Kognitive Verzerrungen können den Entscheidungsvorgang von Richtern und damit auch deren Urteil in der Sache beeinflussen. Was bedeutet das für die zivilrechtliche Berufung? Kann sie ihren Zweck, die Korrektur erstinstanzlicher Entscheidungen, gut erfüllen oder sind Berufungsgerichte ihrerseits von kognitiven Verzerrungen betroffen? Cara Warmuth befasst sich mit dieser Frage, indem sie statistische Methoden und Erkenntnisse der Psychologie in ihre rechtswissenschaftliche Analyse einbindet.
Die Autorin gibt nicht nur einen umfassenden Überblick über den psychologischen Forschungsstand zu kognitiven Verzerrungen bei richterlichen Entscheidungen und konkret bei Berufungsentscheidungen, sondern hat auch eine eigene experimentelle Studie zu kognitiven Verzerrungen mit 136 Berufungsrichtern an deutschen Gerichten durchgeführt, deren Ergebnisse hier berichtet werden. Danach unterliegen Berufungsrichter einer kognitiven Verzerrung, und zwar dem berufungsspezifischen Bestätigungs-Bias. Das führt zu einer irrationalen Tendenz, das erstinstanzliche Urteil aufrechtzuerhalten. Cara Warmuth untermauert ihre psychologischen Befunde durch Auswertungen amtlicher Statistik und macht darüber hinaus neues statistisches Material, u.a. zu Kollegialentscheidungen, zugänglich.
Reihe
Thesis
Dissertationsschrift
2022
Universität Heidelberg
Sprache
Verlagsort
Illustrationen
2
13 s/w Tabellen, 20 farbige Abbildungen, 2 s/w Abbildungen
13 Tab., 22 Abb. (darunter 15 farbige); 412 S., 2 schw.-w. Abb., 20 farb. Abb., 13 schw.-w. Tab.
Maße
Höhe: 236 mm
Breite: 162 mm
Dicke: 27 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-428-19044-7 (9783428190447)
Schweitzer Klassifikation
Cara Warmuth studied law in Hamburg, Münster and Buenos Aires. After her studies, she worked as an editorial assistant at the Max Planck Institute for Comparative and International Private Law in Hamburg, and later as a research assistant at the University of Hanover. She completed her legal clerkship at the District Court of Münster with placements, inter alia, in The Hague. Subsequently, she studied psychology (B.Sc.) at the University of Hamburg and later obtained a doctorate in law at the University of Heidelberg. She completed a research stay at the University of Graz as a Land Steiermark Fellow. Currently, she works as an attorney at an international law firm in Düsseldorf.
1. Einleitung
Anlass und Ziel der Untersuchung - Abgrenzung zu bisherigen Untersuchungen - Gang der Untersuchung
2. Die Berufung als Rechtsmittel - Kontroll- und Korrekturmöglichkeit für Fehler der ersten
Instanz
Die Berufung nach §§ 511 ff. ZPO - Ablauf des Berufungsverfahrens
3. Die zivilrechtliche Berufung aus statistischer Sicht
Allgemeine statistische Kennzahlen zu den Verfahren in der Berufungsinstanz in Deutschland - Statistische Analyse des Berufungserfolgs
4. Die zivilrechtliche Berufung aus psychologischer Sicht
Forschungsstand zu Einflussfaktoren auf die richterliche Entscheidungsfindung - Eigene Untersuchung der Entscheidungsfindung von deutschen Berufungsrichtern
5. Implikationen für Konzeption und Praxis der Berufung nach §§ 511 ff. ZPO
Erkenntnis zur Praxis der Berufung als Fehlerkorrekturinstanz - Änderungsmöglichkeiten für die zivilrechtliche Berufung als Reaktion auf statistische und psychologische Erkenntnisse
6. Schluss