Wenn wir eines der Aquarelle von Radenko Milak (*1980 Travnik bei Banja Luka) zum ersten Mal sehen, meinen wir, es zu »erkennen«, denn es gibt stets ein Vorher und ein Nachher, wie in einer Filmschleife, und das ist eine einzigartige Qualität dieses Werks, schreibt Udo Kittelmann in seinem Beitrag. Stehen wir also vor einem Bild von Radenko Milak, glauben wir, einen Ausschnitt von etwas Größerem zu sehen, einem größeren Ganzen, von der Welt, vom Universum, so wie eine Fotografie immer ein Ausschnitt eines theoretisch endlosen Bildes ist. Dazu kommt, dass fast jedes seiner Motive auf ein Bild zurückgreift, das wir bereits kennen, weil wir es schon gesehen und gespeichert haben. Viele Faktoren spielen daher in seiner Arbeit eine Rolle, der Wechsel des Mediums, von der Fotografie zum Aquarell, die Frage nach Original und Reproduktion, die Wahl der Sujets, die Art und Weise, wie seine Bilder unser sowie das kollektive Unterbewusstsein ansprechen, weil unser Gedächtnis nicht nur durch Sprache, sondern vor allem auch durch Bilder bestimmt wird. Es ist diese Beherrschung des Mediums, welche die Illusion der Betrachtung von Fotografien erzeugt und vor allem die Erfahrung, Zeuge eines Medienwechsels zu werden. Das ursprüngliche Foto wird zum Aquarell, das das menschliche Auge zunächst als Fotografie und erst dann als Gemälde wahrnimmt, dessen Entstehung wir natürlich selbst sehen wollen, weshalb wir immer so nah herantreten, dass wir direkt zum Gemälde gelangen, zum Strich, zur Geste, zur Abstraktion, zum Handwerk. Im Laufe der Jahre hat Radenko Milak verschiedene Serien entwickelt: Architektur- und Stadtansichten, Technologien der Zukunft, Feminismus, Schlüsselmomente der Musikgeschichte, Überwachung und Big Data, Einsamkeit und Isolation während der Corona-Pandemie, Film-Stills - all das sind Aquarellserien, die Radenko Milak asymmetrisch seit 20 Jahren vorantreibt. Durch die Verwendung von der immer gleichen schwarzen Tinte auf weißem Papier, ähneln sich die Bilder in ihrer Gestalt, das verleiht ihnen etwas Zeitloses.
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Produkt-Hinweis
Illustrationen
davon 210 in Duotone und 20 als farbige Abbildungen
Maße
Höhe: 280 mm
Breite: 240 mm
Dicke: 20 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-86442-470-0 (9783864424700)
Schweitzer Klassifikation
Udo Kittelmann (b. 1958) trained as an optician before transitioning to curatorial work in 1988. After directing the Kö lnischer Kunstverein (1994- 2001), he served as commissioner of the German Pavilion at the 2001 Venice Biennale, winning the Golden Lion for Gregor Schneider's ' Totes Haus ur' . He later directed Frankfurt's Museum of Modern Art (2002- 2008) and Berlin's Nationalgalerie (2008- 2020), overseeing five major museums. A prolific author and editor, he continues to curate groundbreaking exhibitions, including projects at the Fondazione Prada during the Venice Biennale. Max Dax (b. 1969) was editor-in-chief of SPEX (2007- 2010), Germany's iconic music magazine rooted in punk and new wave. Known for his incisive interviews with musicians and artists, he contributes to major newspapers like WELT and TAZ. Radenko Milak (b. 1980 in Travnik) studied at the Academy of Arts in Banja Luka (1999- 2003) and the University of Arts in Belgrade (2003- 2007). He represented Bosnia and Herzegovina at the 2017 Venice Biennale. His large-scale watercolors have been exhibited worldwide, from Western and Southern Europe to South America. Represented by multiple galleries, he gained acclaim for his 2017 series ' University of Disaster' . Marc Wellmann (b. 1968 in Hamburg) grew up in Berlin under the influence of sculptor Bernhard Heiliger, his stepfather. After studying art history and American studies at FU Berlin, he earned his PhD in 2004. He managed the Bernhard Heiliger Foundation (1996- 2015) and curated Heiliger's 2005 retrospective at Berlin's Martin-Gropius-Bau. Since 2013, he has been artistic director of Haus am Lü tzowplatz, Berlin's oldest art association.
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