SCHLOSS NYMPHENBURG IN MÜNCHENSchloss Nymphenburg am westlichen Stadtrand von München war Sommerresidenz und Wohnsitz der bayerischen Kurfürsten und Könige. 1664 gegründet, wurde Nymphenburg im Zeitalter des Absolutismus nach dem Vorbild des französischen Königshofes zu einer der größten Schlossanlagen Europas ausgebaut. Das Schloss selbst, vor allem aber sein von Gartenkünstlern aus Frankreich entworfener und angelegter Park mit den intimen Schlösschen Pagodenburg, Badenburg, Magdalenenklause und der Amalienburg galten in Europa schon im 18. Jahrhundert als Höchstleistungen der höfischen Kunst.Nymphenburg bietet den Besuchern aus aller Welt Höhepunkte europäischer Kunst des Barock (Gesamtanlage, Parkschlösschen) und des Rokoko (Amalienburg, Festsaal im Schloss). Eine Attraktion für sich ist der Park, eine französische Anlage des Absolutismus, die nach 1800 in genialer Weise als Landschaftsgarten umgestaltet wurde und heute den Münchnern zur Naherholung dient. Im Nymphenburger Marstallmuseum sind Prunkfahrzeuge und Reitausrüstungen der bayerischen Herrscher ausgestellt, mit Glanzstücken europäischer Kunst auch in diesem Bereich.Weltbekannt ist die Nymphenburger Porzellanmanufaktur, die schon im 18. Jahrhundert hier angesiedelt wurde und heute noch am selben Ort produziert. Eine umfassende Kollektion von Nymphenburger Porzellanerzeugnissen (Sammlung Bäuml) ist museal im Marstalltrakt zu sehen und rundet die kunst- und kulturhistorisch orientierte »Schloss- und Museumslandschaft Nymphenburg« ab. Ein eigenes Museum ist dem Maler Erwin von Kreibig (1904-1961) im Südlichen Schlossrondell gewidmet. Zum naturwissenschaftlichen Bereich gehört das >Museum Mensch und NaturDer Name Nymphenburg ist besonders eng mit den Wittelsbachern verbunden, denen einzelne Schlossbereiche heute noch zur Repräsentation und als Wohnsitz dienen. Hier wurde am 25. August 1845 Ludwig II., Bayerns »Märchenkönig«, geboren. Die feierliche Taufe fand im Festsaal des Schlosses statt, und in Nymphenburg verbrachte er einen Teil seiner Jugend.
DIE SCHLOSSGESCHICHTE IM ÜBERBLICK
Unter den bayerischen Kurfürsten des Barock und Rokoko - Ferdinand Maria, Max II. Emanuel, Karl Albrecht, und Max III. Joseph - entwickelte sich auch am Münchner Hof, der zu den glänzendsten in Europa zählte, ein ausgeprägtes Repräsentationsbedürfnis, in dessen Mittelpunkt außer der Residenz in München die zahlreichen Lustschlösser rund um die Stadt standen. Feste und Feiern waren ein fester Bestandteil der höfischen Kultur dieser Zeit und stellten ein Gesamtkunstwerk dar. Das barocke Fest diente dazu, die Größe und den Rang des Herrschers durch möglichst große Prachtentfaltung herauszustellen. Dichtung und Theater, Tanz und Musik, Jagd und Turnier, Wasserspiele und Feuerwerk, Architektur und Gartenbaukunst huldigten vereint der idealen Tugendwelt eines Herrschers.Die Gründung von Schloss Nymphenburg als Sommerresidenz ist der Geburt des langersehnten Thronerben Max Emanuel zu verdanken, der dem bayerischen Kurfürstenpaar Ferdinand Maria und Henriette Adelaide von Savoyen nach zehnjähriger Ehe 1662 geschenkt wurde. Als Bauplatz war die westlich derStadtresidenz gelegene Hofmark Kemnathen vorgesehen, ein Ort auf freiem Feld, damals zwei Stunden von München entfernt.1664 wurde mit dem Bau nach Plänen des Oberitalieners Agostino Barelli begonnen, der für München auch die Theatinerkirche entworfen hat. Das nach italienischen Vorbildern errichtete »Lusthauß Nymphenburg« war zunächst nur ein mächtiger kubischer Pavillon, umgeben von der Hofmarkskirche, einigen Neben- und Wirtschaftsgebäuden sowie einem ummauerten, in geometrischen Formen angelegten kleinen Garten. Um 1679 war das Schloss in seiner ersten Form nahezu fertiggestellt.Während der Regierungszeit des Kurfürsten Max Emanuel (1679 bis 1726) erhielt Schloss Nymphenburg seine heutigen Dimensionen. Unter Leitung des Hofbaumeistes Henrico Zuccalli entstanden ab 1701 nördlich und südlich des vorhandenen Baukörpers jeweils zwei gestaffelte Pavillons, die durch Galerien mit dem Mittelblock verbunden wurden. Charles Carbonet, ein Schüler André Le Nôtres, der unter anderem die Parkanlagen in Versailles entworfen hat, sollte den Garten entsprechend vergrößern und nach den Regeln der französischen Gartentheorie neu gestalten.Als Statthalter der Spanischen Niederlande mit Residenz in Brüssel hatte der Kurfürst seit 1692 das Kunstschaffen in einer der reichsten Kulturlandschaften Europas kennengelernt. Dies kam seinen Kunstschöpfungen in Bayern zugute, als er 1701 nach München zurückkehrte.Durch den Spanischen Erbfolgekrieg wurden die Baumaßnahmen jedoch bald wieder eingestellt, da Max Emanuel die Zeit von 1704 bis 1715 außerhalb Bayerns verbringen musste. Im Pariser Exil lernte er dann aber sogar den neuesten Stand der französischen Hofkunst persönlich kennen. Die Architekten Germain Boffrand, Alexis Delamair, Robert de Cotte und der Gartenarchitekt Claude Desgots, ein Neffe Le Nôtres, waren für ihn planend tätig.Als der Kurfürst 1715 aus Paris nach München zurückkam, begleiteten ihn zahlreiche französische oder in Frankreich geschulte Künstler. Beim weiteren Ausbau seiner Schlossanlagen, so in Dachau, Fürstenried, Nymphenburg und Schleißheim, lieferten sie Werke nach dem neuesten französischen Geschmack. Zu nennen sind der Architekt Joseph Effner, der Gartenarchitekt Dominique Girard, ein Schüler Le Nôtres, der Bildhauer Guillielmus de Grof sowie der Kistler Johann Adam Pichler. Der Kunstschlosser Antoine Motté, die Maler Nicolas Bertin, Joseph Vivien und Francois Roettiers sowie die Bildhauer Charles Claude Dubut und Giuseppe Volpini trugen ebenfalls zur Ausstattung der Schlösser bei. Unter den Freskanten war der Venezianer Jacopo Amigoni führend, doch erhielten auch einheimische Maler wie der Tiroler Johann Anton Gumpp, Cosmas Damian Asam, Nikolaus Gottfried Stuber und Balthasar Augustin Albrecht Aufträge. Veduten fertigten Franz Joachim Beich, Mathias Disel und Maximilian de Geer an. Unter den Stukkatoren nahm der Wessobrunner Johann Baptist Zimmermann den ersten Platz ein. Insgesamt entwickelte sich der Münchner Hof auf diese Weise zu einem Zentrum der Kunst von europäischem Rang.Zusammen mit dem Pariser Gartenarchitekten Dominique Girard konzipierte Hofbaumeister Joseph Effner um 1715 den Gesamtplan für Nymphenburg, einen Idealplan, nach dem der weitere Ausbau erfolgte. Im Einzelnen wurden folgende Maßnahmen durchgeführt: Umgestaltung des Mittelpavillons zum zentralen Punkt der Anlage; Innenausstattung der kurfürstlichen Appartements und Wohnräume; Neubau der Nebengebäude als Hofgevierte, dem Hauptschloss vorgelagert; Anlage eines halbkreisförmigen Rondells als »avant cour« mit Zirkelmauer und fünf Pavillonpaaren.