Naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren gewinnen in der Veterinärmedizin an Bedeutung. Eine Fülle verschiedener Verfahren stehen vielfältig informierten Besitzern gegenüber. Die vorliegende Querschnittsstudie widmet sich der momentanen Situation der praktisch tätigen Klein- und Heimtiermediziner in Bezug auf naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren. Sie erhebt welche Verfahren, bei welchen Indikationen angewendet werden. Zudem geht sie im Rahmen der wissenschaftlichen Diskussion um eine evidenzbasierte Medizin, Qualifikationen in diesem Bereich nach. Es soll aufgezeigt werden, ob sich das in der Literatur häufig erwähnte Interesse in der praktischen Tätigkeit wiederspiegelt. Gleichzeitig wurden Veterinärmediziner nach für sie bestehenden Vor- und Nachteilen der Anwendung naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Verfahren befragt.
Im ersten Studienteil wurde dazu ein zweiseitiger standardisierter Fragebogen mit Ergänzungsoptionen deutschlandweit verbreitet (als schriftliche oder online bereitgestellte Version). Es wurden 870 Fragebögen ausgewertet. Im zweiten Studienteil wurden 1083 Homepages von im Klein- und Heimtierbereich tätigen Tierärzten auf relevante Inhalte hin untersucht.
Einen Einfluss auf die Anwendung naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Verfahren zeigten hochsignifikant das Geschlecht und die Art der Tätigkeit als Selbstständiger oder Praxiseigner (p < 0,001). Signifikanten Einfluss hatte ebenso der Ort des Studienabschlusses (p = 0,027). Insgesamt wendeten 85,4 % aller Fragebogenteilnehmer (n = 679) naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren an (insbesondere Frauen), 60,7 % (n = 657) aller Homepages enthielten entsprechende Inhalte. Die im Fragebogen am häufigsten angewandten Verfahren waren die Komplexhomöopathie, die Phytotherapie, die klassische Homöopathie sowie biophysikalische Verfahren. In der Homepagerecherche fanden sich vor allem Angaben zu Homöopathie, TCM und biophysikalischen Verfahren. Als häufigste Einsatzbereiche wurden die Orthopädie, die Geriatrie und Stoffwechselerkrankungen genannt. Das Besitzerinteresse innerhalb der letzten fünf Jahre schätzten 57,9 % (n = 457) der Fragebogenteilnehmer als steigend ein. Die Frage der vorhandenen Qualifikationen im veterinärmedizinischen Bereich konnte auf Grund des Studiendesigns nur eingeschränkt beantwortet werden, 31,4 % (n = 206) aller Homepages machten hier entsprechende Angaben. Als Hauptinformationsquelle nutzten Tierärzte Fachzeitschriften und -bücher, gefolgt von durch die ATF anerkannten Fortbildungen. Die vorhandene Informationslage schätzten 39,5 % (n = 308) als eher ausreichend ein. Vorteile im Einsatz naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Verfahren wurden besonders in der Erweiterung des Behandlungsspektrums, der Kundenzufriedenheit und dem Einsatz von Verfahren mit geringeren Nebenwirkungen gesehen. Nachteile betrafen besonders die unklare Studienlage und die Erwartungshaltung der Besitzer. Die Homöopathie wurde hier als kritisches Verfahren an erster Stelle genannt.
Die Ergebnisse spiegeln die in der internationalen Literatur dargestellten Anwendungsgebiete und Verfahren und geben erstmals entsprechende Daten in der deutschen Klein- und Heimtiermedizin. Eine Datenbasis im naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Bereich eröffnet damit die Möglichkeit einer sachlichen Diskussion um entsprechende Verfahren in der Veterinärmedizin. Auf Grund der Reduktion der Komplexität dieses Themas zur Erfassung mittels Fragebogens, bleiben Anreize zukünftiger Fragestellungen wie der Erhebung genauerer Qualifikationsdaten.
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Maße
Höhe: 21 cm
Breite: 14.8 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-8359-6937-7 (9783835969377)
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