Vorwort S. 6
Thüringer Riesen
Etter und Buttel S. 8
Der Hünstein 10
Was steckte im Schuh der Riesenprinzessin? · Das Taternkreuz S. 12
Die Steinerne Rose S. 14
Der Riesenlöffel · Bildstöcke S. 17
Der Riese Tod S. 20
Der Fuchsturm S. 22
Der Stein von Flurstedt · Nagelsteine S. 26
Die Eisriesen S. 28
Langenschade S. 32
Sagenhafte Steine
Steinkreuze 34
. ein einfach Kreuz aus Stein . S. 34
Hohes Kreuz S. 34
Der Stolperstein S. 37
Wilhelmsdorf S. 40
Aspach S. 42
Der Müllerröschenstein S. 44
Steinkreuznester S. 48
Wie das Steinkreuznest in Frauenprießnitz entstand S. 50
Die Grafen von Neidenberga S. 52
Gedenksteine S. 54
Die Seelweckchen S. 54
Der Limpertstein S. 56
Tote Männer Stein S. 58
Der Hexenstein von Sonneberg S. 60
Der Aktivistenstein S. 62
Der Stein vom Himmel S. 64
Von Menschen und Tieren S. 66
Die Rabenschüssel S. 66
Hier liegt der Hund begraben - Stutzel S. 68
Der Wildmeisterstein S. 70
Der Wolfsstein S. 72
Fischwassergrenzsteine bei Jena S. 74
Quellen S. 78
Bildnachweise, Dank und Hinweise S. 79
Übersicht nach Standorten S. 80
Das Märchen von der Steinernen Rose
Vor langer Zeit lebten in Thüringen die Menschen noch in guter Nachbarschaft mit den Riesen, die einen wussten die Vorteile der anderen zu schätzen und zu nutzen. Sie halfen sich gegenseitig. So trug der Nachbar schon einmal eine schwere Fuhre aus dem Wald oder vom Feld zum Bauernhof oder der Bauer zog mit der Schmiedezange einen Splitter aus dem großen Zeh des Riesen. Sogar die Kinder spielten oft zusammen. Auch Jakob kannte die Anne seit seiner Kindheit. Durch sie war er mit Riesenschritten schon viel weiter aus dem Dorf herausgekommen als die anderen Jungen und er suchte ihr oft die großen Glasmurmeln, die beim Spielen in Kaninchenlöcher gefallen waren.
Nun war der Jakob 17 Jahre alt und wie das manchmal so kommt, sah er seine Freundin mit ganz anderen Augen. Wie fröhlich wurde er, wenn er sie von ganz Weitem kommen sah, so hübsch und so groß wie die anderen Dorfmädchen, und wie traurig war er, wenn sie vor ihm stand - musste er doch allzu hoch zu ihr aufblicken. So sagte er ihr seine Sorgen und was antwortete sie?
"Ich bin so groß und du so klein, wie kannst du mein Liebster sein?" Und Jakob glaubte sogar ein wenig Spott in ihren großen grünen Augen zu sehen. So geht das nicht weiter, dachte er sich und fragte seine Großmutter, die immer einen guten Rat wusste: "Wie fange ich es nur an, dass ich so groß wie das Ännchen werde?"
"Das würde ich dir nicht raten", meinte die kluge Alte, "denn es wird bald keine Riesen mehr geben, es wird zu eng auf der Erde, die Menschen leben länger und es werden immer mehr, der Platz wird nicht für alle reichen! Aber ich kann dir helfen." In ihrem Hausgärtchen schnitt sie zwei Rosenknospen ab, gab sie dem Jakob und flüsterte ihm etwas ins Ohr. "Nun geh, grab die Rosen unter dem Felsen ein und sag dein Sprüchlein." Jakob tat wie ihm geheißen:
"Rosen und Steine, große und kleine, bitte, lieber Felsenstein, mach mein Riesen-Ännchen klein!" Und bald flüsterte eine Stimme aus der Erde: "Röslein wird zum Rosenstein, Riesin wird zum Mägdelein!"
Als er das nächste Mal auf die Anne wartete, erkannte er sie zuerst nicht, wie ein kleines buntes Pünktchen erschien sie am Horizont und als sie vor ihm stand, war sie genau so groß wie er! "Wie groß du geworden bist!", staunte die Anne. "Und wie schön ich dir jetzt in die Augen sehen kann", freute sich der Jakob und gab ihr einen dicken Kuss. Wie es weiter ging, könnt ihr euch ja denken.
Aber so, wie es der Felsen gesagt hatte, wuchsen an ihm zwei riesige Rosenknospen aus Stein. Auch als das Ännchen und der Jakob und ihre Kinder und Enkel und Urenkel längst gestorben waren und auch nach vielen, vielen hundert Jahren gibt es die Steinerne Rose heute noch. Wer es nicht glaubt, mag sie bei Saalburg-Ebersdorf in Thüringen besuchen!
Barbara Künzl
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Das Steinkreuznest bei Neidenberga
Hoch über dem Saaletal liegt das Schlösschen Niedenburg. Dort lebte einst ein Ritter, dessen drei stolze Söhne sich als Ritter des Johanniterordens dem Kreuzzug angeschlossen hatten. Nach vielen Jahren, es soll um 1190 gewesen sein, kehrten sie glücklich und unversehrt in die thüringische Heimat zurück. Als sie von einer Bergeshöhe ihr Schloss erblickten, weinten sie vor Ergriffenheit und Freude, endlich ihren alten Vater wieder in die Arme schließen zu können. Sie beschlossen einen Boten vorauszuschicken, der dem Greis ihre Ankunft ankündigen sollte. Der kam bald mit der traurigen Botschaft zurück, dass der Vater gestorben sei. Schweigend und langsam ritten die Brüder der Niedenburg zu. Dort begrüßte sie der Burgvogt als neue Herren und gelobte ihnen Treue. Doch der alte Ritter hatte kein Testament hinterlassen. "Wer soll nun der Herr der Burg sein?", fragte einer der Brüder. Da man sich nicht einigen konnte, beschlossen sie: "Entscheiden wir nach Ritterbrauch!"
Und auf der großen Wiese vor der Burg entspann sich ein erbarmungsloser, heftiger Kampf, Schwerter und Schilde klirrten - jeder gegen jeden - Brüder, die einst jeder für jeden einstanden, bekämpften sich, nur der Alleinherrschaft wegen, bis zum Tod.
Einer überlebte, er begrub die Toten hier, wo sie gefallen waren.
Glücklich wurde der Sieger nicht. Als sein Lebensende nahte, bat er den Burgvogt, ihn nach seinem Tode zwischen seinen Brüdern zu begraben und an jedes Grab ein steinernes Kreuz zum Zeichen der Versöhnung zu setzen. "Ich bin es gewesen, der am Tag unserer Rückkehr gefragt hat, wer der Herr der Niedenburg sein soll. Hüte sich jeder vor Herrschsucht und Neid, die mich diese Worte sagen ließen!"
So geschah es und noch heute stehen die drei Steine vor dem Dorf, das seitdem "Neidenberga" genannt wird. Sogar im Wappen des Ortes finden wir sie. Das Geschlecht der Ritter ist ausgestorben, auch den Namen kennen wir nicht.
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Über die Niedenburg weiß man nicht viel, es könnte sein, dass die erste im 10.?Jh. gebaut wurde. Nachgewiesen ist, dass sie später den Herren von Brandenstein bei Ranis als Jagdschloss gedient hat. Das schlichte Herrenhaus steht unter Denkmalschutz, in dessen Inneren noch einiges an alte Zeiten erinnert, z. B. gibt es einen historischen Speisesaal und einen etwas grusligen Keller, aus Schieferstein gebaut. Das Schlösschen dient heute als Jugendherberge.
Das Dörfchen selbst ist schon sehr alt (Ersterwähnung 1335). Die Kirche (die kleinste um den Hohenwartestausee) ist 1769 auf den Mauern einer alten Kapelle erbaut worden. Wertvolle Schnitzereien aus dem 15. Jh. findet man darin. Auch sie steht unter Denkmalschutz.