Ein Dr.B. in Wien hat es in Gestapohaft durch Selbststudium zu einer gewissen Meisterschaft im Schachspiel gebracht. Bei dem Versuch allerdings, gegen sich selbst anzutreten, hat er sich eine »Schachvergiftung« zugezogen und ist zusammengebrochen. Wenig später, als Emigrant auf der Fahrt von New York nach Buenos Aires, läßt er sich zu seiner eigenen Überraschung auf eine Partie gegen ein »sonderbares Specimen intellektueller Eingleisigkeit«, den roboterhaft spielenden Schachweltmeister Mirko Czentovic, ein, um »festzustellen, ob das in der Zelle damals noch Schachspiel oder schon Wahnsinn gewesen« ist.
»Im Aufdecken des Unmenschlichen als Einseitigkeit«, schreibt Siegfried Unseld, wird aus der Schachphilosophie der Novelle Lebensphilosophie. »Wer monomanisch einseitig ist, vermag in sich die Kräfte seines Selbst nicht zu wecken und zu entfalten. Wer sich nur auf eine Sache konzentriert, kann sich, kann sein Selbst nicht lieben. Und nur wem es gelingt, diesen Schritt zu machen, sein Ich anzunehmen, sein Selbst zu lieben, dem wird auch das Wichtigste gelingen, dieses Selbst durchlässig zu machen für den Anderen.«
Die Schachnovelle ist die letzte abgeschlossene Prosaarbeit Stefan Zweigs, der, 1881 in Wien geboren, von 1919 bis 1934 in Salzburg lebte, nach England emigrierte und 1940 über die USA nach Brasilien, wo er 1942 freiwillig aus dem Leben schied. Der Text wurde, kurz vor seinem Tod, zuerst in Buenos Aires veröffentlicht.
Reihe
Sprache
Verlagsort
Maße
Höhe: 18.1 cm
Breite: 11.8 cm
Dicke: 1.2 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-518-22348-2 (9783518223482)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Stefan Zweig, wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und starb am 23. Februar 1942 in Petrópolis bei Rio de Janeiro. Er studierte Philosophie, Germanistik und Romanistik in Berlin und Wien, reiste viel in Europa, nach Indien, Nordafrika, Nord- und Mittelamerika. 1938 emigrierte Zweig nach England, ging 1940/41 nach New York, dann nach Brasilien, wo er sich 1942 das Lebennahm.
»Er war in seiner Zeit weltweit einer der berühmtesten und populärsten deutschsprachigen Schriftsteller. Seine unter dem Einfluß Sigmund Freuds entstandenen Novellen zeichnen sich durch geschickte Milieuschilderungen und einfühlsame psychologische Porträts aus, in denen die dezente, doch unmißverständliche Darstellung sexueller Motive auffällt. Seine romanhaften Biographien akzentuieren die menschlichen Schwächen der großen historischen Persönlichkeiten.«
Marcel Reich-Ranicki
Nachwort von
Siegfried Unseld wurde am 28. September 1924 in Ulm geboren und starb am 26. Oktober 2002 in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur wurde er im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst einberufen und war drei Jahre lang, bis 1945, als Marinefunker im Einsatz. Nach seiner Rückkehr absolvierte er beim Ulmer Aegis Verlag eine Lehre als Verlagskaufmann. 1947 erhielt er durch die Vermittlung von Professor Weischedel die erstrebte Zulassung an der Universität Tübingen und studierte dort Germanistik, Philosophie, Nationalökonomie, Völkerrecht, Bibliothekswissenschaften und Sinologie. Seinen Lebensunterhalt bestritt Unseld als Werkstudent. Bis 1950 arbeitete er im Verlag J. C. B. Mohr in Tübingen. 1951 promovierte er mit einer Dissertation über Hermann Hesse zum Dr. phil. 1952 trat er in den Suhrkamp Verlag ein, wurde 1958 Gesellschafter der Suhrkamp Verlag KG und übernahm nach dem Tod Peter Suhrkamps die Verlagsleitung. Neben seiner beruflichen Tätigkeit besuchte er 1955 das von Henry Kissinger geleitete Internationale Seminar der Harvard Universität in Cambridge/Mass. (USA). Unseld führte die Verlage Suhrkamp und Insel und den 1981 von ihm gegründeten Deutschen Klassiker Verlag bis zu seinem Tod im Jahr 2002.