Vorwort ... 4
Beifahrer Gästebuch ... 7
Safety Guide ... 69
Die Knautschzone - Gezielte Verformung beim Auto ... 71
Der Airbag - Lebensrettung mit Knall ... 77
Der Gurt - Unverzichtbarer Halter ... 89
Außerhalb des Durchschnitts ... 91
Richtig sitzen ... 94
Immer anschnallen ... 95
Crashtests: Die Abschlussprüfung für Autos ... 97
Aktive Sicherheitssysteme zur Unfallvermeidung ... 106
Psychologische Betreuung nach einem Unfall ... 115
Unfälle - Wie man sie vermeiden kann ... 119
Die Qualität des Autos ... 120
Verhalten in besonderen Situationen ... 121
Leben retten ... 131
Fahrtenbuch und Kostencheck ... 133
Expert*innen und Mitwirkende ... 144
Quellen ... 146
Safety Guide
Wissen Sie eigentlich, wie Ihr Fahrzeug es schafft, die Insassen bei einem Unfall zu schützen? Dank der ausgeklügelten Sicherheitssysteme im Auto gehen selbst schwere Unfälle oft glimpflich aus - häufig wissen autofahrende Personen allerdings nicht, wie diese Schutzmaßnahmen aussehen und was man tun kann, um deren Wirksamkeit zu erhöhen. Die passiven Sicherheitssysteme sorgen dafür, dass die Insassen so gut wie möglich geschützt werden, wenn der Unfall nicht mehr zu verhindern ist. "Nur die Kombination Knautschzone und deren gezielte Verformung beim Crash, Airbags und Gurt sichern die hohen Überlebenschancen bei schweren Unfällen", erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.
Neben den Sicherheitssystemen für die Insassen gibt es etwa auch schon "fußgängerfreundliche" Motorhauben, die aufspringen und so den Aufprall entschärfen. "Trotz der Tatsache, dass wir schon so lange an der Fahrzeugsicherheit arbeiten, besteht noch immer viel Handlungsbedarf. Schwachstellen sind überall, besonders die ungeschützten VerkehrsteilnehmerInnen, also Fahrradfahrer/-innen und Fußgänger/-innen, sind hier ein Problem", erzählt der Experte. Motorhauben sind weniger gefährlich als der Motorraum darunter.
"Motorhauben sind recht 'weich', das Blech gibt erstaunlich viel nach. Trifft man aber mit dem Kopf genau auf die Stelle, an der darunter die Batterie sitzt, ist es wie Stein - daher kann eine aufspringende Motorhaube, die schon in manchen Autos eingebaut ist, oft das Schlimmste verhindern", erläutert der ehemalige Chef-Techniker des ÖAMTC Max Lang. Er weiß aus eigener Erfahrung, was ein Verkehrsunfall bedeuten kann: Seine erste Frau Andrea ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Nicht nur als Experte, sondern auch als Angehöriger liegt ihm die Sicherheit im Auto besonders am Herzen. Er fasst zusammen: "Es kommt der Widerspruch auf, dass das Auto einerseits stabil, andererseits auch weich für ungeschützte Verkehrsteilnehmer sein soll."
Es bleibt die Erkenntnis: Man kann froh sein, dass all diese Schutzsysteme in einem PKW da sind, aber meist versteht man nicht wirklich, wie sie funktionieren. Wir werfen daher einen genauen Blick auf die wichtigsten Sicherheitssysteme im Auto: Knautschzone, Airbag und Gurt.
Die Knautschzone - Gezielte Verformung beim Auto
Der Unfall ist vorbei und man betrachtet erstmals das eigene Auto. Die Front zerfleddert, eingedrückt, es sieht nach einem Wunder aus, dass man unverletzt aus der Situation herausgekommen ist. "Es war ein Frontalcrash. Das andere Fahrzeug war bis zum Mitteltunnel eingedrückt, unser Auto fahrunfähig durch den deformierten Kotflügel. Dadurch wurde auch die Lenkung blockiert", erzählt der 37-jährige Stefan W. über seinen Unfall. Zusätzlich waren Motorhaube und Kühlergrill deformiert oder fielen sogar ab. Beide Autos waren ein Totalschaden und stark beschädigt, Airbag gab es keinen. Doch niemand wurde dabei verletzt. Wie ist das möglich?
Der Begriff "Knautschzone" ist vermutlich den meisten Menschen schon zu Ohren gekommen - aber lange nicht so viele wissen, wie genau uns die gezielte Verformung des Autos schützt. Ist es ein gutes oder schlechtes Zeichen, wenn die Front des Wagens nach dem Unfall völlig zerstört ist? Und was genau passiert, wenn die Knautschzone zum Einsatz kommt?
Die Knautschzone ist 1952 aus einer patentierten Idee des Ingenieurs Béla Barényi entstanden. Als eine der drei wichtigsten passiven Sicherheitssysteme im Auto kann eine gute Knautschzone entscheidend über Leben und Tod sein. Bei einem Frontalcrash wird durch die gezielte Verformung des Autos dem Aufprall etwas von seiner Härte genommen, denn sie baut die kinetische Energie, die durch den Zusammenstoß entsteht, so gut wie möglich ab.
"Die häufigsten Unfälle sind Frontalcrashs und diese sind auch die gefährlichsten. Es muss unglaublich viel Energie abgebaut werden, vor allem, wenn sich beide Aufprallgegner bewegen", erzählt der ehemalige ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang.
Die Knautschzone bezeichnet den Bereich des Autos, der sich bei einem Aufprall "zusammenknautscht" und so die Fahrgastzelle schützt. Sowohl die Front als auch das Heck eines Autos schützen die Insassen mit dieser gezielten Deformation. Bei einem Frontalcrash wird etwa im vorderen Bereich des Autos der Motorraum zusammengedrückt.
Die ersten Zentimeter der Knautschzone sind relativ "weich", bei der Kollision dringt der Unfallgegner also recht einfach in den Frontbereich ein. Je näher aber das Hindernis zur Fahrgastzelle kommt, desto steifer wird die Knautschzone - so wird die Energie des Aufpralls im "weicheren" Bereich abgebaut, aber durch die rechtzeitige Verhärtung ein Kontakt mit dem menschlichen Körper verhindert.
Das Ziel ist es, den Fahrgastbereich völlig unversehrt zu lassen, sodass die Insassen gar nicht erst in Berührung mit dem Hindernis kommen.
Außerhalb des Durchschnitts
Die passive und aktive Sicherheit wird stetig verbessert und immer mehr Komponenten werden zu einem fixen Bestandteil im Sicherheitssystem Auto. Doch ein Grundproblem wurde bis jetzt noch nicht ausreichend berücksichtigt: der Schutz der Menschen außerhalb des Durchschnitts.
Denn die Sicherheitssysteme sind nur für eine konkrete menschliche Figur ideal: der 50-Prozent-Mann. Das ist die statistisch gesehen häufigste männliche Körperstatur, die auch noch lange kein hohes Alter erreicht hat. Vor ein paar Jahren war das noch sinnvoll. In der Entscheidung, möglichst viele zu schützen, musste das Auto in einer Form konstruiert werden. Heute wäre es aber möglich, das Auto an verschiedene Nutzer anzupassen.
Der Crashtestexperte Max Lang setzt sich energisch für die Einführung adaptiver Rückhaltesysteme ein. "Es gibt schon die notwendige Technik, um das in die Realität umsetzen zu können. Beispielsweise existieren bereits Sensoren, die das Gewicht feststellen können, und es kann über die Gurtlänge und die Position des Sitzes auf der Sitzschiene auch die Größe festgestellt werden. Je nachdem, wie weit der Gurt ausgezogen ist, kann man auch bemessen, ob die Person dicker oder dünner ist."
Mit Erkenntnissen wie diesen könnte das Auto den Airbag anders ausfahren lassen, also die Stärke und Geschwindigkeit variieren. Zusätzlich gibt es auch beim Gurtstraffer und beim Gurtkraftbegrenzer Möglichkeiten, die Stärke anzupassen und so jede Insassin und jeden Insassen gleich effektiv zu schützen.
In klassischen Rückhaltesystemen sieht das anders aus: Bei schwangeren Frauen oder fülligeren Menschen sitzt der Gurt meistens falsch, weil dieser durch den Bauch runtergedrückt wird und der Druck des zurückhaltenden Gurts nicht wie geplant auf den Hüftbereich geht, sondern in die ungeschützten Bereiche unterhalb des Beckens.
Auch die Kopfstützen sind nicht für jeden gleich hilfreich. Anfangs waren die Kopfstützen oft nur sehr niedrig einstellbar, denn eine weit herausgezogene Kopfstütze musste umso stärker in den Sitz verankert werden. Durch eine schlechte Verankerung wurde der Halt schwächer und der Kopf nicht gut genug gestützt.
Bei einem Heckcrash wandert der Kopf immer nach oben, daher kann eine falsch eingestellte Kopfstütze schnell eine verheerende Wirkung haben.
Tatsächlich wurden bereits die vom Experten beschriebenen adaptiven Rückhaltesysteme getestet, mit dem Ziel aufzuzeigen, dass es nur für eine durchschnittliche Personengruppe eine optimale Sicherheit gibt. Denn je mehr man von diesem "Durchschnittsmenschen" abweicht, desto schlechter ist man tatsächlich gesichert.
Der vergleichende Test zwischen klassischen und individualisierbaren Sicherheitssystemen sollte einen Anstoß Richtung Autoindustrie geben, um die schon vorhandenen Möglichkeiten auch endlich einzusetzen.
Unfälle - Wie man sie vermeiden kann
Wie ist man sicher und unfallfrei unterwegs? Eine Frage, die nie befriedigend beantwortet werden kann, denn Menschen machen Fehler. Fehler können zu Unfällen führen oder auch nicht - und es ist immer auch ein wenig Glück dabei. Selbst wenn man sicher und gut fährt, kann jemand aus dem Nichts auf die eigene Spur rasen und einem jegliche Entscheidungsgewalt nehmen.
Selbst die neuesten Winterreifen kommen gegen manche Straßenbedingungen nicht an und sogar die besten Autofahrerinnen und Autofahrer sind am Ende des Tages nur Menschen, die Fehler machen. Trotzdem kann man mit einem angepassten Fahrverhalten und einem richtig ausgestatteten Auto das Unfallrisiko zumindest verringern. Für viele Situationen gibt es Tipps, die man befolgen und somit die Wahrscheinlichkeit, in einen Unfall zu geraten, ein wenig verringern kann.
Die Qualität des Autos
Nutzt man die passive Sicherheit in ihrem vollen Ausmaß, wie etwa mit der richtigen Sitzhaltung oder indem man ausnahmslos angeschnallt fährt, ist schon viel gewonnen. Diese Sicherheitssysteme funktionieren am besten, wenn sie auf dem neuesten Stand sind:
"Natürlich ist man immer am sichersten unterwegs, wenn man ein 5-Sterne Auto kauft. Da hat man sowohl eine gute passive Sicherheit als auch viele Assistenzsysteme, die Unfälle oftmals verhindern können. Fährt man also mit alten Autos, verzichtet man auf enorm viel technischen Vorsprung, und der finanzielle Vorteil, der im Moment des Kaufes besteht, wirkt sich wiederum stark negativ auf die Fahrzeugsicherheit aus", betont der ehemalige ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang.
Wenn alte Autos nach den neuen Kriterien getestet werden, sind die Ergebnisse, wie zu erwarten, katastrophal. Das ist hauptsächlich wegen der meist vollständig fehlenden aktiven Sicherheitssysteme so, aber auch in allen anderen Bereichen schneiden alte Autos deutlich schlechter ab.
Neue Autos sind jedoch für viele Menschen ein zu großer finanzieller Aufwand. "Man kann natürlich nicht sagen, dass alle neue Autos kaufen sollen. Es gibt ungefähr doppelt so viele Gebrauchtwagenkäufe wie Neuwagenkäufe, da es für viele keine andere Möglichkeit gibt. Aber man kann zumindest darauf achten, dass die Sicherheitsvorkehrungen, die vorhanden sind, problemlos funktionieren. Einen besonderen Fokus sollte man bei älteren Autos auf die Reifen legen", empfiehlt Max Lang.
Bei Reifen sollte nicht gespart und auch nicht unterschätzt werden, wie schnell diese nicht mehr hundertprozentig ihren Zweck erfüllen. Reifen müssen oft trotz eines guten Profils getauscht werden, da sowohl bei Benutzung als auch allein durch die fortschreitende Lebensdauer eines Reifens der Weichmacher in der Gummimischung reduziert wird und sich der Gummi deshalb verhärtet. Dadurch haben auch alte, wenig gefahrene Reifen nicht mehr die notwendigen Oberflächeneigenschaften, um für eine sichere Fahrt zu sorgen. Außerdem passiert innerhalb von wenigen Jahren sehr viel bei der Entwicklung von Autoreifen.
Da Reifen eine geringere finanzielle Belastung darstellen, sind sie viel eher zu tauschen als ein ganzes Fahrzeug.
Verhalten in besonderen Situationen
Unter normalen Umständen existieren für sicheres Fahren genau die Regeln, die den meisten Fahrerinnen und Fahrern wohl sowieso schon bekannt und in der Straßenverkehrsordnung beschrieben sind. Dass man etwa nicht zu schnell und riskant fahren soll, sich nur im nüchternen Zustand hinters Steuer setzen darf oder das Fahrzeug in Ordnung sein muss, sind nur ein paar Beispiele der Verhaltensregeln, die man in der Fahrschule ab der ersten Minute vermittelt bekommt.
Doch ungünstige Wetterbedingungen und die persönliche Situation können Fahrerinnen und Fahrern oft einen Strich durch die Rechnung machen - und sicheres Autofahren zu einer wahren Herausforderung werden lassen.