Erweiterte Neuausgabe mit einer Einleitung von Christoph Jünke.
Was ist eigentlich "Ideologie" und welche Rolle spielt sie in den modernen, spätbürgerlichen Gesellschaftsformen? In diesem erstmals 1975 erschienenen Werk wirft der dialektische Gesellschaftstheoretiker und Sozialphilosoph Leo Kofler einen ebenso umfassenden wie komprimiert-kompakten Blick auf den gesellschaftstheoretischen Ideologiebegriff und die ideologischen Strömungen seiner Zeit. Er untersucht die Prozesse der Verdinglichung, Entfremdung und Fetischisierung des menschlichen Denkens und Handelns und verdeutlicht den ideologischen Charakter von gesellschaftlichen, intellektuellen, religiösen und ästhetischen Bewusstseinsformen. Dabei behandelt er die Welt der klassengebundenen Bildungsarbeit ebenso wie die zur "zweiten Natur" gewordene technologische Rationalität des Spätkapitalismus, die Dialektik von Genuss und Askese ebenso wie die um sich greifende Sicherheitsideologie. Von einer fortschreitenden Entideologisierung könne jedenfalls, so Kofler, in keiner Weise gesprochen werden, das vielfach ausgerufene Ende der Ideologien erweise sich vielmehr selbst als bloße Ideologie. Und auch wenn sich die "alte Linke" grundlegend gewandelt habe und im Wesentlichen verfallen sei, so gäbe es noch immer ein Milieu progressiver Humanisten, eine "progressive Elite", die die alten Versprechen der bürgerlichen und sozialistischen Emanzipationsbewegungen ernst nehme und den politisch-intellektuellen Gärstoff emanzipativer Veränderungsprozesse bilde, sofern sie das moderne falsche Bewusstsein durchschaue und durchbreche.
Auflage
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Für höhere Schule und Studium
Für Beruf und Forschung
Für die Erwachsenenbildung
Editions-Typ
Maße
Höhe: 214 mm
Breite: 143 mm
Dicke: 13 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-946946-51-9 (9783946946519)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialphilosophie
Der deutsch-österreichische Gesellschaftstheoretiker und Sozialphilosoph Leo Kofler (1907-1995) war ein herausragender Vertreter des deutschen Nachkriegsmarxismus und eines deutsch-deutschen Linkssozialismus. Mit seinem Versuch, die marxistische Theorie den Erfahrungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsprechend weiterzuentwickeln und die sozialistische Linke auf die Höhe der neokapitalistischen Zeit zu heben, machte sich der an Max Adler und Georg Lukács geschulte "heimatlose Linke" in den 1950er und 1960er Jahren zu einem wichtigen Vermittler von alter Arbeiterbewegung und Neuer Linker. Mit seinen zahlreichen Arbeiten zur marxistischen Theorie, zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft und zum Neokapitalismus, zur philosophischen Anthropologie und zur Ästhetik, legte er ein beeindruckend vielfältiges und noch immer beachtenswertes Gesamtwerk vor.