Aus dem Vorwort
Soloselbstständigen im Handwerk wurde lange nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet. Angesichts ihrer enormen Zunahme von 77.000 im Jahr 1995 auf rund 263.000 im Jahr 2010 erfolgte ein Bewusstseinswandel. Dies hat jedoch zu einem teilweise verzerrten Bild der Ein-Personen-Unternehmen und ihrer Inhaber und Inhaberinnen geführt. Häufig assoziiert man Kümmerexistenzen, die als "proletarisierte Unternehmer" am Rande des Existenzminimums leben. Dass diese Vorstellung insbesondere den Soloselbstständigen im vielfältigen Handwerk nicht gerecht wird, ist ein zentrales Ergebnis der vorliegenden Studie.
Besondere Aufmerksamkeit haben neben der statistischen Datenanalyse, die erstmals einen vollständigen quantitativen Überblick der Situation im Handwerk liefert, die über 30 Interviews mit soloselbstständigen Handwerkern verdient. Für ihre Unterstützung bei der Konzeptionierung und Durchführung der Interviews ist an dieser Stelle Stephanie Lehmann recht herzlich zu danken. Anhand der Interviews lässt sich ein qualitatives, oftmals sehr persönliches Bild der individuellen Lebensumstände in der Soloselbstständigkeit nachzeichnen. Die Vielfalt der Erwerbsbiographien ist bemerkenswert und es wird deutlich, wie ökonomisch und sozial heterogen diese kleinste Unternehmensklasse ist. Die Entscheidung gegen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte begründen manche Unternehmer durchaus mit wirtschaftlichen Zwängen, die sich teilweise auch in der unzureichenden sozialen Absicherung und erschreckend niedrigen Einkommen widerspiegeln. Andere wiederum entscheiden sich bewusst und erfolgreich für die Soloselbstständigkeit, z.B. in einer Werkstattgemeinschaft, im Nebenerwerb am Feierabend oder im Zuverdienst zur Rente.
Auch wenn Soloselbstständige außerordentlich heterogen sind, stellt sich dennoch die Frage, ob eine Ausweitung dieses Segments wirtschaftspolitisch sinnvoll ist. Daran lässt sich die Frage anknüpfen, ob man die Gruppe der prekären Soloselbstständigen durch wirtschaftspolitische Maßnahmen so fördern kann, dass sie eine positive Einkommens- und später Beschäftigungsentwicklung erfahren.
Das vorliegende Arbeitsheft fasst die zentralen Ergebnisse einer Studie zusammen, die im Auftrag verschiedener Handwerkskammern und des Wirtschaftsministeriums von Sachsen-Anhalt durch das ifh Göttingen erstellt worden ist. Diese Studie ist unter dem Titel "Soloselbstständigkeit im Handwerk - Anzahl, Bedeutung und Merkmale der Ein-Personen-Unternehmen" in der Reihe Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien, Bd. 95 veröffentlicht worden.
Göttingen, im Mai 2014
Prof. Dr. Kilian Bizer
Direktor des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung. 1
2. Anstieg der Soloselbstständigen im Handwerk. 2
3. Betriebsmerkmale der Ein-Personen-Unternehmen. 6
4. Sozio-demografisches Profil der Soloselbstständigen im Handwerk. 11
5. Bildung von Typen von Ein-Personen-Unternehmen. 15
6. Wettbewerbsverzerrungen und Wachstumsbremsen durch die Soloselbstständigkeit. 17
7. Handlungsoptionen. 18
8. Fazit. 21
9. Anhang. 23
10. Literatur. 25
Sprache
Verlagsort
Editions-Typ
Maße
Höhe: 29.7 cm
Breite: 21 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-86944-130-6 (9783869441306)
Schweitzer Klassifikation