Die Kriminalpsychiatrie ist eine Disziplin im Zwielicht. Sie ist angesiedelt zwischen zwei Wissenschaften unterschiedlicher Ausrichtung: der Medizin und dem Strafrecht. Obwohl von Ärzten betrieben, steht die forensische Psychiatrie im Dienste der Strafrechtsordnung, und zwar mit Sicherheit nicht einer liberalen und progressiven. Im Gegenteil: dieses Buch zeigt auf, daß die Kriminalpsychiatrie durch ihr Beharren auf einem somatisch-biologistisch orientierten Krankheitsbegriff ein repressives Strafrecht stützt und legitimiert. Was Menschen durch Menschen erleiden, und zwar in Kindheit und Jugend, und was ihre Charakterstruktur früh deformiert, gilt der Kriminalpsychiatrie nicht als entlastend, sondern wird auf das Konto der individuell meßbaren Schuld gebucht. Exkulpiert wird nur die Gesellschaft.
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Verlagsort
Maße
Höhe: 17.6 cm
Breite: 10.9 cm
Dicke: 1.4 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-518-10419-4 (9783518104194)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Tilmann Moser, geboren 1938, studierte Philologie, Politik und Soziologie; im Frankfurter Sigmund-Freud-Institut absolvierte er seine Ausbildung zum Psychoanalytiker, seit 1979 arbeitet er in freier Praxis als Psychoanalytiker in Freiburg. Er hat die klassische Psychoanalyse um den körperlichen Aspekt erweitert: zur psychoanalytisch orientierten Körperpsychotherapie.
Statt eines Vorworts: Der erste Bartsch-Prozeß. Anhang: Psychoanalyse und Strafrecht.