Bis zum 9. März 1933 deutete Tauber die stetig anwachsenden antisemitischen Angriffe auf seine Person geflissentlich um: Als im Winter 1931/32 bei einem Konzert in Graz die Fensterscheiben seines Wagens von Nazis eingeschlagen wurden, meinte er dazu lapidar: "Allzu stürmische Autogrammjäger haben sie eingedrückt."
An diesem Abend im Berliner Admiralspalast konnte Tauber, der sich durch die Millionen seiner Verehrerinnen und Verehrer in Deutschland sicher fühlte, aber nicht länger ignorieren, was in seiner Wahlheimat vor sich ging. Die Botschaft war allzu deutlich: Der König der Tenöre wurde unerbittlich von der Bühne gebuht. Tauber wollte die hässliche Situation ignorieren und lud Stahlhelm-Mitbegründer und Arbeitsminister Franz Seldte, der ebenfalls in der Vorstellung gewesen war, zum Souper ins Kempinski ein. Taubers Stiefbrüder Otto und Robert waren bei dieser Verabredung ebenfalls dabei. Zu später Stunde brach man vom Abendessen auf, durch die Drehtür ging erst Otto, gefolgt von Richard und Robert. Am Trottoir vor dem Hotel am Kurfürstendamm stürzten junge SA-Männer auf den Sänger zu, schlugen Tauber blutig und brüllten: "Judenlümmel, raus aus Deutschland!" Emil Bischoff, Taubers Chauffeur, der vor dem Restaurant gewartet hatte, schlug die Angreifer in die Flucht, auch ein Kellner des Restaurants versuchte dazwischenzugehen. Als sich Robert Hasé-Tauber nach dem Minister, der knapp hinter ihm gewesen war, umdrehte, war dieser verschwunden. Die Vermutung, dass die SA-Männer auf Bestellung des eben noch mit Tauber und dessen Stiefbrüdern soupierenden Ministers vor dem Hotel gewartet hatten, liegt