»Ich besaß ein großes Landhaus in den katalanischen Bergen und steckte
es in Brand.« Und zwar mit der Geliebten darin. Das ist der großartige Beginn
der aberwitzigen Geschichte eines jungen Dichters, der verzweifelt
nach Orientierung sucht »auf dem Weg der Desorientierung, zu dem die
Liebe fuhrt« - und das ohne Hilfsmittel außer einer Übersichtstabelle
zur Klassifizierung weiblicher Liebenswürdigkeiten. Um der Justiz
zu entkommen, besteigt er als Dame verkleidet einen Zug nach Barcelona
- »die beste Stadt der Welt« - und trifft im Abteil auf eine Frau, die seinem
Opfer seltsam ähnelt, sowie auf einen alten Bekannten, der ihn sogleich zu verführen
sucht . Mit seinem ureigenen obsessiv-rauschhaften Schreibstil
gelang dem damals 26-jährigen Autor eine hochmoderne
Mischung aus karnevaleskem Kolportage-Thriller und philosophischem Reiseroman.
Der Herbst in Barcelona (1908/1909) war fast 100 Jahre vergessen. Die
Neuedition dieses von Alfred Jarry und Guillaume Apollinaire beeinflußten
Kurzromans wurde in Katalonien als die größte literarische Wiederentdeckung
aus dem 20. Jahrhundert gefeiert, als ein avantgardistisches
Werk vor der Avantgarde.
Sprache
Verlagsort
Wuppertal / Wien
Deutschland
Zielgruppe
ISBN-13
978-3-938375-66-2 (9783938375662)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Francesc Pujols (1882-1962) war in Barcelona schon früh als genialer Dandy
und Bürgerschreck bekannt. Nach seinen Gedichten (1904) erschien unter
dem Pseudonym Augusto de Altozanos der obszön-philosophische Roman
Der neue Pascual oder Die Prostitution (1906). Dieser hatte Einfluß auf die
spanischsprachige Moderne beider Kontinente und Autoren wie Miguel de
Unamuno, Ramon Gomez de la Serna und Macedonio Fernandez. Eine
Essenz der Ästhetik von Pujols gibt der Essay Die künstlerische und religiöse
Vision des Gaudí (1927). Das Allgemeine Konzept der Katalanischen Wissenschaft
(1918) über eine spezifisch katalanische Geistestradition seit Ramon
Llull beeinflußte eine ganze Generation von Intellektuellen. Salvador Dali
verehrte Pujols als »das größte philosophische Genie unserer Zeit«.
Herausgeber*in
Nachwort von
Illustrationen
Übersetzung