle. Eselle war klein, hatte feines, graues Fell und lebte im wundervollen Wolkenzauberland. Seine Mähne war wolkenweiß, genau wie sein Schweif. Ein weißes Horn zierte seine Stirn.
Im Wolkenzauberland war es wunderschön und es gab vieles, worüber sich das kleine Einhorn freute: den Regenbogenwasserfall, die leckeren, bunten Kringelblumen, die watteweichen Wolken und vieles mehr.
Eselle liebte es, mit seinen Freunden zu spielen, unter dem Regenbogen bis in den Himmel zu schaukeln oder den Regenbogen runterzurutschen.
Alles wäre wunderbar gewesen, hätte es da nicht diese Gefühle gegeben. Immer wieder machten sie dem Einhorn Eselle zu schaffen.
Eselle mochte Gefühle überhaupt nicht, außer die FREUDE natürlich. Die Freude war toll! Mit ihr konnte das Einhorn so richtig viel Spaß haben, tanzen und lachen.
Am schlimmsten war für Eselle die WUT. Sie verwandelte das Einhorn immer wieder in ein ohrenbetäubendes Schreihorn, das aggressiv seine Zähne fletschte.
Die ANGST setzte dem Einhorn Eselle auch regelmäßig zu und sorgte dafür, dass es zitternd unter der Wolkendecke hockte und sich keinen Schritt mehr vorwärts traute.
Gelegentlich machte die TRAUER das Einhorn zu einem Heulhorn, das laut schluchzend und voller Selbstmitleid in einer Kuhle ein Tränenbad nahm.
Die SCHAM war besonders schwierig für Eselle, denn sie war oft so groß, dass sich das Einhorn ganz schlecht fühlte.
Doch dann passierte etwas Wunderbares. Was das war, erfahrt ihr in der folgenden Geschichte.
Feenzauber
Eines Morgens hockte Eselle auf einem Wölkchen und jammerte: "Oh nein, oh nein! Immer diese Gefühle! Die sind soooooo dooooof!"
Da schwebte eine bunte Fee herbei und fragte, warum sich das Einhorn denn ständig über seine Gefühle beklagte.
Eselle antwortete: "Meine Gefühle, meine doofen Gefühle! Ständig überfordern sie mich und machen aus mir ein Heulhorn, ein Wuthorn, ein Schamhorn oder ein Angsthorn. Ohne sie wäre das Leben doch viel einfacher. Nur die Freude, die mag ich. Alle anderen Gefühle mag ich nicht. Kannst du mir meine Gefühle nicht einfach wegzaubern, liebe Fee?"
Die Fee antwortete: "Liebes Einhorn, das kann ich nicht. Deine Gefühle gehören nun einmal zu dir, genauso wie dein Horn. Aber die Gefühle sind nicht gut oder schlecht oder womöglich gegen dich. Alle Gefühle sind deine Helfer. Lass mich dir zeigen, was das bedeutet."
Das Einhorn willigte ein, und so sprach die Fee ihre kleine Zauberformel. Schwuppdiwupp verwandelten sich die Gefühle des Einhorns in GEFÜHLchen. Das waren kleine farbige Wolkenwesen, die nun direkt vor Eselle herum schwebten. Sie hatten einen wolkenförmigen rundlichen Körper, der gleichzeitig auch der Kopf war, dünne Arme und Beine und runde Füße und Hände. Das WUTchen war rot und hatte hochstehende Haare. Das lilafarbene ANGSTchen trug eine hellblaue Schleife im Haar. Das TRAUERchen war dunkelblau und es hatte immer ein Taschentuch parat. Das grüne SCHAMchen trug eine orangefarbene Mütze und das FREUDchen strahlte gelb und grinste breit.
Die Fee erklärte: "Das sind deine GEFÜHLchen. Sie werden dich heute begleiten. Fühle sie und höre, was sie dir sagen. So können sie dir helfen. Heute Abend bei Sonnenuntergang treffen wir uns hier wieder."
Kaum hatte die Fee dies gesagt, war sie plötzlich verschwunden. Eselle war noch ganz verwirrt. Das Einhorn trottete über die Wolken und die GEFÜHLchen schwebten ihm hinterher.
Tante Rita und das WUTchen
"Eselle, mein Schätzchen, schön dich zu sehen!", trällerte eine Stimme aus der Ferne. Es war Eselles Einhorntante Rita. Im Galopp näherte sie sich und schleckte Eselle blitzschnell mit ihrer langen Zunge quer übers Gesicht.
"Igitt!", dachte Eselle und presste die Lippen aufeinander, damit Rita sein wütendes Zähnefletschen nicht sehen konnte. Da setzte sich das rote WUTchen auf Eselles Schulter, tippte es an und flüsterte: "Ich bin das Wutchen. Spürst du mich?" "Ja", antwortete das Einhorn, "ich bin wütend! Ich hasse es, von Rita abgeschleckt zu werden. Wie unverschämt! Ich mag das überhaupt nicht und finde es ekelhaft. Was willst du mir sagen, WUTchen? Kannst du mir helfen?"
Das WUTchen richtete sich ein wenig auf und antwortete: "Natürlich! Wenn du wütend bist, bedeutet dies: STOPP, hier stimmt etwas nicht. Jemand respektiert deine Grenzen nicht." Es streckte seine rote Hand mit der Stopp-Geste ausgestreckt in Richtung Tante Rita. "Nun sag deiner Tante aus dieser Kraft heraus ganz klar, was du willst und was nicht."
Das Einhorn Eselle fühlte die Kraft seiner Wut nun in einer guten Art und Weise und wieherte: "Rita, ich mag dich zwar sehr, aber ich möchte dennoch nicht von dir abgeschleckt werden!" Rita guckte verdutzt und fragte: "Ich mag dich auch, Eselle. Wie darf ich dich denn sonst begrüßen?" "Vielleicht mit einem sanften Nasenstupser", entgegnete Eselle. Rita antwortete: "Okay, abgemacht." Sie gab Eselle einen vorsichtigen Nasenstupser und erkundigte sich: "Ist es so besser?" "Ja, das ist schön. Danke, Rita."
Eselle gab Einhorntante Rita noch einen Nasenstupser zurück und verabschiedete sich dann von ihr.
"Und, wie fühlst du dich jetzt?", fragte das WUTchen. "Puh", meinte Eselle, "ich bin erleichtert. Endlich habe ich ihr das mal gesagt. Sie wird mich bestimmt nicht mehr abschlecken. Ich bin stolz, dass ich mich das getraut habe. Und das alles ohne das Schreihorn . Danke, WUTchen. Du hast mir echt geholfen."
"Gerne", erwiderte das WUTchen, verneigte sich und schwebte zurück zu den anderen GEFÜHLchen.