Clemens Sieler ist ein frühvollendeter Künstler, der ein hochkomplexes Werk mit einer Vielzahl von Drahtobjekten in unterschiedlichen Größen, unzählige Zeichnungen und Skizzen sowie mehrere Bände von Tagebüchern hinterlassen hat. Sein tragischer Freitod im Alter von 30 Jahren ordnet ihn in die Reihe jener jung verstorbenen Künstler ein, deren Konvolut trotz der kurzen Lebenszeit ein immenses und zugleich bedeutendes Werk darstellen. Sein Lehrmeister an der Kunstakademie Münster war Professor Reiner Ruthenbeck (1937-2016), der den konsequenten Weg Sielers gefördert hat. Es sind in erster Linie Sielers filigrane Raumstrukturen, die wie direkte Adaptionen aus der Natur wirken. Einer Spinne gleich knüpft Sieler seine feinen Netze. Unermüdlich knotet er nächtelang von Hand die luftigen Gebilde aus dünnem Eisendraht. Seine Plastiken gliedern sich in Zellordnungen, die dem Bauplan von Bienen zu folgen scheinen. Reisig, Draht oder Metall metamorphosieren zu kokonartigen Raumideen die dem Künstler ein geistiges Refugium bieten. Clemens Sielers Arbeiten befinden sich im Spannungsfeld von industriell gefertigtem Material und organischen Formen, natürlichen Werkstoffen und architektonischen Figuren. Mit seinen Geflechten erschafft Sieler Visionen, die eine Brücke in die Bildende Kunst der Jetztzeit schlagen. Über seinen Suizid 1990 hinaus ist der Geist seiner Arbeiten in zeitgenössischen Positionen spürbar, sind auch seine Reflexionen erstaunlich aktuell. Schnittmengen mit den Werken von Tomás Saraceno und Chiharu Shiota sind ansatzweise gegeben. Immer parallel zu seinen bildhauerischen Objekten entstehen in Sielers kurzem Leben um die tausend Handzeichnungen.
In Berlin geboren, nach dem Tod der Eltern in Münster aufgewachsen und geblieben, lässt Sieler in seinen Tagebüchern den Zeitgeist eines Künstlerlebens in den 1980er Jahren der westdeutschen Vorwendezeit lebendig werden.
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Produkt-Hinweis
Broschur/Paperback
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ISBN-13
978-3-8325-5931-1 (9783832559311)
Schweitzer Klassifikation