Vorwort
Vorwort zur zweiten Auflage
Vorwort zur dritten Auflage
Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis der Arbeitshilfen
Verzeichnis der Dokumente
Abbildungsverzeichnis
1 Definitionen
1.1 Arbeitnehmerüberlassung
1.2 Arbeitsvermittlung
1.3 Personalpools
1.4 Transfergesellschaften
1.5 Interimsmanagement
1.6 Werkvertrag
1.7 Selbstständige Arbeit
1.8 Sonstige Vertragstypen
1.9 Problematische Vertragstypen
2 Rechtliche Grundlagen
2.1 Arbeitnehmerüberlassungsgesetz
2.2 Das Erlaubnisverfahren
2.3 Arbeitnehmer-Entsendegesetz
2.4 Mindestarbeitsbedingungengesetz
2.5 Mindestlohn in der Zeitarbeit
2.6 Teilzeit- und Befristungsgesetz
2.7 Tariflandschaft in der Zeitarbeit
2.8 Tarifvertragsstruktur
2.9 Haustarifverträge mit Gewerkschaften
2.10 Die Richtlinien der EU
3 Entwicklung am Arbeitsmarkt
3.1 Internationale Entwicklung der Zeitarbeit
3.2 Geschichte der Zeitarbeit in Deutschland
3.3 Die Deregulierung des Arbeitsmarktes
3.4 Aktuelle Markttendenzen
3.5 Funktionen der Zeitarbeit
3.6 Trends und Perspektiven
4 Vertragsverhältnisse
4.1 Der Arbeitnehmerüberlassungsvertrag
4.2 Der Arbeitsvertrag mit dem Zeitarbeitnehmer 1
4.3 Verhältnis von Arbeitnehmer, Kunde und
Zeitarbeitsunternehmen
4.4 Betriebsrat und Zeitarbeit
5 Auswahl des Anbieters
5.1 Auswahlkriterien
5.2 Angebotsportfolio
5.3 Wirtschaftliche Vorteile für den Kunden
5.4 Ausbildung in der Zeitarbeit
6 Abläufe und Prozesse
6.1 Aufgaben vor Einsatzbeginn
6.2 Aufgaben während des Einsatzes
6.3 Aufgaben nach dem Einsatz
Dokumente
Stichwortverzeichnis
Zeitarbeit ist mehr als der personelle Ausgleich von Arbeitsausfällen und Auftragsspitzen. Und viele Zeitarbeitsunternehmen können weit mehr, als Arbeitnehmer zu überlassen oder zu vermitteln. Doch in welchem Umfang ihr Dienstleistungsportfolio genutzt wird, hängt immer von den Anforderungen des Kunden ab. Dieser muss für sich definieren, in welcher Weise er das Angebot nutzen will, um seinen Personalbedarf rasch und kostengünstig an neue Anforderungen anzupassen. In diesem Kapitel erfahren Sie, welche Dienstleistungen Zeitarbeitsunternehmen anbieten und wie Sie den optimal passenden Dienstleister finden. Checklisten helfen bei der Anbieterauswahl und beim Kostenvergleich.
5.1 Auswahlkriterien
Wie bei jedem anderen Dienstleistungsangebot auch entsteht zwischen Zeitarbeitsunternehmen und Kundenunternehmen eine mehr oder weniger intensive Kunden-Lieferanten-Beziehung. Doch in diesem Fall geht es um eine spezielle Form der Dienstleistung: die Überlassung und Vermittlung von Arbeitskräften. Dies hat dieser Dienstleistung und den hier tätigen Unternehmen immer besondere Aufmerksamkeit der Gewerkschaften und des Gesetzgebers beschert und verlangt vor dem Hintergrund eines weitgehend deregulierten Marktes eine besondere Sensibilität bei der Auswahl des Dienst-leisters.
Gerade in der Zeitarbeit ist die Orientierung am Bedarf des Kunden besonders wichtig, weil nur die gezielte Bedarfsdeckung den langfristigen geschäftlichen Erfolg eines Zeitarbeitsunternehmens sichert. Je differenzierter dieser Bedarf ist - bezogen auf Formen,
Zeiten, Einsatzniveau, Dauer, Umfang und Organisation - umso mehr muss der Dienstleister sein Angebot erweitern, um diesen Bedarf decken zu können. Hiervon kann der Kunde profitieren. Denn oftmals bieten Zeitarbeitsunternehmen neben der eigentlichen Überlassung von Arbeitskräften auch eine breite Palette an zusätzlichen Serviceleistungen, die dem Kunden das Personalmanagement wesentlich vereinfachen.
Tipp: Fordern Sie Ihren Dienstleister
Um die Chance Zeitarbeit zu nutzen, sollten Sie sich eingehend über die Branche und ihre Möglichkeiten informieren. Erster Anhaltspunkt kann bereits die Website des Anbieters sein. Oft gibt es für spezielle Anforderungen auch individuelle Lösungen, die bereits auf der Website benannt werden. Gerade größere Anbieter sind für ihre Innovationsfreudigkeit und Flexibilität bekannt.
Trotz gesetzlich geregeltem "Equal Treatment", Erlaubniserfordernis (siehe Kapitel 2) und Branchentarifverträgen gibt es in der Zeitarbeitsbranche noch immer schwarze Schafe. Das Geschäftsmodell ist gerade im Bereich der einfachen Überlassung sehr simpel strukturiert, verlangt keine kostenintensiven Investitionen oder höheren fachlichen Qualifikationen und ist vor allem im Bereich der Vermittlung sehr risikoarm. Die Prüfung durch die Bundesagentur ist zwar formal umfassend, in der Praxis jedoch bei rund 18.500 Unternehmen nicht mit der Gründlichkeit und Schnelligkeit umzusetzen, die eine wirkliche Kontrolle ermöglichen würden.
Tipp: Befolgen Sie eine Faustregel
Seien Sie vorsichtig bei Zeitarbeitsfirmen, die ausschließlich im Helferbereich tätig sind. Wenden Sie sich vorzugsweise an Unternehmen, die entweder klar definierte Spezialisten für eine Branche oder einen Beruf haben oder das gesamte Dienstleistungsportfolio anbieten. Zudem ist es natürlich positiv zu bewerten, wenn ein Zeitarbeitsunternehmen einen Tarifvertrag anwendet, der nicht unter gerichtlichem Vorbehalt der Tariffähigkeit steht.
Nicht jedes Zeitarbeitsunternehmen kann seinen Kunden durch den Einsatz von Zeitarbeitnehmern in jedem Fall und bei jeder Anforderung die geforderte Flexibilität und Sicherheit in Personalfragen bieten. In kleineren Zeitarbeitsfirmen können zum Beispiel krankheitsbedingte Ausfälle von eigenen Mitarbeitern zu Engpässen bei der Bearbeitung von Anfragen führen. Diese Anbieter werden auch größere Schwierigkeiten haben, besonders gefragte Positionen im Fachkräftebereich zügig besetzen zu können, weil ihnen der Zugriff auf größere Datenbanken oder Bewerberreservoirs fehlt.
5.1.1 General- oder Spezialanbieter
Zeitarbeit steht heute nicht mehr nur für die Überlassung ungelernter Hilfskräfte bei Auftragsspitzen oder Personalengpässen, sondern auch für Interimsmanagement, Projektarbeit und flexible Belegschaft. Es werden folglich nicht nur ungelernte Kräfte oder Aushilfen überlassen, sondern Arbeitskräfte aller Hierarchieebenen für fast alle Branchen und Berufsbilder.
In der Zeitarbeitsbranche findet sich eine Vielzahl unterschiedlich aufgestellter Anbieter. Neben den großen der Branche existieren auch viele Klein- und Kleinstunternehmen, die teilweise auf bestimmte Marktsegmente spezialisiert sind oder nur regional agieren. Dementsprechend ist ihr Dienstleistungsportfolio auch unterschiedlich geprägt. Einige unter ihnen konzentrieren sich auf die Überlassung von Fach- und Führungskräften, oft auch auf internationaler Ebene. Andere fokussieren sich auf eine spezielle Branche (z. B. Ingenieurwesen oder IT) oder sie operieren lediglich in einer definierten Region.
Man unterscheidet in der Branche drei Gruppen von Zeitarbeitsunternehmen:
- die Generalisten,
- die Spezialisten,
- die Regionalanbieter.
Die Unternehmen, die in der Zeitarbeitsbranche zu den Generalisten zählen, sind in allen wichtigen Branchen und Marktsegmenten vertreten und bieten ihren Kunden eine breite Palette von Dienstleistungen an. Sie verfügen über ein dichtes Netz von Filialen, beschäftigen meist mehrere Tausend Zeitarbeitnehmer und gehen oft Kooperationen mit regionalen Anbietern ein. Die Generalisten agieren in aller Regel als Full-Service-Provider. In einigen Fällen haben sie für die Überlassung und Vermittlung von höher qualifizierten Zeitarbeitnehmern eigene Tochtergesellschaften unter anderem Markennamen eingerichtet.
Die Spezialisten richten ihr Angebot auf bestimmte Bereiche, Berufsgruppen und Aufgaben innerhalb der Personaldienstleistung aus. Kundenunternehmen finden bei Spezial-Zeitarbeitsfirmen individuelle Lösungen und Modelle für ihren Bedarf. Durch die Besetzung attraktiver Nischen erzielen die Spezialisten verhältnismäßig hohe Margen. Im Durchschnitt sind circa hundert bis tausend Zeitarbeitnehmer bei den spezialisierten Unternehmen beschäftigt.
Unternehmen, die sich als Regionalanbieter positionieren, konzentrieren sich auf ein bestimmtes, territorial begrenztes Gebiet. Hier handelt es sich meist um kleinere Unternehmen mit durchschnittlich weniger als hundert Zeitarbeitnehmern. Sie kennen ihr Gebiet in der Regel sehr gut, vor allem auch dessen mittelständische Klientel, können aber Engpässe in der Beschaffung von Zeitarbeitnehmern anders als größere Anbieter mit einem bundesweiten Niederlassungsnetz nicht interregional ausgleichen.
In der Zeitarbeitsstatistik der Bundesagentur für Arbeit wird zudem noch zwischen Zeitarbeitsunternehmen, die überwiegend oder ausschließlich in der Arbeitnehmerüberlassung tätig sind (Betriebszweck), und sonstigen Betrieben unterschieden, die Arbeitnehmerüberlassung neben anderen wirtschaftlichen Aktivitäten betreiben (so genannte Mischbetriebe). Die Beurteilung des Betriebszweckes richtet sich dabei nach dem Anteil der Zeitarbeitnehmer an der Gesamtzahl der im Betrieb Beschäftigten, jeweils am Ende des Kalenderhalbjahres. Ende 2012 waren rund 64 Prozent der Verleihbetriebe überwiegend oder ausschließlich in der Arbeitnehmerüberlassung tätig.
Die jeweils spezifische Ausrichtung des Zeitarbeitsanbieters hat aber nicht nur Einfluss auf die Verfügbarkeit und Qualifikation der Zeitarbeitnehmer, sie bestimmt auch entscheidend die Kompetenz, das Branchen-Know-how und die Aufgabendiversifizierung der internen Mitarbeiter. Gerade wenn Kunden mehr als die klassische Überlassung von einem Personaldienstleister in der Zeitarbeit erwarten, spielt dieses Kriterium eine wichtige Rolle.