In der Kunstdiskussion der Jahrzehnte um 1800 steigt das 'Charakteristische' zum Leitthema auf. Das Charakteristische wird als Wesenskategorie des Kunstwerks und die Charakteristik als Urteilsverfahren diskutiert, und beides in einem Diskursfeld, das sämtliche Freiräume zwischen dem Idealschönen und dem Hässlichen für die Literatur- und Kunstkritik auszuloten versucht. Nicht länger das klassizistisch Idealschöne steht um 1800 im Vordergrund der ästhetischen Debatte, sondern das Verlangen nach Beurteilungsmöglichkeiten des Eigentümlichen, des Besonderen, des vor allem auch historisch bedingten Individuellen in der künstlerischen Gestaltung. Streitbar widmeten sich Autoren wie Hirt, Goethe, Schlegel, Fernow, Schelling, Hegel oder Solger dem Charakteristischen. Anhand einer chronologischen Anordnung der Texte, die erstmals die Abfolge von Schrift und Gegenschrift rekonstruiert, lässt sich diese Debatte gut verfolgen und kommentieren.>