Heute ist die Hochzeit im Standesamt.
Das Standesamt ist in einem hübschen alten Haus in der Stadt. Im Trauzimmer gibt es einige Stühle vor einem großen Schreibtisch.
Ich darf mich auf Mamas Schoß setzen. Neben Mama sitzt Tante Uschi, neben Papa sitzt Onkel Toni.
Auf einem Stuhl sitzt ein kleines Tier. Kannst du es finden und auf die Blumen setzen?
Denn jetzt kommt eine Frau zur Türe herein, die sich auf den freien Stuhl setzen wird. Das ist die Standesbeamtin.
Die Standesbeamtin schaut freundlich und erklärt: "Heiraten heißt, sich ein Versprechen zu geben. Das Versprechen gilt nicht nur heute und morgen, sondern immer."
Im Standesamt versprechen sich meine Mama und mein Papa, dass sie nicht nur ein Liebespaar, sondern auch ein Ehepaar sein wollen. Tante Uschi und Onkel Toni schauen genau zu und können bezeugen, dass Mama und Papa sich das Versprechen der Trauung gegeben haben. Deshalb nennt die Standesbeamtin sie Trauzeugen.
Ich höre auch ganz aufmerksam zu.
Die Standesbeamtin fragt: "Welchen Familiennamen möchtet ihr haben?"
Mama sagt: "Wir wollen Wolke heißen."
Dann unterschreiben meine Eltern, die Standesbeamtin, Tante Uschi und Onkel Toni eine Urkunde. Mama und Papa strahlen: "Jetzt sind wir verheiratet!"
Die standesamtliche Hochzeit feiern wir zu Hause in unserer Gartenlaube. Papa bereitet den Grill vor. Es gibt leckere Würstchen, Fleisch, Maiskolben und Salat.
Pustest du mal in das Feuer, damit es gut brennt? Ich habe schon solchen Hunger!
Ich setze mich zu Onkel Toni auf die Gartenbank. Er ist mein Lieblingsonkel, weil er im Theater arbeitet und wunderbare Geschichten erfinden kann.
Eine Sache beschäftigt mich und ich frage Onkel Toni: "Wieso heiraten Mama und Papa denn noch einmal an einem anderen Tag?"
Onkel Toni erklärt: "Für deine Mama und deinen Papa ist es wichtig, ihr Versprechen auch vor Gott zu geben. Damit bitten sie um Gottes Segen und die Zusage Gottes, sie in eurem Leben zu begleiten."
"Und wie schafft Gott das?", frage ich weiter.
Onkel Toni überlegt und antwortet: "Gott ist eine Kraft, die unsichtbar überall ist. Gott gibt den beiden Kraft, an jedem Tag ihrer Ehe zusammenzufinden - wenn tolle Dinge passieren, und auch dann, wenn es mal nicht so schön ist. Da Gott für uns Menschen unsichtbar ist, übernimmt die kirchliche Trauung sein Vertreter auf Erden: der Pfarrer oder Priester."
Ich nicke. "Klar, unseren Pfarrer kenne ich. Ich mag seine Kindergottesdienste in der Kirche."
Endlich ist der Tag der großen Feier in der Kirche da! Ich bin ganz früh aufgewacht und springe aus dem Bett.
Mamas Bett ist leer, sie ist schon beim Frisör.
Gut, dass Oma gekommen ist und mir beim Anziehen hilft. Endlich darf ich zum ersten Mal das rote Kleid mit den Blumen tragen.
Ich drehe mich vor Mamas großem Spiegel. Dabei fliegt das Kleid so schön nach oben!
Dann kämme ich mir selbst die Haare und helfe Oma in die Bluse. Ihr Oberteil hat hinten einen langen Reißverschluss, den bekommt sie alleine nicht zu.
Kannst du ihn zumachen?
"Wo ist mein Blumenkörbchen? Ich kann es nirgends finden", rufe ich aufgeregt. Oma beruhigt mich, denn Papa ist damit in die Gärtnerei gegangen. Er holt die Blüten für mein Körbchen.
Da kommt Papa schon wieder! "Hast du das vermisst?", fragt er und hält das Blumenkörbchen in die Luft. Es ist jetzt voller duftender roter Blüten.
Papa steckt noch die Herzschachtel in seine Hosentasche. Er sagt: "Da sind unsere Hochzeitsringe drin."
Jetzt haben wir alles, was wir brauchen. Es kann losgehen!