Das Fach- und Lehrbuch zur Symptommodifikation: Grundlagen und Anwendung des Nicht-Vermeidungsansatzes, dessen Ziel es ist, das Stottern zu bearbeiten, zu verändern und damit zu verringern.
In seinem Buch beschreibt Charles Van Riper die vier Abschnitte seiner Therapie: Identifikation, Desensibilisierung, Modifikation und Stabilisierung. Dabei zeigt er therapeutische Techniken und Prinzipien, die helfen, ein normales Sprechen frei von Sprechängsten zu entwickeln.
Das Fach- und Lehrbuch zur Symptommodifikation ist ein Standardwerk für alle Fachleute, aber auch eine Pflichtlektüre für alle Anhänger von Van Ripers Therapieansatz.
Neben einer neuen Aufmachung enthält die aktuelle 7. Auflage jetzt ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein zusätzliches Vorwort des Übersetzers Andreas Starke. Inhaltlich ist der Text unverändert.
Der
Lernleitfaden für
Die Behandlung des Stotterns
von Charles Van Riper
von Darrell Dodge
ist diesem Buch kostenlos beigelegt.
ISBN 9783921897874
Rezensionen / Stimmen
aus: HNO-Praxis, Heft 4, 1990". Zur Grundidee des Therapieplanes gehören das Verlernen fehlangepaßter Reaktionen und die Bekämpfung von Sprechangst. Der Patient soll lernen, "mit seinem Stottern" fertig zu werden und angestrebt wird "der flüssige Stotterer".Die Therapie gliedert sich in 4 Abschnitte.1. IDENTIFIKATIONDer Patient muß sich bewusst werden, was er macht, wenn er stottert. Im wesentlichen muß der Stotternde seine gewohnheitsmäßigen Vermeidungsreaktionen als Schwindel gegenüber der Umwelt erkennen. In diese Phase gehört auch die visuelle Selbstkonfrontation, d.h. der Stotternde muß sich im Spiegel dem Bilde stellen, mit dem er seinen Mitmenschen erscheint. Zur Selbsterkennung gehören demnach Frustrations- und Schamgefühl.2. DESENSIBILISIERUNGMit dem Erkennen negativer Emotionen sollen diese, besonders Verspannungen, Hemmungen und Sprechangst im Sinne eines Abhärtungsprozesses durch Streß-Dosierung zur Streß-Toleranz abgebaut werden. Über Rollenspiele und Pseudostottern soll Selbstsicherheit aufgebaut werden.3. MODIFIKATIONFehlangepaßte Reaktionen sollen angepaßten Reaktionen weichen. Flüssiges Stottern bedeutet, keine Angst vor dem Sprechen zu haben. Der Patient soll erkennen, daß er mit dem krankhaften "sich selbst Hören" aufhören muß. Methodisch greift der Therapeut hier zum Einsatz verzögerter Rückkopplung, Elektrokehlkopf und Pantomime.4. STABILISIERUNGIn dieser Phase muß der Stotternde lernen, die Rolle des normalen Sprechers zu akzeptieren und mancher wird sich damit abfinden müssen, auf die "kleinen Vorteile seines Stotterns" zu verzichten. Der Patient wird sein eigener Therapeut und der Therapeut wird Berater. In den Kontrollsitzungen wird der Erfahrungsaustausch innerhalb der Gruppe betrieben und es werden "alte traumatische Situationen" durchgespielt. Als stabilisierend gilt das "Puffern", das sind Verhöhnungssitzungen, in denen mit Beschimpfungen und mutwilligem Spott gearbeitet wird.Die letzten Abschnitte des Buches befassen sich mit der Vorbeugung und mit der Behandlung des Stotterns beim Kind. VAN RIPER hält es nach seinen Erfahrungen für möglich, Kinderkrippen, Kindergärten und Vorschulen für alle Kinder mit Sprechproblemen zu nutzen. Beim plötzlichen Stottern hält er therapeutische Notfallmaßnahmen (wie bei einer Nervenkrankheit) für angebracht und empfiehlt beim kindlichen Stottern nach emotionellem Streß immer Psychotherapie in geeigneter Form.VAN RIPER, der selbst schwerer Stotterer war, ging in seiner Haltung gegenüber Patienten immer davon aus, daß Stottern keine Krankheit im medizinischen Sinne sei und nannte (anders als z.B. FROESCHELS und FERNAU-HORN) als therapeutische Zielstellung den normalen Sprecher, der stotternd spricht. Seine Behandlungsmethoden Stotternder sind nicht pauschal für den europäischen Kulturkreis annehmbar bzw. übertragbar. Der Autor gibt jedoch mit seinem aufschlussreichen Erfahrungsbericht einen tiefen Einblick in den Therapie-Alltag rund um das Stottern."H. Zehmisch
aus: Logos, Nr. 3, 23. Jahrgang, Sept. 2015
Die Fachzeitschrift für akademische Sprachtherapie und Logopädie
Bücher, die mich und mein Stottern begleitet haben
Ein Essay
.Nach meinem Zivildienst habe ich Sonderpädagogik studiert. Und las auch deshalb schon Bücher zur Logopädie und Lerntheorie. Das Werk jedoch, das ich wahrscheinlich mitnehmen würde auf die berühmte einsame Insel, lernte ich nicht an der Uni kennen: "Die Behandlung des Stotterns" von Charles Van Riper (1992). Kein anderes Buch in meinem Bücherregal ist so zerlesen und zerfleddert und kann nur noch mit einer Unmenge an Klebstreifen einigermaßen zusammengehalten werden. Wie Hoods "An einen Stotterer" vermittelt auch Van Riper eine absolut wohltuende Entspannung. Stottern ist in Ordnung, man darf stottern, alles kein Problem. Doch niemand muss weiterhin auf die Art und Weise stottern, wie er es gerade tut, so Van Ripers Botschaft. Man kann sein Stottern verändern, wenn man nur will, so dass es einem besser gefällt, es vielleicht weniger stört. Ich verschlang das Buch, machte mir Notizen in einer Kladde, probierte die beschriebenen Techniken in den Unterschiedlichsten Zusammenhängen immer wieder aus und nahm mich dabei sogar selbst mit einem Diktiergerät auf, um zusätzliches Feedback zu erhalten. Pull-Outs und Vorbereitende Einstellungen praktiziere ich heute noch, Nachbesserungen habe ich im Laufe meiner Reise allerdings über Bord geworfen. Das Buch hat mir zudem viel Freude beschert, Betroffene, die ebenfalls nach dem Ansatz arbeiten und die ich regelmäßig treffe, um mich mit ihnen auszutauschen und gemeinsam mit ihnen zu lachen, auch über unser Stottern.
Ich habe noch andere Veröffentlichungen zum Nichtvermeidungs- und Modifikationsansatz in der Stottertherapie gelesen, etwa "Verhaltenstherapie des Stotterns" (Wendlandt, 1980) oder "Techniken in der Stottertherapie" (Ham, 2000). Van Riper bleibt für mich jedoch die unangefochtene Nummer Eins. Wie mir hat Van Riper vielen stotternden Menschen geholfen, das weiß ich sicher. Er selbst schreibt über sich und seine Methode, das Stottern zu therapieren, im Alter von 67 Jahren (Van Riper, 1993, S. 130): "Jahrelang versuchte er, dem Stottern aus dem Wege zu gehen, und es wurde nur noch schlimmer. Erst als er lernte, dass es möglich ist, leicht und ohne Kampf zu stottern, wurde er flüssig. Er ist im Alter von dreißig Jahren geboren worden und hat seitdem ein wunderbares Leben geführt." Natürlich wurde seit Van Ripers Buch weitere therapeutische Literatur zum Stottern publiziert, ich aber bin zwischenzeitlich ausgestiegen, habe meinen Frieden mit dem Stottern gemacht und muss nicht mehr ständig auf dem neuesten Stand bleiben.
Steffen Paschke, Siegen
aus: HNO-Praxis, Heft 4, 1990
"... Zur Grundidee des Therapieplanes gehören das Verlernen fehlangepaßter Reaktionen und die Bekämpfung von Sprechangst. Der Patient soll lernen, "mit seinem Stottern" fertig zu werden und angestrebt wird "der flüssige Stotterer".
Die Therapie gliedert sich in 4 Abschnitte.
1. IDENTIFIKATION
Der Patient muß sich bewusst werden, was er macht, wenn er stottert. Im wesentlichen muß der Stotternde seine gewohnheitsmäßigen Vermeidungsreaktionen als Schwindel gegenüber der Umwelt erkennen. In diese Phase gehört auch die visuelle Selbstkonfrontation, d.h. der Stotternde muß sich im Spiegel dem Bilde stellen, mit dem er seinen Mitmenschen erscheint. Zur Selbsterkennung gehören demnach Frustrations- und Schamgefühl.
2. DESENSIBILISIERUNG
Mit dem Erkennen negativer Emotionen sollen diese, besonders Verspannungen, Hemmungen und Sprechangst im Sinne eines Abhärtungsprozesses durch Streß-Dosierung zur Streß-Toleranz abgebaut werden. Über Rollenspiele und Pseudostottern soll Selbstsicherheit aufgebaut werden.
3. MODIFIKATION
Fehlangepaßte Reaktionen sollen angepaßten Reaktionen weichen. Flüssiges Stottern bedeutet, keine Angst vor dem Sprechen zu haben. Der Patient soll erkennen, daß er mit dem krankhaften "sich selbst Hören" aufhören muß. Methodisch greift der Therapeut hier zum Einsatz verzögerter Rückkopplung, Elektrokehlkopf und Pantomime.
4. STABILISIERUNG
In dieser Phase muß der Stotternde lernen, die Rolle des normalen Sprechers zu akzeptieren und mancher wird sich damit abfinden müssen, auf die "kleinen Vorteile seines Stotterns" zu verzichten. Der Patient wird sein eigener Therapeut und der Therapeut wird Berater. In den Kontrollsitzungen wird der Erfahrungsaustausch innerhalb der Gruppe betrieben und es werden "alte traumatische Situationen" durchgespielt. Als stabilisierend gilt das "Puffern", das sind Verhöhnungssitzungen, in denen mit Beschimpfungen und mutwilligem Spott gearbeitet wird.
Die letzten Abschnitte des Buches befassen sich mit der Vorbeugung und mit der Behandlung des Stotterns beim Kind. VAN RIPER hält es nach seinen Erfahrungen für möglich, Kinderkrippen, Kindergärten und Vorschulen für alle Kinder mit Sprechproblemen zu nutzen. Beim plötzlichen Stottern hält er therapeutische Notfallmaßnahmen (wie bei einer Nervenkrankheit) für angebracht und empfiehlt beim kindlichen Stottern nach emotionellem Streß immer Psychotherapie in geeigneter Form.
VAN RIPER, der selbst schwerer Stotterer war, ging in seiner Haltung gegenüber Patienten immer davon aus, daß Stottern keine Krankheit im medizinischen Sinne sei und nannte (anders als z.B. FROESCHELS und FERNAU-HORN) als therapeutische Zielstellung den normalen Sprecher, der stotternd spricht. Seine Behandlungsmethoden Stotternder sind nicht pauschal für den europäischen Kulturkreis annehmbar bzw. übertragbar. Der Autor gibt jedoch mit seinem aufschlussreichen Erfahrungsbericht einen tiefen Einblick in den Therapie-Alltag rund um das Stottern. ..."
H. Zehmisch
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 1
Der Therapieplan 3
Grundlagen unserer Therapie 3
Stottertherapie als Verlernen und Neulernen 6
Servotherapie 10
Psychotherapie 11
Literatur 19
Motivation 21
Motive des Stotterns 21
Motivationsschwierigkeiten in der Therapie 26
Die Darstellung der Kompetenz und des
Engagements des Therapeuten 29
Feinziele und Motivation 34
Verstärkung 36
Literatur 44
Identifikation 47
Gründe, die Therapie so zu beginnen 47
Die Hierarchie der Identifikationstherapie 50
Identifikation der elementaren Verhaltensformen 59
Identifikation der Reaktionen nach dem Stottern 66
Literatur 66
Desensibilisierung: Abbau negativer Emotionen 69
Die Rolle des Therapeuten 71
Wie desensibilisiert wird: Das Erkennen
der negativen Emotionen 72
Gegenkonditionierung 82
Systematische Desensibilisierung durch Entspannung 86
Pseudostottern in der Desensibilisierung 88
Adaption 93
Nichtverstärkung 96
Negative Suggestion und Reizüberflutung 97
Reaktionsverhütung 98
Adaption mit negativer Suggestion 99
Adaption ohne Stress 100
Die Ausschaltung anderer Quellen der Angst 103
Beruhigung 103
Die angstreduzierte Wirkung der
Modifizierung des Stotterns 106
Literatur 104
Modifikation 107
Variation 108
Modifikation: Der Erwerb einer flüssigen
Form des Stotterns 117
Nachbesserung 125
Modifikation des Stotterns, während es auftritt 135
Literatur 151
Stabilisierung 155
Notwendigkeit einer Stabilisierungsphase 156
Aktivitäten in der Stabilisierungsphase 159
Beendigung der Therapie 175
Literatur 176
Die Behandlung des beginnenden Stotterns: Vorbeugung 179
Übersicht über die Literatur 179
Unser Behandlungsverfahren
für den beginnenden Stotterer 207
Literatur 230
Die Behandlung des jungen chronischen Stotterers 235
Unterschiede zwischen
Erwachsenen- und Kindertherapie 235
Identifikation 241
Desensibilisierung 244
Verminderung der Frustration 248
Modifikation 252
Stabilisierung 256
Therapie der Umgebung 256
Literatur 260
Schlussbemerkungen 262