Begleitband zur Ausstellung, die der über zwei Jahrhunderte wirkmächtigen »fixen Idee« nachspürt, die Echtheit von Schillers Schädel als einer prominenten Dichterreliquie wissenschaftlich zu bestätigen.
Schillers Sarg in der Fürstengruft ist heute leer, nachdem mit Hilfe moderner DNA-Analyse geklärt werden konnte, dass keiner der beiden mutmaßlichen Schiller-Schädel tatsächlich dem Dichter zuzuordnen ist. Die außergewöhnlichen Umstände der Bestattung, Bergung und Umbettung von Schillers sterblichen Überresten hatten früh Zweifel an ihrer Identität aufkommen lassen. Zugleich nährte die besondere Rolle, die Schiller unmittelbar nach seinem Tod als »Nationalautor« und dann als idealisierte nationale Identifikationsfigur spielte, das Verlangen der Nachwelt an einem wirklichkeitsnahen Abbild. Dabei reichte die Spannweite vom Inbild ewig jugendlicher Idealität bis hin zur scheinbar naturalistischen Totenmaske.
Kopf und Schädel des Dichters sind bis heute Gegenstände einer höchst ambivalenten Faszination, in der ein säkularisierter Reliquienkult mit einem einzigartigen kulturgeschichtlichen Phänomen verschmilzt. Während um 1800 die - auch in Weimar - enthusiastisch aufgenommene Gall`sche Schädelkunde die idealisierten Charakter- und Geistesqualitäten des Dichtergenies
in der Beschaffenheit des Schädels zu bestätigen suchte, bemühte sich später die Anthropologie mit zunehmend verfeinerten metrischen Methoden, den authentischen Schädel zu identifizieren und das Aussehen des Dichters möglichst exakt zu rekonstruieren.
Ausstellungstermin: Schiller-Museum Weimar 24.9.2009 - 31.1.2010
Sprache
Verlagsort
Produkt-Hinweis
Illustrationen
überw. farb. Abb.
mit 131 überw. farb. Abb.
Maße
Höhe: 23 cm
Breite: 19.5 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-8353-0575-5 (9783835305755)
Schweitzer Klassifikation
Herausgeber*in
Leider ist derzeit keine AutorInnenbiographie vorhanden.
Christoph Schmälzle, Kunst- und Kulturhistoriker. Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Thomas Macho und Werner Busch. Lehraufträge an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar und am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft der Leuphana Universität Lüneburg. Freier Mitarbeiter des FAZ-Feuilletons sowie im Hörfunkprogramm des SWR2. Von 2008 bis 2010 Persönlicher Referent des Präsidenten der Klassik Stiftung Weimar. Danach u.a. Postdoc der Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin.
Derzeit ist er als wissenschaftlicher Referent für Kunstgeschichte am LVR-Landesmuseum Bonn tätig.
Veröffentlichungen u. a.: Archäologien der Moderne. Winckelmann um 1900 (Mithg., 2022); Laokoon in der frühen Neuzeit (2021); Das Porzellanikon. Vom Schaufenster der Industrie zum bayerischen Landesmuseum (2019).