David Livingstone - Leben und Werk . . . . . . 7
Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika
Von der Kalahari zu den Victoria-Fällen . . 17
Erstes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Zweites Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Drittes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Viertes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Fünftes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Sechstes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
Siebtes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
Achtes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
Neuntes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
Zehntes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
Elftes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
Zwölftes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
Dreizehntes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . 334
Vierzehntes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . 362
Worterklärungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . 398
David Livingstone - Leben und Werk
Nur eine schmucklose Platte im Boden der Westminster-Abtei in London kennzeichnet das Grab des Afrikaforschers David Livingstone. Und doch hat Großbritannien ihm damit höchste Ehren erwiesen; denn er ruht hier im Pantheon des Britischen
Reiches an der Seite seiner Könige. Eine solche Auszeichnung wurde - bis auf Kolumbus - keinem anderen Entdecker zuteil.
Wenn Livingstone als der bedeutendste Afrikaforscher und als einer der größten Entdecker überhaupt bezeichnet wird, so sind solche Superlative durchaus berechtigt. Merkwürdigerweise sind seine Leistungen aber keineswegs allgemein bekannt, erreichten seine Reisewerke bei Weitem nicht die Auflagen und den Popularitätsgrad
anderer Klassiker der Entdeckungsliteratur und erinnert sich ein breites Publikum heute an seinen Namen nur noch im Zusammenhang mit der sogenannten Errettung durch Henry Morton Stanley.
Dabei ist nicht nur die wissenschaftliche Leistung des Forschers höchst beachtenswert, sondern auch sein Lebensweg von der frühesten Jugend bis zu seinem einsamen Tod in Zentralafrika. Es ist ein Weg von seltener Geradlinigkeit und ohne Kompromisse, der von einem armseligen Haushalt in Schottland bis zur letzten Ruhestätte in der Westminster-Abtei führt.
Livingstone wurde am 29. März 1813 in Blantyre in der Nähe von Glasgow in Schottland geboren. Er stammte aus einer alten Bauernfamilie, doch hatte schon der Großvater seinen kleinen Besitz verkauft und sich in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen Arbeit in einer der damals gerade aufblühenden Baumwollspinnereien gesucht. Der Vater verdiente sein Geld als Teekrämer, die Mutter musste mehr schlecht als recht die Kinder versorgen. Kein Wunder also, dass David schon mit zehn Jahren in die Fabrik geschickt wurde, um durch seinen kleinen Verdienst zur Verminderung der familiären Sorgen beizutragen.
Livingstone berichtete in der Einleitung zu seinem nachfolgend abgedruckten ersten großen Reisewerk selbst über diese harten Jahre. Seine Erinnerungen sind dabei etwa vergleichbar mit den Autobiografien Heinrich Schliemanns oder Maxim Gorkis. Lesehunger und Lernbegier des Jungen beeindruckten tief.
Mit einem Teil des ersten Wochenverdienstes kaufte er sich ein Lehrbuch der lateinischen Sprache. Am Abend nach der Arbeit besuchte er von acht bis zehn Uhr eine Feierabendschule, die von den Fabrikbesitzern eingerichtet worden war. Dann studierte er daheim bis Mitternacht weiter, und oft riss ihm, wie er erzählt, die Mutter das Buch aus den Händen, weil er um sechs Uhr früh wieder mit der Arbeit beginnen musste. Nebenbei verschlang er in seiner Lesewut alle Bücher, die er nur auftreiben konnte, vor allem naturwissenschaftliche Werke und Reiseliteratur. Weniger interessierten ihn theologische Werke und religiöse Erbauungsbücher, sehr zum Missfallen des Vaters, der seine Ansicht von der Notwendigkeit solcher Lektüre sogar mit dem Stock durchzusetzen suchte.
Dann aber fielen ihm Thomas Dicks »Philosophie der Religion« und »Philosophie eines künftigen Lebens« in die Hände, und diese Werke eröffneten ihm die Erkenntnis, dass sich Religion und Wissenschaft durchaus vereinen ließen und nicht im Gegensatz zueinander stehen mussten, wie er bisher angenommen hatte.