In diesen eigensinnigen Erzählungen treffen wir auf Katzen, Hühner, Schweine, aber auch auf Menschen mit verwirrendem Taktgefühl, widerspenstiger Klugheit oder poetischer Unvernunft. Sie alle bewegen sich durch Szenen, in denen Logik keine Leitplanke mehr ist - und gerade darin liegt ihr Reiz.
Mit feinem Spott, gedanklicher Tiefe und einem Gespür für das Absurde entwirft dieses Buch kleine Welten, in denen das Alltägliche ins Fantastische kippt - und der Mensch sich wundert, warum das Tier ihn besser versteht als er sich selbst.
Reihe
Sprache
Illustrationen
Maße
Höhe: 226 mm
Breite: 160 mm
Dicke: 11 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-7693-6168-1 (9783769361681)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Beim Träumen oder in der Routine, bleibt die Konzentration auf der Strecke und macht Platz für freie Gedanken. Der Kater des Autors hatte so eine Routine. Fast jede Nacht, in der Regel, wenn die Turmuhr sich drei Mal bemerkbar machte, legte er sich rücklings ganz in die Nähe des Schlafenden, weckte ihn mit einem Hieb auf dessen Nase und wollte damit sagen, dass die Zeit gekommen war, seinen Bauch eine Stunde rauf und runter zu streicheln. Das große schwarzweiße Tier maß eine Bauchlänge von 30 Zentimeter, die während gut 300 Nächten im Jahr eine Stunde lang mit der Hand einmal nach oben zum Hals und einmal nach unter zu den Hinterbeinen massiert werden musste. Eine Verweigerung kam nicht in Frage, der Kater hatte Fantasie und ein großes Repertoire, welches dazu führen konnte, im Nachhinein eine hektische Nacht verbracht zu haben.
Die Länge von 30 Zentimeter mal 2, war mit der Hand in 5 Sekunden zurückgelegt, was in einer Stunde zu 432 Metern führte, die sich in 300 Tagen zu beachtlichen 129.6 Kilometern summierten. Während dieser Zeit, bei solcher Routine, werden die Gedanken unweigerlich frei, fließt die Fantasie in Strömen, Ideen werden angereichert, Persönlichkeiten geboren und Konstrukte in die Waagschale gelegt. Bleibt die Frage, wer den vorliegenden Inhalt geschaffen hat: Die Routine des Katers oder die des Dieners?