An der Endstation angekommen, müssen wir erstmal 15 Minuten Gassen voller Souvenirläden durchqueren, lauter blitzender Schrott, wobei die Kinder mich dezent darauf aufmerksam machen, welches der Spielzeuge sie gerne hätten. Bevor ich mir den Tempel, zu dem die Straße führt, richtig angucken kann, suchen wir schon das Ende der Riesenschlange von Leuten, die den Tempel besuchen wollen. Das liegt einige Stufen und knapp zwei Stunden Wartezeit entfernt. Als ich mich schon frage, ob sich diese Quälerei für diesen kleinen Tempel überhaupt lohnt, werde ich schon in dessen Bann gezogen. Ein gewichtiger Mann mit Trillerpfeife achtet penibel darauf, dass die Lücken in der Schlange zum Tempel möglichst rasch geschlossen werden und alle brav hintereinanderstehen. Kurz vor dem Tempel sind vier Nischen mit Abbildungen der Götter, in die man kleine Opfergaben - vorzugsweise Blumen - legt, betet und sich etwas wünscht. Geht dieser Wunsch in Erfüllung, muss man danach wieder zu diesem Tempel und sich dafür bedanken!
Dann mache auch ich endlich die ersten Schritte im Rundgang um den Tempel. Weihrauch von den umliegenden Kerzen hüllt mich ein, barfuss trete ich auf Reiskörner und glitschig gewordene Blüten, Glockenläuten empfängt mich. Ich lasse mich anstecken und läute an den vielen Glocken, die vollbehängt mit Schnüren sind - ebenfalls Darbietungen. Meine Ohren klingeln noch, als wir an den nächsten Götterbildern vorbeischleichen. Die ganze Prozession bewegt sich äußerst langsam voran, verteilt hier ein paar Blumen, hängt dort ein paar Schnüre auf. Die Ziegen weigern sich oft mitzukommen, als wüssten sie schon, was sie erwartet. Alles ist farbenfroh, laut, und die Luft ist von den ganzen Kerzen verrußt. In den richten Tempel darf ich leider nicht, das Innere ist Hindus vorbehalten. Am Ende des Ganges rät Kira mir, nicht nach rechts zu gucken, aber der Boden unter mir wird verräterisch nass und glitschig und ich kann mir schon denken, was da neben mir passiert.