Der Beginn außergewöhnlicher Begebenheiten
Das Licht im Tunnel
Der Sinn meines Lebens
Die Hilfe meines Vaters
Die Liebe meines Lebens
Meine Sternenkinder
Vorbereitung auf den Weggang von Sascha
Die Nachricht
Vorbereitung auf den endgültigen Abschied
Abschied von Sascha
Vorbereitung auf die Beerdigung
Die Presse
Eine gute Bekannte
Der Abschied in der Trauerhalle
Die Beerdigung
Meine Nebenschauplätze
Leben ohne Sascha
Altenberger Dom
Saschas R32
Bandscheibenvorfall 2018
Erste Botschaften aus dem Jenseits von meinem Sascha
Hochzeit 2018
Medium
Vorbereitung auf den Weggang von Mischa
Abschied von Mischa
Erstes Zeichen von Mischa und Sascha
Die Presse
Mischas letzter Wille
Der Abschied
Hilfe der Bundeswehr
Mischas letzter Gang
Die Beerdigung
Die Zeit danach
Beginn der Psychotherapie mit Herrn Salzmann
Die Botschaft von Mischa
Major
Der Grabstein
Erbschein / Bank
Unterstützung unserer Freunde und Motorradfahrer
Zufall oder Schicksal?
Besuch bei der Schamanin
Mischas Wohnung
Mischas Nachlass
Jason, mein Enkelkind
Morgenspaziergänge
Kontakte zum Medium
Zeichen meiner Kinder
Mischas Geburtstag
Mein Leben heute
Meine Ehe
Die Nachricht
5. Juni 2017, Pfingstmontag
Ich dachte nur: Ach guck an, jetzt funktioniert es wieder. Seit vier Tagen hatte ich keine mobile Datenübertragung mehr gehabt, mein Handy machte nichts in jenen Tagen. Auf der Heimfahrt konnte ich mich nicht mit den sozialen Medien ablenken, denn nichts funktionierte. Darüber war ich die ganze Zeit sehr stinkig, jedoch hatte Uwe dasselbe Problem. Alle anderen konnten es nicht verstehen, da sie ganz normal wie immer auf alles zugreifen konnten. Nur wir nicht!
Nun aber klingelte das Handy. Ich schaute auf das Display und sah eine Handynummer, die ich nicht kannte. Ich wollte das Gespräch nicht annehmen, irgendetwas in mir wehrte sich, es klingelte weiter. Uwe fragte, warum ich nicht abhob, das sei doch nicht meine Art. Daraufhin entschied ich, das Telefonat anzunehmen.
"Hallo Carola, hier ist Dana."
"Welche Dana?"
"Dana, Dajana, Carola ."
"Ach du bist es", kam zögerlich aus mir heraus. Ich wollte dieses Gespräch nicht. Sie war die Ex-Freundin von Sascha. Was wollte sie mir erzählen, wieder etwas Negatives von meinem Sohn? Ich wollte nichts hören, blieb aber still.
"Carola, Sascha hatte einen Unfall mit dem Motorrad."
Jetzt wusste ich, warum ich nicht abheben und auch nicht verstehen wollte, wer am Telefon ist. Ich schwieg immer noch. Was sollte ich sagen?
"Carola! Sascha hatte in Kommern einen Motorradunfall, das sagte mir ein Freund von Sascha."
Ich reagierte kindisch und sagte zu Dana: "Sascha hat bestimmt ein Riesen-AUA und liegt im Krankenhaus, danke, Liebes, ich rufe ihn jetzt an und melde mich danach nochmal bei dir."
Ich beendete das Telefonat und versuchte Sascha anzurufen, aber er ging nicht ans Handy. Ich überlegte mit Uwe, was ich nun machen sollte. Wir entschieden, Mischa anzurufen. Es war Pfingstmontag, er wird noch nicht in der Kaserne sein und er wohnt nur einige Meter von Sascha entfernt, vielleicht weiß er etwas. Mischa ging sofort ans Telefon, ich bat ihn, nach Sascha zu schauen. Er teilte mir jedoch mit, dass er schon seit gestern zurück in der Kaserne in Frankreich sei, da er zur Wache eingeteilt wurde. Seine Stimme klang belegt und sehr ruhig. "Gut, dann rufe ich euren Vater an", sagte ich zu Mischa.
Der Vater der beiden wohnte im Nachbarhaus von Sascha. Ich erreichte ihn, berichtete ihm vom Anruf der Ex-Freundin von Sascha und fragte, ob er nach Sascha schauen könne. Er teilte mir jedoch mit, dass er mit dem Wohnmobil in Belgien sei; er werde versuchen, seinen Bruder zu erreichen, der im Haus von Sascha wohnte. Die Zeit verging sehr langsam und in mir wuchs ein Gefühl der Machtlosigkeit. Nach einiger Zeit rief er mich zurück und teilte mir mit, dass er seinen Bruder nicht erreichen könne. Was nun? Was sollte ich tun? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Uwe und ich beschlossen, selbst nach Kommern zu fahren, um nach dem Rechten zu schauen.
Da rief erneut Dana an. "Carola, ein Freund von Sascha hat mir gerade gesagt . Sascha muss sich wohl das Genick gebrochen haben bei dem Unfall ."
Ich schmiss mein Handy weg und schrie: "NEIN, NEIN!!! Das darf nicht sein!"
Uwe beendete das Telefonat mit Dana.
"Es reicht", schrie ich, das ist Hörensagen! Das glaube ich einfach nicht!!! Ich rufe jetzt die Polizei in Aachen an und frage nach einem Unfall in Kommern, die werden mir schon vernünftig Auskunft geben können. Ansonsten fahren wir in die Eifel."
Gesagt, getan! Ich rief in Aachen auf dem Polizeipräsidium an, der Beamte sah das ähnlich wie ich, das ist Hörensagen. "Beruhigen Sie sich, ich werde in der Eifel anrufen und nachfragen, ob dort ein Unfall passiert ist, ich melde mich wieder. Bitte bleiben Sie zu Hause, fahren Sie nicht in die Eifel." Okay, jetzt wird alles gut, dachte ich. Nach zwei Minuten rief der Beamte zurück und bat mich um meine Kontaktdaten sowie die Daten meines Sohnes. Ich gab sie ihm durch. Er werde sich wieder melden bei mir. Hier ahnte ich schon nichts Gutes. Später habe ich nachgeschaut, wie lange es bis zum Rückruf gedauert hat, es kam mir vor wie Stunden. Jedoch waren es in Wirklichkeit lediglich 20 Minuten. Uwe saß komplett zusammengesunken auf der Couch, die Augen voller Tränen. Ich versuchte ihm noch Mut zu machen, aber mein Herz schlug mir schon selber aus dem Körper.
Ich konnte mich nicht mehr setzen und warten, ich lief ungebremst durch die Wohnung. Ich ging in den Flur, dort habe ich eine Fotogalerie meiner Kinder und von allen anderen Familienmitgliedern. Ich schaute auf die Bilder, auf die wunderschönen Bilder meines Sascha in verschiedenen Altersklassen und bei verschiedenen Anlässen. Fröhliche Bilder sah ich, leuchtende Augen meiner Kinder, glückliche Zeiten. Auf einmal stellte ich fest, dass ich Sascha nicht mehr spüre, mir wurde bewusst: Er ist tot. Ich ging zurück ins Wohnzimmer zu Uwe, es war mir wichtig, ihn darauf vorzubereiten, dass Sascha von uns gegangen ist. Uwe hatte seinen Sohn Tim 2010 bei einem Autounfall verloren. Als wir uns einige Monate später kennenlernten, versprach ich ihm, dass meinen Kindern das nicht geschehen würde. Wie dumm von mir.
Der Polizist meldete sich einfach nicht zurück, das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich sagte zu Uwe: "Der Beamte wird nicht mehr anrufen, gleich kommt der Streifenwagen, mach dich darauf gefasst. Sascha ist bei dem Motorradunfall gestorben, er darf das am Telefon nicht sagen." Uwe schaute mich nur mit verstörten Augen an und sagte nichts. Er war zurückgeworfen in seine Vergangenheit, das konnte ich sehen.
Endlich klingelte das Telefon, der Beamte war dran. "Es tut mir leid, ich darf Ihnen am Telefon nichts dazu sagen, es kommt gleich .", hörte ich ihn sagen. Ich schmiss das Telefon weg, trat gegen die Einrichtungsgegenstände und schrie ohne Unterlass. Uwe beendete das Telefonat für mich.