Vorwort des Herausgebers: »Schritt für Schritt kam die Vernichtung heran.«
Julius Ritter von Payer - fürwahr: von der traurigen Gestalt Julius Payer: Die Entdeckung von Franz Joseph-Land
Auf offener See
Im Eismeere
Das »Treiben« im Nowaja-Semlja-Meere
Die Zeit der Eispressungen
Die erste Winternacht
Die Wiederkehr des Lichtes und das Frühjahr 1873
Neue Länder
Der Herbst und das erste Betreten des Landes
Die zweite Winternacht
Sonnenaufgang 1874. Beschluss, das Schiff zu verlassen Schlittenreisen zur Erforschung des Franz Joseph-Landes
Die erste Schlittenreise
Die zweite Schlittenreise
Im äußersten Norden
Die Rückreise zum Schiffe
Die dritte Schlittenreise
Die letzten Tage auf dem »Tegetthoff«
Die Reise im Eismeere
Über das offene Meer
Editorische Notiz
Anhang: Reisedaten, Lebensdaten, Weiterführende Literatur
Auf offener See Im Jahre 1868, während der Aufnahme der Ortler-Alpen, drang einst ein Zeitungsblatt mit einer Nachricht von der deutschen Vorexpedition Koldeweys bis zu meinem im Gebirge gelegenen Zelte. Ich hielt den Hirten und Jägern, die meine Begleitung ausmachten, abends beim Feuer einen Vortrag über den Nordpol, von Staunen erfüllt, wie es Menschen geben könne, die weit mehr als andere befähigt seien, die Schrecken der Kälte und Finsternis zu ertragen. Damals hatte ich noch keine Ahnung, dass ich schon ein Jahr später selbst Teilnehmer einer Nordpol-Expedition sein würde, und ebenso wenig konnte Haller, damals einer meiner Jäger, voraussetzen, dass er mich auf meiner dritten Reise begleiten würde. So war es auch jetzt wieder bezüglich jener dreiundzwanzig Männer, die am 13. Juni in Bremerhaven zeitig morgens das Schiff betraten, um ihr Geschick mit diesem zu verbinden, und zwar bis zum Ende; denn durch einen Revers hatten wir uns sämtlich verpflichtet, auf jede Expedition zu unserer Rettung zu verzichten, falls wir selbst unvermögend wären, zurückzukehren. Das ideale Ziel unserer Reise war die nordöstliche Durchfahrt; ihr eigentlicher Zweck aber galt der Erforschung der Meeresteile oder Länder im Nordosten von Nowaja-Semlja. Ein heiterer Tag lag über uns; keines Auguren Stimme hätte die frohen Hoffnungen zu steigern vermocht, welche jeden von uns belebten. Freunde aus Österreich und Deutschland waren gekommen, uns ein letztes Lebewohl zu sagen. Geräuschlos, schlicht, wie es das Versprechen stets sein soll vor erfüllter Tat, war unser Auszug. Um sechs Uhr morgens zog der »Tegetthoff« durch die Schleusen, dann die Weser hinab, geschleppt von einem städtischen Dampfer. Mit jener hohen Befriedigung, wie sie nur in der endlichen Erfüllung eines jahrelangen Planes liegt, schwammen wir den weiten Stromhinab. Da lagen dieselben Auen, Bäume, Wiesen, die uns einst bei der Rückkehr von Grönland so sehr entzückt hatten. Doch unbeirrt sahen wir alle Reize der Schöpfung sich verjüngen und erlöschen, mehr und mehr sank das Land hinter uns; abends war die deutsche Küste unsern Blicken entschwunden. Mit dem Gefühl des Scheidens für lange Zeit, doch nicht aus dem Gedächtnisse Unserer Heimat, wandten wir unsere Gedanken der Entwicklung unseres neuen Lebens in dem engen Raum eines Schiffes zu; jeden beseelte der Wunsch nach Arbeit und Eintracht. Wie oft fortan unsere Reise abhängig sein würde vom Unberechenbaren und Geringfügigen, wurden wir schon jetzt inne, als wir bei fast völliger Windstille und ohne Dampf in das geringe Fahrwasser Helgolands gerieten. Was wäre aus der Expedition geworden, hätten wir nicht noch rechtzeitig wahrgenommen, dass wir nurmehr wenige Fuß Wasser unter dem Kiele hatten!