Endlich, endlich hatte ich es geschafft und einen
Vertrag als Journalistin bekommen. Endlich kein Praktikum
mehr! Seit dem 1. März 2020 hatte ich eine
richtige Stelle! Na ja, ich hatte mir den Job anders
vorgestellt. Spannender, dass ich etwas bewegen
könnte, noch besser: direkt im Zentrum des Weltgeschehens
oder so. Stattdessen war ich im Zentrum
diverser Vereine gelandet, über deren "spannende"
Hauptversammlungen ich berichten sollte . aber
nicht konnte, weil diese nicht stattfinden durften. Wegen
Corona. Alle im Lockdown. Also, kaum einen Job
und schon in Kurzarbeit. Das einzig dazu passende
Wort wollte ich nicht in den Mund nehmen. "Herr
im Himmel", knurrte ich, "warum ausgerechnet jetzt
dieses blöde Virus?" Da läutete mein Handy. Ohne
eine angezeigte Nummer. Nicht mal unterdrückt. Es
klingelte einfach so. Seltsam. "Hallo, Julia hier", meldete
ich mich neugierig. "Gott, Herr im Himmel hier",
kam die Antwort. Ich stutzte: "Okay, guter Einstieg.
Sie haben meine Aufmerksamkeit, Herr Gott." "Ich
spreche mit Julia vom Abendkurier, richtig?" "Ja ."
"Wunderbar. Wissen Sie, ich telefoniere nicht so häufig.
Da frage ich lieber noch einmal nach. Jedenfalls
möchte ich, dass Sie ein Interview mit mir machen.
Für den Abendkurier.".