"Wo sollen wir essen gehen?", will meine Lunch-Verabredung im Vorfeld via WeChat von mir wissen.
"Mir egal."
"Was isst du gerne?"
"Ich esse alles, außer Fleisch."
"Kein Fleisch?"
"Nein, kein Fleisch."
"Okay, kein Problem. Ich finde was Passendes."
"Schön, ich vertraue dir."
"Dann lass uns Schwein essen gehen."
"Schwein?"
"Ja, Schwein isst du doch, oder?"
"Nein, kein Schwein."
"Okay, verstehe."
"Schön, freut mich."
"Du bist Vegetarier, ja?"
"Ja."
"Was ist mit Hühnchen? Magst du das?"
"Ähm, nein, wie gesagt, kein Fleisch."
"Ach, wirklich, auch kein Hühnchen?"
"Nein, auch kein Hühnchen."
Kelly ist studierte TCM-Ärztin in einer Shanghaier Klinik, und in dem französischen Bistro, in dem wir uns schließlich zum Lunch treffen, empfiehlt sie mir die leckeren Schinken-Käse-Toasts. Seit zwei Wochen ließ ich mich von Kelly in einer TCM-Klinik wegen meiner Sinusitis akupunktieren. Hatte ihr meine Gesundheit anvertraut. Mir sogar ein paar Schröpfgläser gegen meine Chili-bedingte Magenreizung setzen lassen, und ein paar sehr schmerzhafte Nadeln gegen meine Nikotinsucht im Handrücken ertragen, im Vertrauen darauf, dass Kelly weiß, was sie tut. Das tue ich jetzt nicht mehr. Mit einem Mittagessen hat sie rückwirkend all ihre chinesische Zauberkunst ad absurdum geführt.