HAUPTBESCHREIBUNG
Die vorliegende Neuausgabe enthält in einem Band die ungekürzten Texte der von Max Valier verfassten Novellen Spiridion Illuxt und Die Fahrt ins All nach folgenden Vorlagen:
Spiridion Illuxt. Phantastische Erzählung von Max Valier. Innsbruck: Selbstverlag Ostern 1919, Druck: Deutsche Buchdruckerei-Ges. m. b. H., Innsbruck, 77 Seiten.
Die Fahrt ins All. Eine kosmische Phantasie von Max Valier, München. In: Die Rakete. Zeitschrift des Vereins für Raumschiffahrt E. V. Breslau: 1. Jg. 1927, Hefte Juli-Dezember, S. 87-92, 102-105, 121-124, 133-136, 152-155, 166-169 (6 Teile auf insgesamt 26 Seiten).
Spiridion Illuxt ist nur einmal, 1919, erschienen, Die Fahrt ins All noch 1927 (und in 2. Auflage 1928) als 24-seitiger Sonderdruck der Zeitschrift Die Rakete unter dem geänderten Titel Auf kühner Fahrt zum Mars und, ebenfalls unter diesem Titel (Untertitel: "Eine kosmische Erzählung"; auf dem Umschlag: "Eine kosmisch-phantastische Erzählung") und bearbeitet und mit Zwischenüberschriften versehen, 1928 im Norddeutschen Druck- und Verlagshaus, Hannover (31 S.). Schon vor dem Abdruck in der Rakete gab es noch (mit abgewandeltem Titel) eine Zeitungsveröffentlichung. Die 1931 in Hannover erschienene Ausgabe diente offenbar als Vorlage für eine Übersetzung ins Englische, die 1931 im amerikanischen Science-Fiction-Magazin Wonder Stories erschien.
Der Text ist für die vorliegende Neuausgabe an die seit 1996 geltenden neuen Rechtschreibregeln angepasst, offensichtliche Rechtschreibfehler sind stillschweigend berichtigt, die (bis auf einige durch Sternchen gekennzeichnete Abschnitte) nicht in Kapitel unterteilten durchgehenden Texte sind an geeigneten Stellen mit Seitenanfängen versehen worden.
Der im Selbstverlag erschienene Kurzroman Spiridion Illuxt dreht sich um einen 'mad scientist', der aus verschmähter Liebe die Erde zerstören will. Valier hat das Büchlein Ostern 1919 seiner "Freundin Fräulein Grete Fines" gewidmet; möglicherweise spiegelt der Verfasser sich selbst in der Romanfigur, die, ebenso wie er schon in jungen Jahren, unter Haarverlust leidet: Schon Ende der 1920er Jahre hatte Valier einen fast haarlosen Schädel. Ende 1919 lernte er seine spätere Ehefrau Hedwig kennen, die etwa 20 Jahre älter war. Der älter aussehende Valier und die jünger wirkende Frau Hedwig haben sich offenbar gut ergänzt und verstanden.
Die Fahrt ins All gehört zu den noch bis in die 1950er Jahre hinein verbreiteten gleichzeitig unterhaltenden wie belehrenden Schilderungen von Weltraumreisen mit Problemen beim Start, während der Fahrt und bei der mehr oder weniger erfolgreichen Landung. Die Zeitschrift Die Rakete enthielt regelmäßig auch für interessierte Laien kaum und für völlige Laien gar nicht nachvollziehbare Beiträge. Um die nur lesenden, aber immerhin zahlenden Mitglieder nicht zu verprellen achtete die Redaktion auch auf gemeinverständliche und unterhaltende Beiträge. Diese Funktion hatte wohl auch der Abdruck dieser Erzählung, die ja auch außerhalb der Vereinszeitschrift Anklang gefunden hat, sogar, nach Valiers Unfalltod, in den USA. Und auch diese Novelle nutzte Valier, um die 'Welteislehre' zu propagieren, indem er sie (in seiner Erzählung) auf dem Mond bestätigt fand. Zwar soll Die Fahrt ins All von 1927 aus gesehen in der Zukunft spielen, aber die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau hat sich nicht geändert: Inge, die Ehefrau an Bord des Raumschiffs, soll 'den Haushalt führen', und ihr wird vorsorglich Eifersucht auf "schöne(n) Bewohnerinnen anderer Gestirne" unterstellt.
Beide Erzählungen sind keine 'Leuchttürme' der frühen deutschen Science Fiction; Spiridion Illuxt wird für Valier rückblickend eher peinlich gewesen sein, wirft aber ein Licht auf seine innere Verfassung unmittelbar nach Ende des 1. Weltkriegs, und Die Fahrt ins All hat es immerhin bis nach Amerika geschafft.
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Freunde klassischer Zukunftsromane
Editions-Typ
Produkt-Hinweis
Maße
Höhe: 21.5 cm
Breite: 14 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-911230-10-0 (9783911230100)
Schweitzer Klassifikation
AUTORENPORTRÄT
Der 1895 in Bozen (Südtirol, damals österreichisch, seit 1919 zu Italien gehörend) geborene Astronom Max Valier, der seit 1919 in Wort und Schrift als Propagandist für die vom österreichischen Ingenieur Hanns Hörbiger (1860-1931) begründete sog. 'Welteislehre'
('Glacialkosmogonie') wirkte, erhoffte sich von der Fahrt in den Weltraum, insbesondere zum Mond, die Möglichkeit, die Richtigkeit dieser (von ihm auch als 'Kosmotechnik' bezeichneten) Theorie
überprüfen, nach Möglichkeit beweisen zu können.
Hermann Oberths (1894-1989) 1923 erschienenes bahnbrechendes Buch Die Rakete zu den Planetenräumen3 gab Valier die Anregung, zu Oberths mathematisch anspruchsvollem Werk eine gemein-verständliche(re) Ergänzung zu verfassen. Hierbei suchte und fand Valier die Unterstützung Oberths, der sein Manuskript nach Durchsicht und vorbereitendem Briefwechsel bei einer persönlichen Zusammenkunft im Herbst 1924 in Würzburg mit ihm erörterte und ihm so ermöglichte, inhaltliche Fehler in Der Vorstoss in den Weltenraum4 weitgehend zu vermeiden.
Beide Raketenpioniere widmeten ihr Leben ihrer Sache und setzten ihre bescheidenen Finanzmittel für ihre Forschungen ein. Die Früchte ihrer Arbeit ernteten allerdings später Andere, auf ihren Leistungen aufbauend; nur Hermann Oberth hatte immerhin die Genugtuung, die Richtigkeit seiner theoretischen Überlegungen und ihre praktische Umsetzung noch erleben zu können.
Ende der 1920er Jahre trennten sich die Wege Oberths und Valiers, u. a. weil sie zu verschiedene Vorstellungen über die "Wege zur Raumschifffahrt" und zur "Raketenfahrt" hatten: Valier wollte über raketengetriebene Boden- und Luftfahrzeuge (Raketen-Auto, Raketen-Schlitten, Raketen-Schienenfahrzeug und Raketen-Flugzeug) stufenweise zum Weltraumflug kommen und stellte entsprechende spektakuläre Versuche an.
Hierbei arbeitete er mit mehreren Unternehmen (Opel, Eisfeld, Heylandt) zusammen. Durch einen Unfall bei einem Brennkammerversuch in einer von ihm in den Berliner Heylandt-Werken genutzten Werkstatt kam Max Valier, erst 35 Jahre alt, am 17 Mai 1930 ums Leben.