Inhalt:
1. Vorwort
2. Kindheit in Eisenberg
3. Amthor Handelsschule in Gera
4. Kaufmann in Eisenberg
5. Privat-Astronom in Gohlis bei Leipzig
6. Wilhelm Winkler in Jena
7. Lebenswerk
7.1 Mitgliedschaften in Organisationen
7.2 Astronomische Leistungen
7.2.1 Sonnenbeobachtungen
7.2.2 Weitere astronomische Beobachtungen
7.3 Wirken im Deutschen und Österreichischen Alpenverein,
Sektionen Leipzig und Jena
7.4 Leidenschaft für Botanik
7.5 Mäzen
8. Nachwirken
8.1 Weiteres Leben der Ehefrau Helene
8.2 Winklersche Sternwarte in Jena
9. Nachwort
Weitere Bilder
Quellen
Fotoverzeichnis
Dank
Unterstützer
Autor
Seine erste veröffentlichte astronomische Beobachtung datiert vom 2. Februar 1876, die neben anderen Beobachtungen in den Astronomischen Nachrichten der Astronomi- schen Gesellschaft in Band 99 gedruckt wurde [AN1881-1910]. Daran ist zu erkennen, dass er recht bald nach seinem Umzug nach Gohlis mit wissenschaftlich verwertba- ren astronomischen Beobachtungen begann. An jenem 2. Februar 1876 beobachtete er Sternbedeckungen durch den Mond, was in der damaligen Zeit durchaus von wissen- schaftlichem Interesse war.
Neben astronomischen Beobachtungen und Berechnungen beschäftigte sich Wilhelm Winkler in Gohlis auch mit Meteorologie, er hatte eine gut ausgerüstete Wetterstation. Hierzu ist die Anekdote überliefert, dass die Regenmengen von Winklers Regensensor häufig von denen des Regensensors der Leipziger Universitäts-Sternwarte abwichen. Der Winklersche Regensensor hatte meist größere Regenmengen aufgefangen als der Regensensor der Universitäts-Sternwarte, die ungefähr zwei Kilometer entfernt war. Alle dachten, dass der Fehler wohl bei Winkler liegen würde. Es stellte sich aber heraus, dass der Regensensor der Universitäts-Sternwarte teilweise von einem darüber liegen- den Dach abgeschattet wurde, so dass er insbesondere bei Seitenwind zu wenig Re- genwasser auffing. Winkler hatte also richtig gemessen, die Universitäts-Sternwarte lag falsch! Später gab er die Wettermessungen dann aber auf, weil sie seiner Meinung nach zu viele Daten produzierten, die nicht so exakt wie die astronomischen Messdaten wa- ren, eine Auswertung war damit schwierig. Die Angewohnheit des frühen Aufstehens, wie sie für die Wettermessungen erforderlich war, behielt er seitdem bei [Sachse1933]. Zu Beginn des Jahres 1878 begann er mit regelmäßigen Sonnenbeobachtungen, wobei er die Sonnenfleckenrelativitätszahlen und noch Weiteres bestimmte [Winkler1894a]. Dies tat er seitdem regelmäßig bis an sein Lebensende. Die ersten vier Jahre übermittel- te er seine Sonnenbeobachtungsdaten an Herrmann Leppig von der Leipziger Univer- sitäts-Sternwarte, ab 1882 an Prof. Rudolf Wolf (1816 - 1893), nach dessen Tod an Prof. Alfred Wolfer (1854 - 1931) von der Eidgenössischen Sternwarte in Zürich. Diese veröf- fentlichten seine Messdaten in den Astronomischen Mitteilungen der eidgenössischen Sternwarte Zürich [Wolf1878-1911], und betrachteten ihn als einen ihrer eifrigsten, un- entgeltlichen Mitarbeiter. Prof. Rudolf Wolf war der Spezialist für die Sonnenaktivität dieser Zeit. Es war zwar schon vor seiner Zeit bekannt, dass die Sonnenaktivität periodi- schen Schwankungen unterlag, aber er ermittelte die exakte Dauer einer Periode von 11 + 1/9 Jahr und fand Zusammenhänge mit dem irdischen Magnetfeld sowie Polarlichtern heraus. Dazu bediente er sich neben eigenen Beobachtungen alter Literatur, und vor allem scharte er viele freiwillige Beobachter um sich, die die Sonnenbeobachtungen nach seiner Berechnungsmethode unterstützten.