Vorwort 13
Von Odessa nach San Francisco 16
Die Ankunft 26
Weiter suchen - die Stille in mir 40
Die Sehnsucht der Seele 86
Umarmung ohne Ende 118
Diese Wände müssen fallen 130
Das Ja-Sagen 140
Ein amerikanischer (Alb)Traum 146
Die andere Freiheit 158
Alles dreht sich ums Geld 166
Alltagsleben 174
Toiletten 194
Ohne Dach überm Kopf 198
Autoland 208
Immer gesund bleiben 218
Wenn alles brennt 230
Kirchenglocken und Klobürste 236
Und wenn ich es lieben müsste? 242
Geh', einfach geh'! 252
Meine Route 258
Und noch etwas 261
Nachwort 262
Die Ankunft
Der frische Wind vom Pazifischen Ozean weht mir ins Gesicht. Ein paar Nackte genießen die Septembersonne am Baker Strand im prestigereichen Stadtteil Presidio. Ich habe es geschafft. Endlich bin ich in San Francisco, wo die berühmten Cable Cars über Berg und Tal fahren und der Sommer kühler als der Winter ist. Das Hotel ist mäßig. Der Service auch. Es gibt kein Frühstück. Aber die Stadt empfängt mich mit strahlendem Sonnenschein. Denn die Nebelschwaden, die San Francisco im Sommer regelmäßig mit einer dicken, wattigen und unglaublich kühlen Schicht überziehen, sind verschwunden. Es ist die perfekte Zeit, ihn zu finden. Es muss sein. Der innere Drang ist nicht zu bremsen. Meine Freunde wissen schon, dass er William heißt und in Charkiw in der Ostukraine Englisch unterrichtet hat. Einigen habe ich davon erzählt, wie er mich beeindruckt hat. Nur ein Paar Schuhe habe er, hat er gesagt. Und er gebe immer gern noch etwas ab von dem wenigen, das er besitze. Macht ihm jemand ein Kompliment über sein T-Shirt, so zieht er es aus und verschenkt es. So jemanden habe ich noch nie getroffen. Irgendwie tief in der Seele berührt mich da etwas. Ich weiß nicht recht, was es ist, aber ich fühle, es ist wahr und es ist richtig. Also habe ich allen Mut zusammen genommen und mir ein Ticket nach San Francisco
gekauft, um in einem mir völlig fremden, unbekannten Land einen mir kaum bekannten Mann zu finden. Bin ich verrückt? Ist alles Einbildung? Verabredet haben wir uns nicht. Aber ich habe gesagt, dass ich nach Kalifornien kommen würde.
Ich bin ja noch in der Ukraine zu dieser Zeit. Ich kann nicht einfach weg. Ich habe einen Job bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, OSZE, und einen Vertrag. Aber der endet ja bald.
Der innere Drang ist unbeschreiblich. Ich kann es kaum erwarten, in San Francisco anzukommen. Und ich habe natürlich auch ein bisschen Angst vor all dem Neuen. So viele Gedanken schwirren wahllos in meinem Kopf während ich packe. Der Koffer soll nicht zu groß sein. Nicht zu viel mitnehmen. Aber das Nötigste und etwas mehr dabei haben. Was ist das alles? Es ist doch immer warm in Kalifornien. Laufschuhe, bequeme Sandalen, dünne Jeans, kurze Hosen, Rock und ein elegantes Kleid müssen auch mit. Man weiß ja nie. Also das kleine schwarze, seidene rein in den Koffer. Passende Schuhe natürlich auch, die schwarzen Lacksandalen, mit denen kann ich auch gut gehen. Shirts mit und ohne Ärmel, alles muss vielseitig verwendbar sein. Ein Rucksack mit dem Laptop, Fotokamera mit kleiner Technik, die ich als Journalistin immer dabei habe. Schließlich will San Francisco fotografiert werden. Es ruft mich ja.
Und jetzt bin ich da, erkunde Schritt für Schritt die Stadt, wie ein Detektiv. Systematisch scannen meine Augen .