Ich weiß nicht, liebe Leserin, lieber Leser, wie alt Sie sind, und was Sie alles bisher erlebt haben. Haben Sie sich dieses Buch zum Lesen ausgewählt, müssen Sie - zumindest seelisch - damit zu tun haben, was die Geschichte des 20. Jahrhunderts an Heimsuchungen für die Menschen Europas mitgebracht hatte. Leiden durch die Hand anderer Menschen wurde den meisten - und wird heute noch vielen - reichlich zuteil. Dieses Buch stellt aber nicht das Leiden selbst dar, sondern die Heilung von den Traumata. Wir Frauen sind ja mehr an Heilung als an Grausamkeiten interessiert. Es ist also eine Frauengeschichte.
Ich bin geboren und lebe in einem Land - Ungarn -, wo sowohl Hitler als auch Stalin viele fleißige Vollstrecker gefunden hatten. Die gesellschaftliche Gruppe, der ich zugehöre, erhielt in beiden Zeitperioden ihre schweren Schicksalsprüfungen. Durch dieses Buch möchte ich meinen Lieben ein Denkmal setzen, die mit geradem Rückgrat, ohne sich mit ihren erlittenen Leiden zu brüsten, diesen doppelten Sturm der Geschichte ertragen haben. Sie wollten ihren Kindern nicht Hass, sondern Verständnis und Solidarität beibringen; sie waren imstande, ihre Kinder nach all den Grauen des Holocausts die Liebe zu lehren, da sie aus ihrem früheren Leben über genügend Liebesquellen verfügten.
Mein Vater wurde 1944, im Laufe seines Arbeitsdienstes nach Mauthausen verschleppt. Er kehrte heim und verschwand - kaum Vater - in einer schönen Frühlingsnacht 1950 wieder für drei Jahre in einem stalinistischen Arbeitslager. Nie in seinem Leben erzählte er uns etwas über diese Zeiten. Sowohl er als auch meine Mutter wollten vermeiden, dass wir die Menschen hassen, unter denen wir leben. Hier folge ich ihren Intentionen, indem ich nun mit keinem einzigen Wort die Grausamkeiten jener Zeit direkt darstelle. Ich erzähle über das liebevolle Aneinanderklammern während der Zeit der ständigen Angst darüber, also, was ich als Kind in meiner Umgebung erlebt habe.
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Höhe: 210 mm
Breite: 148 mm
Dicke: 15 mm
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ISBN-13
978-3-89649-968-4 (9783896499684)
Schweitzer Klassifikation
Zsuzsa F. Várkonyi
wurde 1948 in einer ungarisch-jüdischen Familie in Budapest geboren, besuchte einige Jahre in Wien ein Gymnasium, studierte klinische Psychologie an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest und schrieb ihre Doktorarbeit über den negativen Einfluß von Angst auf die Problemlösungskompetenz der Vorschulkinder. (Damals war sie sich nicht bewußt, warum sie gerade dieses Thema gewählt hatte.)
Seit 1978 publiziert sie Bücher im Bereich der populären Psychologie: Kommunikation in der Familie und in anderen Beziehungen ist ihr Hauptthema, transaktionsanalytisch erörtert. Ihr Buch Már százszor megmondtam ('Ich hab' Dir schon hundertmal gesagt') war das erste Werk in Ungarn, das TA vorstellte und weiterentwickelte (7 Auflagen 1986-2003). Eine 3. Auflage ihres Buches Tanulom magam (etwa 'Erkenne dich selbst'/'Learning Yourself') erschien im Frühjahr 2004.
Zsuzsa F. Várkonyi führte die Effectiveness-Training-Programme des ameri-kanischen Psychologen Thomas Gordon in Ungarn ein, gründete und leitete 10 Jahre lang die ungarische Gordon-Schule. Sie unterrichtete TA und das Gordonsche Modell der Kommunikation auch an verschiedenen Universitäten in Budapest.
Gegenwärtig arbeitet sie teils als TA-Therapeutin erwachsener Klienten, teils als Coach von Firmenleitern für eine internationale Schulungsorganisation in Ungarn.
Sie ist seit 30 Jahren verheiratet und hat einen Sohn.
Obwohl sie seit ihrer Kindheit gerne Belletristik schrieb, hatte sie früher nie die Absicht etwas davon zu veröffentlichen. Für wen du lebst - Ein Mädchenroman aus Männerzeiten ist ihr erstes Buch im Bereich der Literatur. Es wurde trotz seines abschreckenden Titels (in der ungarischen Originalausgabe fungiert der deutsche Untertitel als Haupttitel) bereits von vielen ungarischen Männern gelesen.
Autor*in
Herausgeber*in
Übersetzung