Die Landwirtschaft nährt das Erzählen. Über ihr initiales Wirken für menschliche, tierische und pflanzliche Lebensformen hinaus hat die Kultur der Bauern und Hirten über Jahrtausende hinweg die kollektive Imagination beschäftigt. Die Ausbildung eigener Genres (Georgik, Bukolik, Bauern- und Dorfroman) und die Aufnahme in unterschiedlichste Erzählmodelle (Lehrgedicht, Idylle, Robinsonade, Roman, Essayfilm) zeugen bis heute von den Wechselverhältnissen zwischen Agrikultur und Textkultur. Der Band Landwirtschaft & Literatur geht dem Themenkomplex aus literaturwissenschaftlicher Perspektive nach und adressiert das Feld in seiner ganzen Breite: von antiker Georgik und Bukolik und deren neuzeitlichen Nachwirkungen über die Verhandlung agri- und hortikulturellen Wissens in Robinsonaden und Romanen des 18. Jahrhunderts, über die topisch-symbolische Indienstnahme von bäuerlichem Leben in der Literatur der Jahrhundertwende (19./20.) bis zu den kritischen Auseinandersetzungen mit industrialisierter und globalisierter Landwirtschaft in Romanen und Filmen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und in der Gegenwart.
Mit Beiträgen von Christiane Arndt, Michael Bies, Hendrik Blumentrath, Erik Born, Sandra Fluhrer, Till Greite, Stephan Kammer, Karin Krauthausen, Sebastian Meixner, Monika Rinck, Kathrin Röggla, Mareike Schildmann, Robert Stockhammer und Uwe Wirth.
Sprache
Verlagsort
Maße
Höhe: 238 mm
Breite: 158 mm
Dicke: 24 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-0358-0722-6 (9783035807226)
Schweitzer Klassifikation
Herausgeber*in
Stephan Kammer Stephan Kammer ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach einem Studium der Germanistik, Neueren allgemeinen Geschichte, Soziologie und Kunstgeschichte an der Universität Basel wurde er mit einer Arbeit zu Robert Walser promoviert (2000); die Habilitation an der Goethe-Universität Frankfurt am Main erfolgte mit einer Arbeit zum philologischen Wissen im frühen 18. Jahrhundert (2011). Er war Stipendiat des DFG-Graduiertenkollegs »Textkritik als Grundlage und Methode historischer Wissenschaften« (LMU München), Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (Berlin) und am Zentrum Geschichte des Wissens (ETH/Universität Zürich) und hatte Gast- und Vertretungsprofessuren in Düsseldorf, München, Wien, Davis/CA und Tübingen inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den deutschsprachigen Literaturen des 17. bis 21. Jahrhunderts im medialen Kontext, der Theorie und Geschichte des Künstlichen sowie der Literatur- und Wissensgeschichte der Schrift, des Schreibens und der Philologie.
Karin Krauthausen ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Weaving des Exzellenzclusters Matters of Activity an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Wirklichkeitsproduktion in der Literatur, die unruhigen Konstellationen zwischen Künsten und Wissenschaften und die Medien und Materialien des Entwurfs.
7
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24 Landwirtschaft und Literatur. Überlegungen zur Geschichte der Agropoetik
(Stephan Kammer, Karin Krauthausen)
25
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42 Inneres Maß der Erde. Zum ruralen Maß und dessen Vorgeschichte bei Hesiod
(Hendrik Blumentrath)
43
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64 Die Verdrängung der Georgik. Auch: Zur Geschichte der Dichotomisierung von >Natur< und >Kultur<
(Robert Stockhammer)
65
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86 Robinson, der Ackersmann
(Michael Bies)
87
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112 Fort-Pflanzungen zwischen Hortikultur und Agrikultur. Pfropfung in Goethes Wahlverwandtschaften
(Uwe Wirth)
113
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134 Pflug, Feder, Feld: Literarische Arbeit und Kulturtechnik
(Erik Born)
135
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166 Herrenlose Äcker. Land-Grabbing und Landraub in Gottfried Kellers »Romeo und Julia auf dem Dorfe«
(Mareike Schildmann)
167
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188 »Lust am Mythos«: Metonymien der Fruchtbarkeit in Gerhart Hauptmanns »Die Insel der Großen Mutter«
(Sebastian Meixner)
189
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192 Schellfisch / Die Gärtner blühen / Entenorakel
(Monika Rinck)
193
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228 Viehställe und Hirtenfeuer. Zur agrarischen Ambiguität von Thomas Manns »Joseph«-Tetralogie
(Stephan Kammer)
229
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260 Poetische Apologien der Bodenständigkeit. Oskar Maria Graf, Heiner Müller und Milo Rau
(Sandra Fluhrer)
261
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300 Die andere Feldforschung: Von Hirten, Bauern und Blätter- schüttlern in Hubert Fichtes »Die Geschichte der Empfindlichkeit«
(Karin Krauthausen)
301
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306 Nicht kommen sehen
(Kathrin Röggla)
307
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330 Gärtnern als materielle Textpraxis in Lola Randls »Der Große Garten«
(Christiane Arndt)