An der Côte d'Azur des 19. Jahrhunderts unterhalten sich vier Russen über philosophische Themen, wie den Krieg und den Fortschritt. Zuletzt mündet die Diskussion in Fragen zum Ende der Geschichte, die mit der Macht des Bösen in der berühmten Erzählung vom Antichrist endet, die ein Gesprächsteilnehmer aus dem Nachlaß eines Mönches vorliest.
Die Gesprächsteilnehmer sind ein General, ein westlich-liberal gesonnener Politiker, ein Herr Z., undoktrinär, wohl dem Autor nahe stehend - er trägt auch die Geschichte vom Antichrist vor - ein Fürst, der die ideologischen Züge von Tolstoi trägt, sowie eine Dame. Man ist intellektuell beweglich, es werden nicht bloß Thesen aufgestellt, was die Gespräche auch literarisch interessant macht.
Die dargestellten Aktionen des Antichrists zeichnen sich durch Humanität und Toleranz aus. Der Antichrist tritt als Philanthrop auf, und er will die christlichen Religionen versöhnen und zueinander führen, was letztlich im Widerstand gegen ihn auf andere Weise gelingt. Die Figur des Antichrists ist Wohltäter der Menschheit, sein Wirken trägt die Züge der heute modernen politischen Desiderate. Das Böse wird an der Verdrängung der Heilstat und der Gestalt Jesu erkennbar.
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Höhe: 217 mm
Breite: 144 mm
Dicke: 22 mm
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ISBN-13
978-3-85418-228-3 (9783854182283)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Wladimir S. Solowjow (1853 - 1900), Philosoph, Theologe und Dichter, zählt zu den großen Figuren der russischen Geistesgeschichte. Anfänglich Nihilist, dann philosophischer Gegner des westlichen Positivismus, wandte er sich entschieden dem Christentum zu, dessen konfessionelle Grenzen er zu überwinden suchte. Als erfolgreicher Dichter beeinflußte er den russischen Symbolismus und war mit Dostojewski eng befreundet: die Figur des Aljoscha in den Brüdern Karamasow trägt denn auch die Züge Solowjows.
Daß Solowjow auch ein Literat von Rang war, zeigen die "Drei Gespräche" in ihrer dramaturgisch aufgebauten Lebendigkeit. Die Biographen dieses Dichterphilosophen stellen ihn als Exzentriker, unsteten Wanderer und fast heiligen Altruisten dar. 1862 gab er seine Lehrtätigkeit an der Universität auf und damit auch seine bürgerliche Existenzgrundlage. Er widmete sich fortan dem Denken und Schreiben. Was er verdiente, gab er den Armen - und zwar nicht nur Geld, sondern oft auch seine Kleider. Ob Solowjow am Ende zum Katholizismus konvertierte, ist nicht bewiesen, wohl aber hat er die Kommunion auch nach katholischem Ritus empfangen.
Vorwort