Augenblicke auf Korfu

Rezensionen / Stimmen

Frühstück unterm Ölbaum. Die Korfu Aquarelle Hans-Jürgen Gaudecks in der griechischen Kulturstiftung. Von Ingeborg Ruthe, BERLINER ZEITUNG

Lichterlebnis Griechenland, mit diesem zwei Worten ist die lichtflirrende Aquarellkunst des Berliner Hans-Jürgen Gaudeck auf den Punkt gebracht. Jetzt, im nasskalt-grauen Berliner Winter, formt seine Malerei vor unseren Augen Sehnsuchtsorte, die nach Sonne, Wärme, Meer schmecken. Und die griechische Kulturstiftung in Charlottenburg ist der ideale Ort, das Mittelmeer-Land, seine Landschaft und die Menschen einmal durch die Kunst zu feiern, abseits des allgemeinen und allzu opportunen Euro-Finanzkrisen-Bashing gegen Griechenland. Gaudeck war auf Korfu. Jene Insel mit wunderschöner Natur und uralter Geschichte, die einst der schönen Kaiserin Sissi aus Wien und nach ihr selbsts dem dickfelligen Kaiser Wilhelm II. per Jacht aus Berlin auf die Insel mit ihrem verspielten romantischen "Sisi-Schloss" zog und zum Schwärmen brachte, inspirierte den preußischen Aquarellisten zu Motiven von atmosphärischer Dichte, mit Transparenz und Tiefe, Gaudecks flüssige Wasserfarbkreiden, vermischt mit Sand spiegeln traumhafte meditative Momente im mit Licht und Schatten, atemberaubenden Panoramen aufs Meer, auf Berge, Wälder, Olivenhaine - und auf die ursprünglichen Dörfer mit ihren engen Gassen, alten Häfen, Festungen, Zisternen, Klöstern, Häuserfassaden und alten Türen, in deren Holz sich Sonne, Wind und Sand eingegraben haben. Oft machen die Motive den Eindruck, die Zeit sei seit mehr als tausend Jahren stehengeblieben. Als seien es nur die Wolken und ihm Mauersegler mit ihren atemberaubend akrobatischen schwingen, die immer weiterziehen. Endlos und ewig.