Vorwort . 9
Die Geschichten
Marie . 13
Diana . 23
Paula . 29
Marcella . 43
Angelika . 59
Rana . 73
Sarah-Beth . 83
Brigitte . 93
Waltraud . 103
Elli . 111
Hilde . 117
Sandor . 125
Lydia . 139
Sue . 149
Nachwort . 161
Und nun? . 165
Als sie nach einer Wehe auf einem Polster zusammensackte, hatte ich eine Idee. Ich stellte meinen Geburtshocker in ihrem Badezimmer auf. Das war eine pitzelige Meisterleistung, denn in diesem Bad war es kaum möglich, sich als Einzelperson umzudrehen. Also setzte ich mich auf einen Schemel in die Dusche, positionierte den Gebärhocker samt Marie vor mir, damit sie sich an mich anlehnen und meine Hände drücken konnte, und Bartl saß nun vor uns in der Tür und musste meine Augen ersetzen.
Trotz der Beengtheit - zu Maries rechter Seite war das Klo und links das Waschbecken - ging es nun flott voran. Das merkte ich an der Art, wie Marie die Wehen veratmete, und an Bartl, dessen Mund so wie Maries Muttermund immer weiter aufging. Bald konnte er das Köpfchen sehen und seine Augen füllten sich mit Tränen der Freude. Er rief unentwegt: "Haare, da sind Haare, unser Kind hat Haare!"
Da wir in diesem kleinen Badezimmer auf unseren Posten feststeckten und wir Marie nicht in eine andere Position bringen wollten, war klar, dass der baldige Vater das Kind auffangen musste. Ich bedeutete ihm diesen Umstand mit ein paar Blicken und Bartl verstand. Nach einer langen Wehe und als Marie kräftig ausatmete, glitt das Neugeborene aus ihr heraus direkt in seine Hände. Das rote Tuch, das er sorgsam vorbereitet hatte, war vergessen.
Bartl hielt das kleine Mädchen und kniete vor Marie, weinend und lachend, verbeugte sich vor ihr und legte es ihr unendlich langsam und zart auf den Oberkörper. Dann nahm er Marie in seine Arme und trug die beiden auf die Polsterstadt im Wohnraum. Ich untersuchte Marie, die wieder ganz still geworden war und ihre Tochter begrüßte. Alles war in bester Ordnung, sie musste nicht genäht werden und bald gebar sie auch die Plazenta. Als ich die drei im Morgengrauen verließ, da brannten noch ein paar Kerzen, der Raum war voller Liebe und Hitze, das kleine Mädchen schlief an Maries Busen und Marie in Bartls Armen; erschöpft und glücklich.
Am frühen Abend kehrte ich zum Wochenbettbesuch zurück. Die ältere Dame, die wieder das Kostüm im Muster ihres Hundes trug (oder hatte sie ihren Vierbeiner nach dem geliebten Chanel-Ensemble ausgesucht?), öffnete mir dieses Mal mit einem Lächeln die Türe. Sie zögerte, sagte dann doch etwas. "Wissen'S, das hätte ich mir auch für die Geburt meiner Kinder gewünscht. Aber damals, da waren ja Spitäler grad so modern, so nobel musste man gebären. Wissen'S, ich selbst bin auch zu Hause auf die Welt gekommen hier in dem Haus und alle meine drei Geschwister. Ich war heut' bei der Marie oben und das Buzzerl ist ja so entzückend. So friedlich haben die es. Wunderbar, gell ja." Stimmt, friedlich traf es sehr gut.