Radu hatte all die Schönheit bekommen, die sein Vater sich für seine Tochter gewünscht hatte. Seine Augen waren von dichten Wimpern umrahmt, seine Lippen voll, seine sanften Locken mit einem Hauch von sächsischem Gold geküsst. Wie ihr Bruder hatte Lada große Augen, aber ihre waren enggestellt, mit gewölbten Augenbrauen, wodurch sie ständig verärgert aussah. Ihr Haar war ein Wirrwarr und so dunkel, dass ihre blasse Haut kränklich wirkte. Ihre Nase war lang und hakenförmig, ihre Lippen waren dünn, ihre Zähne klein und - nach Bogdans wütenden Schreien zu urteilen - ziemlich scharf. Sie war widerspenstig und bösartig und das gemeinste Kind, das das Kindermädchen je betreut hatte. Außerdem war sie der Liebling des Kindermädchens. Eigentlich sollte die Kleine still und brav, ängstlich und affektiert sein. Ihr Vater war ein machtloser Tyrann, grausam in seiner Machtlosigkeit und monatelang abwesend. Ihre Mutter war ebenso abwesend, zurückgezogen und ohne jeden Nutzen in ihrem Haus, unfähig, etwas zu tun, um sich selbst zu helfen. Sie standen stellvertretend für die gesamte Region, insbesondere für die Heimat des Kindermädchens, die Walachei.
Aber in Lada sah sie einen Funken, einen leidenschaftlichen, wilden Schimmer, der sich weder verstecken noch abschwächen ließ.
Anstatt zu versuchen, diesen Funken um Ladas Zukunft willen zuunterdrücken, nährte das Kindermädchen ihn. Das gab ihr auf merkwürdige Weise Hoffnung.