Janna war allein auf den stürmischen Dünen. Niemand außer ihr war starrsinnig genug, sich Nacht und Kälte zu stellen und an diesem Abend hinaus zur Nordsee zu wandern. Ihr war es recht; sie brauchte keine Hilfe, um im Licht des umwölkten Mondes den Weg zum Strand zu finden.
Es war die Zeit der Raunächte, von denen man sagte, dass die Wilde Jagd mit den Seelen der zu früh Verstorbenen nach Einbruch der Dunkelheit über den Himmel preschte. Der volle Mond stand über dem Land und ließ Jannas Schatten in Richtung Westen fallen, hin zur dunklen See. Janna wickelte den Umhang fester um ihre Schultern, dann verließ sie den Schutz der Deichlinie und ging geradewegs auf die Wellen zu. Sie hatte ein klares Ziel: Heute, in der Nacht zwischen den Jahren, machte sie sich allein auf den Weg ans Meer, um die vor vielen Jahrhunderten versunkene Stadt Rungholt aus den Fluten zu erlösen.