Inhalt
I Der Mann dahinter
II Universales Denken
III Kunst und Technik - Brücken bauen
IV Ethische Bestimmung und landschaftliche Harmonie
V Neue Wege gehen und Schienen legen
Die Murgtalbahn
Die Renchtalbahn
Die Bahnlinie Freiburg - Breisach
VI Die Zähmung der modernen Großstadt
VII Die Macht und die Schönheit des Plans
Heilbronn, Generalbauplan, 1873
VIII Stadtplanung gegen Stadtbaukunst? Camillo Sittes Kritik
IX Vorausschauendes Planen, stufenweise Entwicklung
Mannheim, östliche Stadterweiterung, 1872ff
X Wozu eine Bauordnung, wozu ein Bebauungsplan?
Rostock, Steintor-Vorstadt, 1887
Heidelberg, neuer Ortsbauplan für die Weststadt, 1891/92
XI Umlegung oder Enteignung
XII Verkehrsräume: Straßennetze und Plätze
Rastatt, Entfestigungs- und Entwicklungsplan, 1894
Haslach, Ringstraße, 1912
XIII Die saubere, gesunde und soziale Stadt
Reinhard Baumeister - Biographie
Reinhard Baumeister - chronologisches Schriftenverzeichnis
Literaturauswahl
Abbildungs- und Archivalienverzeichnis
Wer auf Schildern den Schriftzug "Baumeisterstraße" liest, kann davon ausgehen, dass sie nicht dem unbekannten Handwerker dieses altehrwürdigen Berufs gewidmet sind. Also muss es eine Person sein, der eine so große Bedeutung und Bekanntheit beigemessen wird, dass ihr Nachname wie ein Markenzeichen für sich stehen kann.
Einen Hinweis gibt die Lage der so benannten Straßen. Denn fast ohne Ausnahme finden sie sich in der Nähe von Bahnlinien. Seit 1912 heißt eine Straße im Berliner Stadtteil Schöneberg so, die entlang der Wannseebahn verläuft und an die gerade fertiggestellte Reformwohnanlage Ceciliengärten grenzt, seit demselben Jahr die alte Bahnhofstraße Karlsruhes. In unmittelbarer Nähe von Bahnhöfen finden sich Baumeisterstraßen im Hamburger Stadtteil St. Georg, in Rastatt und Rheinstetten.
Dieser Hinweis zeigt auf eine Person: Reinhard Baumeister. Denn genau hier liegt dessen hauptsächliches Verdienst, sein Beitrag zu unserer modernen Welt: das Leben der Menschen in der Stadt wie auf dem Land zu verbessern und beide Sphären einander näher zu bringen. Entscheidende Impulse verlieh er der modernen Stadtplanung ebenso wie dem neuesten öffentlichen Verkehrsmittel, der Eisenbahn. Hierzu hat er mehr und Bleibenderes beigetragen als andere, berühmtere Namen.
Er trat mit eigenen Projekten, Gutachten und Schriften in die Öffentlichkeit. Oft aber blieb er im Hintergrund und lieferte die Grundlage für die praktische Ausarbeitung von Plänen und die Gestaltung von Stadtvierteln. Dies lag in der Profession begründet, die er für sich gewählt hatte, aber auch an der Art, wie er sie ausübte.
Aus diesem Grund und wegen der zeitbedingten Verluste haben sich nicht viele Dokumente erhalten, die Baumeisters Unterschrift tragen und damit seine Urheberschaft zweifelsfrei bezeugen. Vieles muss aus anderen Quellen erschlossen und ergänzt werden. Oft ist auch nicht mehr sicher zu entscheiden, wo sein Anteil an einer Planung begann und wo er endete.
Dieses Buch versucht, dieser besonderen Ausgangslage gerecht zu werden. Aus Anlass von Baumeisters hundertstem Todestag bringt es eine Auswahl der wichtigsten Marksteine aus seinem gebauten und geschriebenen Werk zusammen. Einen vollständigen Überblick hierüber kann es nicht vermitteln, aber doch einen Anstoß geben, diese beeindruckende Lebensleistung weiter zu verfolgen. Letztlich sollte irgendwann Baumeisters Beitrag zu unserem unmittelbaren Lebensumfeld wieder so in das Bewusstsein rücken, wie es seiner Bedeutung entspricht.