Vorworte ... 9
Einleitung ... 15
Meine eigene Geschichte ... 25
Vater Staat und die werdenden Mütter ... 35
1974 bis heute ... 36
Säuglingssterblichkeit ... 39
Müttersterblichkeit ... 41
Senkt der Mutter-Kind-Pass die Sterblichkeit? ... 42
Der "sichere Schwangerschaftsverlauf" ... 46
Was Vater Staat noch plant . ... 51
Fürsorgliches Angebot oder soziale Pflicht? ... 54
Der Mutter-Kind-Pass und sein Inhalt ... 57
Mutter-Kind-Pass: Medizin historisch ... 58
Die obligatorischen fünf Untersuchungen ... 60
Die erste Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ... 61
Die zweite Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ... 63
Die dritte Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ... 63
Die vierte Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ... 64
Die fünfte Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ... 65
Zusätzliche Untersuchungs- und Versorgungsangebote ... 65
Feststellung der Schwangerschaft ... 65
Nahrungsergänzungsmittel: gänzlich unbedenklich? ... 68
Mindestens drei Ultraschalluntersuchungen? ... 72
Für alle, die noch immer nicht genug untersucht wurden ... 74
Hebammenberatung ... 75
Pränataldiagnostik ... 77
Pränataldiagnostische Methoden im Überblick ... 79
Nackenfaltenmessung ... 80
Combined Test ... 81
Organscreening ... 81
Triple-Test ... 82
Chorionzottenbiopsie / Plazentabiopsie ... 83
Amniozentese / Fruchtwasserpunktion ... 83
NIPT (Nicht-Invasiver Pränataler Test) ... 84
Im Dschungel der Untersuchungen ... 85
Anamnese ... 86
Körperdaten der Mutter ... 87
Gynäkologische Untersuchung ... 89
Labor ... 92
Urintest ... 92
Blutuntersuchungen ... 93
Oraler Glukose-Toleranztest (oGTT) ... 94
Internistische Untersuchung ... 100
Ultraschalluntersuchungen ... 100
Verpflichtendes Angebot ... 106
Und wenn das Kind erst einmal geboren ist? ... 108
Der Mutter-Kind-Pass im internationalen Vergleich ... 113
Nationale Programme zur Pränatalversorgung ... 114
Der deutsche Mutterpass ... 116
Die Situation in der Schweiz ... 119
Das Risiko der Sicherheit ... 121
Risikoorientierung ... 122
Der Mutter-Kind-Pass als Präventionsinstrument ... 123
Sekundärprävention: Das Auffinden von Risikofaktoren ... 126
Untersucht werden und sicher sein ... 129
Ärzte, die machtvollen Risikomanager ... 134
VorSORGEn ... 138
Im Frauenkörper ... 141
Frau im Körper ... 144
Das fremde Eigene ... 146
Verkaufte Körper ... 152
Die Untersuchung des weiblichen Körpers ... 155
Weiblicher Körper als Objekt ... 157
Von Frau zu Frau ... 159
Hebammen: Mit Hand, Herz und Verstand ... 163
Vorteile hebammengeleiteter Schwangerenvorsorge ... 166
Wie viel Hebamme ist gesund? ... 168
Erfahrungen mit dem Mutter-Kind-Pass ... 171
Die Sicht der Hebammen ... 172
Ursula Walch ... 173
Margarete Hoffer ... 175
Teresa Angerer ... 178
Hebammenteam "Geburtshaus von Anfang an" ... 183
Agnes ... 184
Die Sicht der schwangeren Frauen und Mütter ... 186
Wichtige Ergebnisse der Befragung ... 187
Einzelstimmen ... 189
Selbstbestimmt schwanger, selbstbestimmt gebären ... 231
Von der Schwangeren-Vorsorge zur Schwangeren-Fürsorge ... 235
Selbstbestimmtheit und Eigenmacht ... 239
Das Wichtigste in Kürze ... 241
Literaturverzeichnis ... 242
Danke ... ... 249
Senkt der Mutter-Kind-Pass die Sterblichkeit?
In der Tat gingen Mütter- und Säuglingssterblichkeit seit Einführung des Mutter-Kind-Passes im Laufe der Jahre deutlich zurück. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der Mutter-Kind-Pass auch gerne als "Erfolgsgeschichte" bezeichnet wird.
Dieser Erfolg relativiert sich allerdings, wenn auch die statistischen Daten zur Mütter- und Säuglingssterblichkeit aus den Jahren VOR der Einführung des Mutter-Kind-Passes im Jahr 1974 herangezogen werden. Die Statistik Austria hat die entsprechenden Zahlen seit 1946 veröffentlicht (vgl. STATISTIK AUSTRIA 2007, 2015a, 2015b und 2015c).
Hier zeigt sich, dass bereits seit Beginn der Aufzeichnungen nach Kriegsende die Säuglingssterblichkeit kontinuierlich gesunken ist, also bereits lange vor Einführung der flächendeckenden ärztlichen Kontrolle der Schwangeren. Vor allem in den ersten Jahren der statistischen Aufzeichnungen fällt die Säuglingssterblichkeit auffallend rasch. Seitdem sank sie, unabhängig von einer medizinisch überwachten Schwangerenvorsorge, weiter und weiter (vgl. STATISTIK AUSTRIA 2015a).
Laut Experten ist auch die perinatale Sterblichkeit von Bedeutung. Diese gibt die Anzahl der kindlichen Todesfälle bis zum siebenten Tag nach der Geburt an, Totgeburten werden miteinbezogen. Auch hier zeigt sich anhand der Aufzeichnung der Statistik Austria, dass es bereits lange vor Implementierung des Mutter-Kind-Passes zu rückläufigen Zahlen kommt (vgl. STATISTIK AUSTRIA 2015c).
Auch zur Müttersterblichkeit sind Zahlen seit 1946 verfügbar. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild, denn bereits lange vor Einführung der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sind die Zahlen rückläufig und die Müttersterblichkeit nahm in Folge weiter mehr oder weniger kontinuierlich ab. Die Kurve beginnt also auch hier lange vor Einführung der medizinisch überwachten Schwangerschaft rapide abzusinken.
Die geringere Mütter- und Säuglingssterblichkeit hat also nicht in erster Linie mit den unzähligen Untersuchungen zu tun, die seit Einführung der flächendeckendenden Schwangerenvorsorge durchgeführt wurden, sondern kann vor allem mit den bereits angesprochenen sozioökonomischen Faktoren und dem technischen wie medizinischen Fortschritt begründet werden.
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Tatsache, dass in den Anfangsjahren des Mutter-Kind-Passes beinahe 100 Prozent der werdenden Mütter das Angebot der ärztlichen Kontrollen in Anspruch genommen haben (vgl. LEODOLTER 2014). Heute sind die offiziell zugänglichen Zahlen der Inanspruchnahme geringer (vgl. ABUZAHRA 2009). Trotzdem sind die Zahlen zur Säuglings- und Müttersterblichkeit nicht gestiegen. Die niedrigen Sterberaten müssen also andere Ursachen haben. Die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen von Müttern und ihren Neugeborenen spielen in Hinblick auf die Säuglingssterblichkeit ebenso eine Rolle wie das soziale Umfeld, der individuelle Lebensstil und Merkmale des Gesundheitssystems (z.B. Zugang zum Medizinsystem).
Da viele Faktoren Einfluss auf die Säuglingssterblichkeit haben, führt eine Steigerung der Gesundheitsausgaben nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung der Ergebnisse in diesem Bereich. Das zeigt auch die Tatsache, dass in einigen Ländern einerseits eine niedrige Säuglingssterblichkeit besteht und gleichzeitig ein vergleichsweise niedriges Niveau der Ausgaben im Gesundheitsbereich zu bemerken ist (vgl. OECD 2011).
In Finnland sind beispielsweise nur zwei Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft vorgesehen, gleichzeitig gehört Finnland zu den Ländern mit den niedrigsten Säuglingssterblichkeitsraten (vgl. OECD 2011 und ABUZAHRA 2009).