Vorwort . 6
Für sie . 8
Das Sicherheitssystem Auto . 11
Die Knautschzone - Gezielte Verformung beim Auto . 13
Der Airbag - Lebensrettung mit Knall . 19
Funktionsweise . 20
Mögliche Verletzungen durch Airbags . 25
Kinder . 29
Der Gurt - Unverzichtbarer Halter . 31
Außerhalb des Durchschnitts . 33
Richtig sitzen . 36
Immer anschnallen . 37
Crashtests: Die Abschlussprüfung für Autos . 39
Passive Sicherheitssysteme . 41
1. Frontalcrash mit simulierter Ausweichbewegung des Unfallgegners . 43
2. Frontalcrash mit einem festen Objekt . 44
Seitencrash . 45
Pole Test . 46
Whiplash Test . 47
Aktive Sicherheitssysteme zur Unfallvermeidung . 48
Der "Mensch" beim Test . 51
Gender Gap: Mit Frauen testen . 53
Wahre Unfall-Geschichten und Tipps von Profis . 57
. plötzlich wurde mir die Verantwortung als Fahrer bewusst . 58
. ich spüre Schmerzen, ich bin noch am Leben . 61
. ich lag drei Tage im Koma, ich wusste nicht mehr, was passiert war . 63
Psychologische Betreuung nach einem Unfall . 65
Die 4 Bs nach einem Unfall . 68
Kinder und Unfälle . 69
Im ersten Moment . 72
Die Nachwirkungen . 76
Als Bezugsperson längerfristig helfen . 78
Wenn das Kind keine Hilfe annimmt . 80
Schwere Unfälle und Verlust . 82
Verlorene Leben . 87
Andrea Lang . 88
Katrin Koch . 97
Sigrun Benesch . 110
Unfälle - Wie man sie vermeiden kann . 119
Die Qualität des Autos . 120
Verhalten in besonderen Situationen . 121
Wetter, Nässe und Licht . 122
Ablenkung am Steuer . 127
Leben retten . 128
Expertinnen, Experten und Mitwirkende . 129
Dr. Maximilian Lang . 130
Mag. Marion Seidenberger . 131
Ing. Steffan Kerbl . 131
Mag. Krimhild König . 132
Sabine Peterbauer . 133
Quellen . 135
Immer anschnallen
Hatten Sie vielleicht schon einmal die Situation, dass sich jemand im Auto nicht anschnallen wollte? Hat man es hier mit anderen Erwachsenen zu tun, glaubt mancher vielleicht, dass jeder selbst entscheiden kann, inwieweit er oder sie sich freiwillig in Gefahr bringt.
Allerdings denken nur die Wenigsten daran, dass nicht angeschnallte Personen auch eine Gefahr für die anderen Mitfahrenden darstellen.
Die Sitzkonstruktion hält keine großen Belastungen aus, während der Gurt aber zu 100 Prozent den Menschen im Sitz hält. Ist also die fahrende Person angeschnallt und die Person hinter dem Fahrersitz nicht, entsteht bei einem Unfall folgende Situation:
Wiegt die Person am Rücksitz 70 kg und fährt das Auto etwa 50 km/h, wird die hintere Person bei einem Auffahrunfall mit 30 g gegen den Fahrersitz geschleudert. Das bedeutet umgerechnet ungefähr zwei Tonnen Gewicht, die gegen die Rückenlehne der Fahrerin oder des Fahrers krachen. Der Sitz gibt bei so einer großen Belastung nach und die Person vorne wird zwischen dem Menschen hinter ihr und dem Gurt, der natürlich hält, eingequetscht.
Daraus können Rippenbrüche folgen, im schlimmsten Fall wird die Lunge durch eine Rippe beschädigt. Und da reden wir nur von einer normalgewichtigen Person. Je schwerer die unangeschnallte Person auf der Rücksitzbank ist und je größer die Geschwindigkeit, desto verheerender die Auswirkungen.
Auch die Kopfstütze büßt viel von ihrer Funktion ein: Knallt der Mensch am Fahrersitz mit dem Hinterkopf dagegen und derjenige auf der Rückbank mit dem vorderen Teil des Kopfes, ist das bei so einer Kraft, als würden die beiden Köpfe mit nur ein bisschen Schaumdämpfung dazwischen fast direkt aneinanderkrachen.
Es geht also nicht nur um das Recht zur Selbstbestimmung, sondern um das Leben der in der vorderen Reihe sitzenden Personen.
Man gefährdet unangeschnallt nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen Menschen im Auto. Dessen sollten sich alle bewusst sein, die leichtfertig auf den Gurt verzichten.
[.]
Gender Gap: Mit Frauen testen
Das Thema Gender Gap in der Fahrzeugsicherheit wird heiß diskutiert. "Mit einer "Frau" zu testen ist eine freiwillige Leistung des Euro NCAP. Es ist also rein gesetzlich nicht vorgeschrieben, männliche und weibliche Körper gleichwertig in Tests einzusetzen", erzählt der Crashtestexperte Max Lang.
Das bedeutet, dass die passive Sicherheit eigentlich hauptsächlich an männliche Körper angepasst ist. Man kann also nur schwerlich behaupten, dass mit den momentanen Testmethoden ein Durchschnitt aller Menschen abgedeckt ist.
Außerdem sitzt immer ein männlicher Dummy am Steuer. Wie sicher Frauen in dieser Position sind, ist also vollkommen offen.
Auch diskussionswürdig ist die Bauweise eines weiblichen Dummys. Nur Körperform, Gewicht und Brustausprägung machen einen Mann nicht zur Frau - der weibliche Dummy ist bisher nur ein leichterer, kleinerer und ein wenig anders geformter Mann.
"Es wird aber bereits in Holland und Schweden in Kooperation mit Dummy-Entwicklern an einer Verbesserung gearbeitet und untersucht, inwiefern ein weiblicher Körper sich tatsächlich aus sicherheitstechnischer Perspektive von männlichen Körpern unterscheidet. Es wird bei diesen Untersuchungen die Biomechanik überprüft und überlegt, wie man etwa Brust und Becken eines weiblichen Dummys neugestalten könnte. Wird hier entschieden, dass ein besserer weiblicher Dummy auf den Markt kommt, müssen auch alle Crash-Labors bereit sein, diesen zu kaufen, was jedoch nicht so einfach passiert, es geht hier ja um viel Geld", erzählt der Techniker Max Lang.
Die Gründe für die Vernachlässigung von Frauen im Crashtest sind ebenso einfach wie riskant. Das System hat sich in einer Zeit entwickelt, in der vermutlich tatsächlich mehr Männer als Frauen autogefahren sind. Man müsste alles doppelt testen, damit der weibliche Dummy auch am Steuer sitzen kann. Doch doppelt so viele Tests bedeuten doppelte Kosten.
Ebenso hält sich leider der Glaube, dass kein besonders großer Unterschied in der Sicherheit zwischen Fahrer/-in und Beifahrer/-in besteht. Das rührt auch daher, dass das Lenkrad und die Pedale durch die Sollbruchstellen und die kontrollierte Verschiebung des Lenkrads scheinbar schon sicher genug sind.
Was dabei leicht vergessen wird: Der Fahrersitz ist immer noch der gefährlichste Platz im Auto.
Die Konstellation der beiden Sitze ist zwar ähnlich, aber der Unterschied in den Belastungen entsteht nicht nur durch die Größe und das Gewicht der Dummys, sondern ist auch abhängig vom Sitzplatz.
Beim Fahrersitz schießt im Falle eines Unfalls der Airbag aus dem Lenkrad und das Lenkrad ist näher an der lenkenden Person als das Armaturenbrett beim Beifahrer. Außerdem passiert bei sehr vielen Unfällen eine Kollision mit dem Gegenverkehr, daher wird der Fahrer öfter getroffen. Diese Unterschiede sind für die Autoindustrie jedoch leider kein Grund, doppelten finanziellen und zeitlichen Aufwand zu betreiben. Doppelte Tests wären somit dringend notwendig, um die Sicherheit der Frauen an jedem Platz im Auto zu prüfen.
Wirklich aussagekräftig werden die zusätzlichen Tests erst, wenn weibliche Dummys einen tatsächlich weiblichen Körper bekommen würden.