Vorwort; 1. Afrika vom 15. ins 21. Jahrhundert: Eine kurze Geschichte der langen Dauer; I. Anti-/Sklaverei und Sklavenhandel; 2. Zum Wandel der euroafrikanischen Beziehungen im 18. und 19. Jahrhundert; 3. Zwischen Wohlwollen und Dominanzgebaren: Antisklaverei in Afrika und der atlantischen Welt; II. Anti-/Koloniale Strukturen und Akteure; 4. Africanus Horton und die frühe afrikanische Moderne; 5. Eine Geschichte des Panafrikanismus im 19. und 20. Jahrhundert; 6. Afrika, wo geht die Reise hin? George Padmores Vermächtnis; 7. Die Vergegenwärtigung Afrikas; Literaturverzeichnis
Der Zweite Weltkrieg signalisierte einen entscheidenden Bruch in mindestens zweifacher Hinsicht. Erstens war eine neue internationale Ordnung eingeführt worden, die von den USA dominiert und durch die Logik des Kalten Krieges strukturiert war. Wie Noam Chomsky pointiert formulierte: »Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Vereinigten Staaten absolut auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Sie besaßen die Hälfte des Reichtums der Welt, und jeder einzelne ihrer Konkurrenten [d. h. die alten Imperien von Großbritannien und Frankreich, Deutschland und Japan sowie die UdSSR] war schwer beschädigt oder zerstört. Die USA hatten eine Position unvorstellbarer Sicherheit und entwickelten Pläne, um im Wesentlichen die Welt zu beherrschen.« Das führte zu der in der sogenannten »freien Welt« bald typisch werdenden extremistischen Propaganda für den »Antikommunismus« und die globale Politik der »Eindämmung« (containment), die so charakteristisch für die seit 1948 fest implementierte Logik des Kalten Krieges war: »In den Vereinigten Staaten war es der Kalte Krieg, der wichtig genommen wurde; und die außen- wie innenpolitischen Prioritätensetzungen und Rhetorik spiegelten das wider.« Dies war der erste Bruchpunkt. Zweitens befanden sich die alten Imperien in einem Prozess des Verschwindens, die Kolonialvölker waren zunehmend erfolgreich in ihren Bemühungen, sich vom kolonialen Joch zu befreien. Die Entkolonialisierung in Asien hatte bereits begonnen, und auch die Afrikaner waren auf dem Weg »raus aus dem Imperium« und auf der Suche nach einer »Neudefinition des Platzes Afrikas in der Welt«. Es war jedoch noch gänzlich unklar, wohin diese Suche führen und was letztlich das Ergebnis dieser Bemühungen sein würde. Es herrschte, so Frederick Cooper, »sowohl in Europa als auch in Afrika die akute Unsicherheit der Nachkriegszeit [.], als die Menschen erkannten, dass die Welt sich verändern würde, sie jedoch nicht wussten, in welche Richtung es gehen würde«. George Padmore war auch in dieser Hinsicht, vor dem Hintergrund einer durch Verunsicherung charakterisierten Zeit, recht untypisch - denn er war sich in der Tat sehr sicher zu wissen, was getan werden sollte. Seiner Ideale gewiss und mit den organisatorischen und geistigen Mitteln bestens vertraut, die Gegenwart sozialgeschichtlich zu analysieren und politisch-praktisch auf sie einzuwirken, zögerte Padmore keinen Moment damit, strategische Richtlinien zu entwerfen und taktische Anweisungen zu geben, die der »Befreiung« vom »Joch der Weißen« dienlich waren. Tatsächlich steigerte sich sein Elan ab 1945 noch einmal ganz gewaltig. Nach Padmores Analyse hatten der Weltkrieg und sein Ausgang alles verändert: Das globale Machtsystem, wie es bis dahin bestand - aus einer Reihe imperialer Kolonialreiche, von denen das britische und französische in Afrika am dominantesten waren, wo aber auch andere europäische Mächte (Portugal, Belgien, Italien, Spanien) mitmischten; das Ergebnis der hochimperialistischen Ära der vorigen Jahrhundertwende - war schwerstens erschüttert worden, ja es begann geradezu in sich zusammenzustürzen. Man war dabei, die Karten im Spiel, so analysierte Padmore, neu zu mischen und auszugeben.