(Auszug) Schweppe: K.W.: Endometriose - die verkannte Frauenkrankheit
Endometriose ist eine gutartige Frauenkrankheit, die in jedem Alter nach der ersten Regelblutung auftreten kann! Geschätzt wird, dass etwa sieben bis 15 Prozent der weiblichen Bevölkerung während der Phase der Geschlechtsreife eine Endometriose haben. Bis zu zehn Prozent der Endometriosen wurden bei Frauen vor dem zwanzigsten Lebensjahr (Endometriose bei Teenagern) nachgewiesen, und man schätzt, dass bis zu zwei Prozent der Frauen auch noch nach den Wechseljahren an Endometriose oder ihren Folgen leiden.
Offensichtlich ist die Endometriose aber nur bei einem Teil der betroffenen Frauen aktiv, indem sie Beschwerden verursacht, fortschreitet und Organe und Organfunktionen zerstört. In den anderen Fällen ist sie nur ein bedeutungsloser Zufallsbefund, der vom körpereigenen Abwehrsystem inaktiviert wurde.
Die Ursachen, die zur Endometriose führen, sind noch unbekannt, und wie sie entsteht, ist nur teilweise geklärt. Auch die biochemischen und psychologischen Abläufe und Zusammenhänge der Erkrankung sind wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht. Umfangreich untersucht wurde, wie eine Endometriose fortschreitet und Krankheitssymptome hervorruft.
Die Erkrankung, die das Zellgewebe der Organe der Bauchhöhle, aber auch anderer Organe befallen kann, verursacht nichtvorhersehbare Beschwerden unterschiedlichster Qualität.
Ein nicht unbedeutender Teil aller Endometriosen ruft überhaupt keine Beschwerden hervor.
Eine Endometriose, die keine Beschwerden verursacht oder Organfunktionen beeinträchtigt, muss auch nicht behandelt werden.
In 60 Prozent der Fälle findet man die Absiedelungen im Douglas'schen Raum (Bereich zwischen Gebärmutterhinterwand und Dickdarm) und/oder an den Haltebändern der Gebärmutter, insbesondere an denen, die um den Dickdarm herum in die Kreuzbeinhöhle ziehen. Eine Endometriose außerhalb des Bauchraumes ist selten, aber es gibt gut dokumentierte Fälle von Endometriose in der Lunge, des Lungenfells oder des Rippenfells sowie Endometrioseabsiedelungen im Bereich der Arme und Beine, des Rückenmarkkanals oder in Operationswunden (Bauchschnitt, Dammschnitt).
Neuere Untersuchungen zeigen die Beziehungen von Endometriose und ungewollter Kinderlosigkeit, spontanen Fehlgeburten, Störungen in der Hormonproduktion der Eierstöcke, entzündlichen Reaktionen im kleinen Becken und Veränderungen in der Immunabwehr. Entscheidend für das Fortschreiten der Erkrankung ist, dass sich zunächst kleinste Endometrioseabsiedelungen kontinuierlich ausdehnen, wodurch zunehmend die Organe des kleinen Beckens und auch des Bauchraumes befallen werden. Auch ein ungleichmäßig fortschreitendes Ausbreiten über Lymphwege und Blutgefäße ist möglich, wenn Endometriosegewebe durch diese Kanalsysteme (ähnlich wie Tochtergeschwülste bei Krebserkrankungen) an weiter entfernt liegende Organe verschleppt wird.
Die von Frau zu Frau individuell unterschiedlichen Veränderungen der Endometrioseherde, die durch unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeit, aber auch spontane Rückbildungsvorgänge gekennzeichnet sind, werden zwar entscheidend von den Hormonen der Eierstöcke beeinflusst, diese sind aber nicht die Ursache für die Entstehung der Erkrankung. Neben den Hormonen sind weitere Faktoren von Bedeutung. Vergleichende Untersuchungen haben gezeigt, dass das Wachstum und auch die Rückbildung einer Endometriose nicht nur einfach von den Hormonen abhängen, sondern hauptsächlich von den Eigenschaften der Zelle selbst bestimmt werden.
Obwohl eine der häufigsten gutartigen gynäkologischen Erkrankungen, ist das Wissen über die Endometriose noch unzureichend. Für viele Faktoren, Einflüsse und Wirkmechanismen, die bei der Entstehung, dem Fortschreiten und dem Verlauf der Endometriose eine Rolle spielen, gibt es noch keine abschließend befriedigenden medizinischen Erklärungen. Die Medizin kann aber aufgrund des heutigen Wissensstandes aus unterschiedlichen erprobten Therapiekonzepten die für den individuellen Fall bestmögliche Behandlungsform anbieten. Denn jede Endometriose ist anders...
(Auszug) Keckstein, Jörg: DIE CHIRURGISCHE THERAPIE DER ENDOMETRIOSE
Indikationsstellung - Gründe für operative Maßnahmen
Ziel jeder Operation ist die Entfernung und die weitgehende Zerstörung aller Endometrioseherde. Aufgrund der unterschiedlichen Erscheinungsformen dieser Krankheit werden entsprechend unterschiedliche Operationsmethoden angewandt. Vor jeder Operation steht deshalb die exakte Indikationsstellung, d. h., durch eine gründliche Erhebung der Krankengeschichte und Diagnostik wird der behandelnde Arzt in Abstimmung mit der Patientin und unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse einen chirurgischen Eingriff planen.
Operative Methoden dienen zur Diagnose der Erkrankung und zur Therapie. So kann eine exakte Diagnose nur durch entnommene Gewebeproben mit anschließender feingeweblicher Untersuchung (Histologie) gestellt werden. Ist die Erkrankung bereits mit den üblichen gynäkologischen Untersuchungen darstellbar (z. B. in der Scheide oder am Muttermund sichtbar), wird dort direkt eine Probeentnahme (Biopsie) zur Diagnosebestätigung durchgeführt.
In den meisten Fällen ist die Endometriose jedoch im Bauchraum lokalisiert und nur durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie = Pelviskopie) oder über einen Bauchschnitt darstellbar.
Die häufigsten Indikationen zu einer Operation sind Schmerzen und Unfruchtbarkeit bzw. Funktionsstörungen der Organe. Diese Schmerzen werden durch anatomische Veränderungen und Funktionsstörungen der Organe verursacht:
zunehmende Schmerzen während der Periodenblutung (auch unmittelbar vor und nach der Menstruation)
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
periodenabhängige Störungen der Darmfunktion (Diarrhoe etc.)
periodenabhängige Schmerzen bei der Stuhlentleerung
periodenabhängige Schmerzen beim Wasserlassen
periodenabhängige Schmerzen in der Nabelgrube, im Zwerchfellbereich, in der Leistenregion oder in anderen Körperregionen
Durch die Endometriose zeigen die betroffenen Organe meistens Veränderungen an ihrer Struktur, Größe und Funktion. Organveränderungen, wie druckschmerzhaftes Gewebe (Knoten), treten im Bereich hinter und neben der Gebärmutter, in der Scheide, zwischen Scheide und Darm, zwischen Scheide und Blase, in der Gebärmutterwand etc. auf.
Auffällige Strukturveränderungen im sonografischen Bild zeigen:
Endometriosezysten an den Eierstöcken (Ovarialendometriose)
unruhiges Echomuster in der Gebärmuttermuskulatur (Adenomyosis = interne Endometriose)
geplanter (erweiterter) Harnleiter oder Nierenbecken
Verdickung der Darmwand
Einengung des Darmes (rektale Untersuchung)
Unregelmäßigkeiten der Darmschleimhaut, die entweder durch eine gynäkologische Untersuchung (Palpation), Ultraschalluntersuchung oder durch eine Röntgenaufnahme (CT, MRT) nachgewiesen werden können
Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch haben häufig Endometriose. Die Endometriose stört die Funktion von Eierstock, Eileiter und Gebärmutter und verhindert somit eine Schwangerschaft. Entzündungen gehen mit freigesetzten chemischen Substanzen und Makrophagen (Fresszellen) einher und unterdrücken den Eisprung, beeinflussen den Eitransport und das Einnisten (Nidation) der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter. Daneben werden durch die Entzündungsprozesse die Organstrukturen beeinträchtigt und verändert, was zu Verklebungen zwischen den Beckenorganen (Verwachsungen, Adhäsionen) führt, die die Organgrenzen und -funktionen teilweise oder ganz aufheben (Foto 6 - S. 71).
Wird die Diagnose Endometriose durch eine Bauchspiegelung gestellt, muss über das weitere Vorgehen entschieden werden.
(Auszug) Engelsing, A. M.: HOMÖOPATHIE BEI ENDOMETRIOSE
Homöopathische Anamnese
Gemeinsam mit der betroffenen Frau ihren »Knoten« zu finden, ist das Ziel der homöopathischen Anamnese, insbesondere bei Endometriosetumoren, die ja auch stofflich eine Knotenbildung darstellen. Anhand der Anamnese kann dann der Frage nachgegangen werden, was die Betroffene krank gemacht hat, ob es einen Konflikt gibt, für den die Tumorbildung einen Ausweg oder einen Lösungsversuch darstellt.
Einen Anhaltspunkt kann dabei die bildliche Vorstellung von etwas Festgehaltenem, Aufgestautem liefern. Dabei stehen Prozesse der rechten Körperseite eher für Themen von Vater, Vernunft, Berufswelt und die der linken Körperseite für Themen von Mutter, Mutter-Sein und Gefühlswelt.
Diese Erfahrungswerte dürfen aber nicht zu einem Schubladen-Denken und -Handeln führen. Nichts wäre dem absichtslosen Raum, der zur optimalen Mittelfindung dient, mehr entgegengesetzt. Es bedarf stets einer respektvollen Be-Achtung, dass nur die Frau selbst ihre Wahrheit kennen kann, wenn auch vielleicht nicht gerade jetzt. Wir Homöopathen sind nichts als Begleiter auf ihrer Suche, ihrem Weg.
Eine wichtige Frage zur biografischen Anamnese lautet gerade für Endometriose-Frauen, wie es ihnen erging, bevor die Erkrankung zum ersten Mal festgestellt wurde. Gab es etwas, das der aktuellen Verschlechterung der Erkrankung vorausgegangen ist?
Häufig ergibt ein sehr detailliertes Erfragen der Menstruationsbesonderheiten, wie Länge und Stärke der Menstruation, unterbrochener Blutfluss, Vor- oder Nachblutungen, exakte Charakteristik der Menstruationsschmerzen, einen Weg zum spezifischen Arzneimittel. Die Familienanamnese, insbesondere die Geschichte der weiblichen Vorfahren, gewährt oft Aufschluss über die der Erkrankung zugrunde liegende Dynamik.
Homöopathische Behandlung
Die Endometriose ist eine vielschichtige, janusköpfige Erkrankung, die so lange als Diagnose bestehen bleibt, wie die Frau ihren Zyklus ...