Inhalt
Münchner Bonmots
Anekdoten an Originalschauplätzen
Münchner Kindl und Augsburger Einung 8
Affenturmlegende 11
Alter Peter - ein Kuriositätenkabinett 14
Frauenkirche 18
Königlich Galantpikantes 20
Bäckerkrieg am Isarufer 55
Bayern kulinarisch 59
Münchner Bierg'schichten 63
Wiesn-Ahas 71
Münchens dümmste Räuber 85
In Stein geklopfte Sprücheklopfer 87
Spaziergang an Fasching 92
Volkssänger und Musiker 95
Geistlicher Humor 110
Adolf Hitler - ein Dämon mit Charme 112
Politiker im Amigo-Land 128
Fußball-Zoten 148
Kulturträger einmal anders 160
Arztschmonzetten 193
Medientage in München 195
>Mia san mia< - wir sind wir 198
Postscript 206
Literatur 207
[...]
Als Uli Hoeneß noch ein guter Mensch war
Viele haben den materialistischen Idealisten geliebt. Darum ist ein ehrendes Andenken an dieser Stelle angebracht. Hier die wichtigsten Stationen des Ulrich Hoeneß. Was kann Uli denn dafür, dass er im Zeichen des ehrgeizigen Steinbocks am 5. Januar 1952 als Schwabe geboren wurde? Ist nicht schon das ein strafmildernder Umstand?
Nach dem Abitur am Ulmer Schubert-Gymnasium folgt er dem Ruf des Geldes und verlässt seinen Heimatverein in Richtung FC Bayern. Da Uli als Abiturient Schülerzeitungen redigierte, bietet ihm ein Ulmer Lokalblatt seine eigene Ko-lumne an. Aber Hintergründiges über die Nationalmannschaft und die Bayern ist in seinem >Geschreibsel< nicht zu entdecken. Bald heißt es nur noch: »So ein Schmarrn. Und dafür bekommt der auch noch Geld.« Die Kolumne wird gestrichen. Eine Schmach für das Ulmer Eigengewächs.
Neben dem Fußball ist Hoeneß in München für das Lehr-amt in Anglistik und Geschichte eingeschrieben, was bei den Mitspielern damals auf Argwohn stößt. Ulrichs Äußerung, dass Beckenbauer schon ein Garant dafür sei, dass es im Training nicht zu hart zuginge, machte ihn zumindest beim Franz nicht beliebter. Später wird er über jene Zeit bemerken, »die Ära der Analphabeten im Fußball ist nun einmal vorbei«.
27 Lenze zählt Ulrich, als er zum 1. Mai 1979 als jüngster Bundesligamanager aller Zeiten vom Spielfeld ins Bayern-Management umsattelt. In Sakko und Krawatte erscheint er am ersten Tag, will Eindruck schinden. Den Auftritt be-kommt aber fast niemand mit. Die Mannschaft hatte frei und von den restlichen Angestellten war kaum jemand da. Nach zwei Stunden ging er wieder. Die Krawatte blieb fortan im Schrank. Bald wurde er angefeindet, nicht wegen fehlender Krawatte, sondern weil bekannt wurde, dass er beim Trikot-Deal mit dem Lkw-Hersteller Magirus Deutz zwei Jahre zuvor 10 % (180.000 D-Mark) für sich einheimste. Er entschuldigte das damit, dass er damals noch kein Manager war, sondern Spieler. Auf seine anfängliche Beteiligung an Einnahmen aus dem Dauerkartenverkauf verzichtet Uli rasch, da ihm neue Verträge bessere Erträge garantierten. Als mögliche Werbepartner favorisiert Manager Hoeneß Bausparkassen, Versicherungen, Banken, Automobile, Kommunikation, aber auch sport- und jugendbezogene Unternehmen.
Der Verständnisvolle und Witzige
Das Stürmerduo Frank Ribery und David Alaba ist auch im Nachtleben Münchens kaum zu bremsen. Die beiden wurden oft gesichtet. Die Szenelokale H'ugo's und P1 sind ihr bevor-zugtes Terrain. So weit nicht erwähnenswert, wenn man nicht wüsste, dass die Bayernprofis vertraglich versichern müssen, nach 23 Uhr dem Nachtleben zu entsagen - aber in besagte Etablissements erst deutlich später Feierlaune aufkommt. Ein selbsternannter Detektiv verpfiff die beiden. Uli Hoeneß stellte Alaba zur Rede.
»Du David, ich hab' gehört du bist ganz schön unterwegs mit dem Ribery.«
David Alaba macht große Augen: »Ja! Wo?«
Hoeneß: »Im H'ugo's. Im P1.«
David: »Phh. Das weiß ich gar nicht mehr. Herr Präsident, darüber muss ich eine Nacht nachdenken.«
Uli Hoeneß tags darauf: »Und David, was haben deine nächtlichen Recherchen ergeben?«
David Alaba ziemlich abgebrüht: »Ja Herr Präsident. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Da muss der Ribery mit einem anderen Schwarzen unterwegs gewesen sein. Wir sehen ja alle gleich aus.«
Hoeneß nahm es mit Humor, honorierte so viel Einfalls-reichtum bei der Ausrede und verzichtete auf die vorgesehene Strafe.
[...]
Helmut Fischer
(* 1926 München; ┼ 1997 Riedering/Chiemgau)
Schauspieler, Filmkritiker
Standort 29: Café Münchner Freiheit,
Münchner Freiheit 20
An Helmut Fischers >Monaco Franze< Lieblings-
platz im Biergarten des Cafés Münchner Freiheit
Eine Schauspielerin, mit der sich Helmut Fischer im schwabinger Café Münchner Freiheit getroffen hatte, sollte ihn vor einer eben das Lokal betretenden älteren Dame ab-schirmen. Doch zu spät. Die Dame entdeckte ihren Helmut und kam zu ihm:
»Kennst mi no?«
Fischer setzte seinen berühmten Lämmchenblick auf und verneinte. Tatsächlich trollte sich die Alte wieder und Fischer gestand seiner Kollegin, mit der gut 20 Jahre älteren Frau mal was gehabt zu haben. Mehr verriet er nicht.
Tatsächlich hielt sich der vermeintliche Frauenheld Fischer eher bedeckt und beteuerte zeitlebens, dass die Figur des Monaco Franze nichts mit seinem wahren Leben zu tun ge-habt habe. Er wäre Frauen gegenüber eher schüchtern.
Ein Kollege lobte allerdings Fischers Diskretion. Als längst bekannt war, dass besagter Kollege eine Geliebte hatte, habe Fischer, immer noch den Freund verteidigend, dessen Ge-mahlin gegenüber darauf beharrt: »Glaub's mir, da war nix!«
In Ludwig Thomas Komödie >Die Lokalbahn< findet Fi-scher seine erste TV-Rolle. Er selbst sagte rückblickend dazu: »Richtig g'schämt hab' ich mich, wie überzogen ich damals g'spielt hab'«. Auch arbeitete Fischer nebenher als Filmkriti-ker bei der Münchner >Abendzeitung<. Unter anderem jobbte er in einer Wiesnschau als Hinterteil eines Zebras. Eine grau-envolle Tätigkeit, weil man vom Augenblick der Kostümie-rung an in gebückter Haltung verharren muss, außer dem Hintern des Vordermannes nichts sieht, hinter ihm herzutraben hat und beim Ausschlagen der Beine artistische Leistungen vollbringt, für die man nicht Applaus, sondern nur müdes Grinsen erntet.
In einem Interview anlässlich seines siebzigsten Geburtsta-ges bekannte Fischer, bis zu seinem fünfzigsten Lebensjahr mit der Schauspielerei kaum seine Monatsmiete verdient zu haben. Der Durchbruch gelang ab 1983 mit der zehnteiligen Serie >Monaco Franze - Der ewige Stenz<. Fischer spielt darin den leichtlebigen Charmeur und Frauenliebling, der es immer wieder schafft, die Situation mit einem Augenzwinkern (>Recht viel treuer schaut kein Schaf<) zu meistern. Berühmte Sprüche der Titelfigur (>A bisserl was geht immer<) gingen in den Allgemeingebrauch über. Passend dazu nahm Fischer auch eine erfolgreiche Single mit dem Titel >Spatzl (Schau wia i schau)< auf. Neben der Bronzefigur ehrt den Volksschauspieler ein nach ihm benannter Platz in Schwa-bing.
[...]
Helga Ursula (Uschi) Glas
(* 1944 in Landau an der Isar)
Schauspielerin
In ihrem ganzen Leben hat Uschi Glas nur einen einzigen Joint geraucht: »Ich fand das nicht sexy«, so Glas. Stattdes-sen stand sie oft mit einem guten Glas Wein daneben und hat den anderen beim Kiffen zugesehen. »Irgendwann wurde ich dann aber doch schwach und habe einen Joint geraucht, weil das eben alle so machten.« Doch sie fand keinen Gefallen daran: »Danach hatte ich einen Bärenhunger, und das war's.«
Uschis biedermeierliches Everybodys-Darling-Image nimmt dann doch Schaden, als die streitbare Uschi mehrere Rechts-streite verliert. Zum einen, als sie die Berliner Polizei verklagte, weil diese für Ermittlungen im Bereich der Inter-netpornografie ihre Daten benutzt haben soll. Die Beamten hätten angeblich die Nummer ihres Personalausweises, der in einer Zeitschrift abgedruckt gewesen war, benutzt, um den Jugendschutzmechanismus einer derartigen Seite zu überprü-fen.
Im April 2004 geriet Glas aufgrund einer von ihr vermark-teten Kosmetikserie in die Schlagzeilen: Bei einem Test der Stiftung Warentest waren bei mehreren Testerinnen der >Uschi Glas hautnah Face Cream<, die im Fernsehen durch den Homeshoppingsender HSE24 angepriesen wurde, Rei-zungen und Entzündungen der Gesichtshaut aufgetreten. Weiter hieß es in der Test-Beschreibung: >Alle anderen 240 Anwenderinnen, die nach den gleichen Kriterien für den Test ausgewählt wurden und die anderen acht Versandkosmetika getestet haben, zeigten diese Hautauffälligkeiten nicht<. Ver-leumdung! Da sollte doch eine satte Schadensersatzklage drin sein. Aber das Landgericht Berlin wies im April 2005 eine Klage der Herstellerfirma >4S-Marketing GmbH< gegen die weitere Verbreitung des Testergebnisses ab.
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