Prolog
Eidechsen . überall! Er hasste Eidechsen! Jetzt, in der Dämmerung, kamen die abscheulichen Viecher aus ihren Felslöchern, gaben fauchende Laute von sich, und suchten nach Nahrung in dem weichen Sand an Spaniens Küste. Verraten würden sie ihn nicht. Um diese Uhrzeit waren sie außer ihm die einzigen Lebewesen an diesem Strand. Er musste den Ekel überwinden und sie ignorieren. Diese Abscheu verdankte er seinen Eltern. Wenn die Biester im Garten auftauchten - und das taten sie täglich -, schickten sie ihn, um sie zu verjagen.
Dabei passierte es eines Tages. Eines der bösartigen Viecher verbiss sich in seinen Finger. Eigentlich hatte er nur die Schuppen anfassen wollen. Selbst schuld. Den kleinen Hals umzudrehen fiel ihm leicht.
Das leise Brummen des Motorbootes holte ihn zurück in die Realität. Lautlos glitt der Anker auf den Grund des Meeres. Das Paket lag schon im Dingi, das hinter dem Boot in den Wellen dümpelte. Er kletterte hinein, löste den Knoten, warf den Außenbordmotor an und steuerte aufs Ufer zu. Dort angekommen begann er, das schwere Bündel aus dem Boot zu wuchten. »Selbst jetzt machst du noch Ärger, hijo de puta«, fluchte er, während ihm der Schweiß von der Stirn tropfte. Einen Wimpernschlag lang gönnte er sich Ruhe, sah sich angespannt um.
Sein Herz raste. Die Echsen hielten Abstand.
Zum Glück!
Geräuschvoll atmete er tief ein, nahm sein Schweizer Messer aus der Hosentasche und durchschnitt die Kordel. Bedächtig, fast rituell schälte er den Toten aus der grauen Hülle. Das knisternde Geräusch des Plastiks ließ seine Haut prickeln und er schauderte. Beim Anblick der Leiche sog er zischend die Luft ein. Mit letzter Kraft zog den toten Körper hinter einen Felsen. Aus wenigen Metern Entfernung betrachtete er sein Werk.
»Die Füße! Maldito!«
Wütend stapfte er durch den feuchten Sand und vollendete sein Werk. Hektisch, aber gründlich verwisch-te er alle Spuren und verschwand in die einsetzende Nacht.