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Der Bauer und der Werwolf
In dem Dorfe Vietlübbe lebte vor mehr als hundert Jahren ein Bauer, der sehr beherzt und auch umsichtig war. Dieser ritt eines Tages nach der benachbarten Stadt Gadebusch, um dort mehrere Einkäufe zu machen.
Er hatte sich ziemlich lange in der Stadt aufgehalten. Es wurde schon dunkel, als er den finsteren Tannenwald erreichte, durch den ihn sein Weg führte. Und als er durch den Gadebuscher Bach ritt, der über den Weg fließt und an beiden Ufern mit dichtem Erlengebüsch und Birken bewachsen ist, wurde sein Pferd plötzlich unruhig und ängstlich und wollte nicht weiter vorwärtsgehen. Erstaunt über dies ungewohnte Benehmen des sonst gar nicht scheuen Tieres wollte er schon absteigen, um es am Zügel zu führen, als plötzlich aus dem Dickicht ein Wolf hervorsprang und wütend nach dem Pferd schnappte. Der erschrockene Bauer hatte es gar nicht nötig, das Pferd zur eiligen Flucht anzutreiben. Das Pferd lief nun so schnell es konnte, um seinem gefährlichen Feind zu entrinnen. Allein bald waren seine Kräfte erschöpft, so dass der Verfolger es wieder eingeholt hatte und gierig in die Höhe sprang, um ihm die Gurgel aufzureißen.
Da fiel dem Bauern ein, dass er seit vielen Jahren nichts mehr gehört hatte, dass es in dieser Gegend noch Wölfe im Wald gab. Es konnte also nur ein Werwolf sein, nämlich ein Mensch, der sich durch Zauberei in einen Werwolf verwandeln könne. Es ging nämlich das Gerücht im Dorfe um, sein Nachbar sei ein solcher Zauberer, der sich öfters in einen Werwolf verwandele und als solcher die benachbarten Wälder durchstreife und manche Beute nach Hause bringe. Nun hatte ihm ein kluger Mann gesagt, ein solcher Werwolf müsse augenblicklich seine Menschengestalt annehmen und könne keinen weiteren Schaden anrichten, wenn er bei seinem Taufnamen angerufen würde. Als daher der Wolf jetzt sein Pferd wieder angriff und es zu zerfleischen drohte, rief der Bauer rasch: "Bist du das, Ernst N.?"
Kaum waren diese Worte aus seinem Munde, als der Wolf sich in einen Menschen verwandelte und sein Nachbar, dessen Namen er ausgesprochen hatte, zitternd vor ihm stand und ihn flehentlich bat, er möge diese Begebenheit doch nicht erzählen, er wolle ihm auch nie wieder etwas zuleide tun, auch den Schaden, den das Pferd durch seine Bisse erlitten hat, wolle er ersetzen. Der Bauer gab ihm das Versprechen des Schweigens, aber erst nachdem der Nachbar gelobt hatte, sich nie wieder in einen Werwolf zu verwandeln, was er wohl auch gehalten haben wird. Denn danach ist in dieser Gegend nie wieder ein Werwolf aufgetaucht, jedenfalls hat niemand wieder etwas von einem Werwolf gehört.
Der Ort Vietlübbe wird erstmals 1230 als Fitelube erwähnt. Der Name kommt aus dem slawischen und bedeutet "Ort der Familie Vitolub" oder "Ort des Vitelub, des Gewinnliebenden". Eine besondere Sehenswürdigkeit in diesem Ort ist die spätromanische Kirche aus dem zwölften Jahrhundert.