Das JungfernkissenDas sogenannte Jungfernkissen befand sich, wie es heißt, im Berliner Schlosse in dem kleinen Turm, welcher an der Spree lag und den man wegen der grünen Farbe seines spitzen Kupferdaches von alters her "den grünen Hut" nannte. Da soll zu der alten Kurfürsten Zeiten das heimliche Gericht gewesen sein.Es war eine "Jungfrau" ganz von Eisen, deren Arme waren Schwerter, und am ganzenLeibe links und rechts waren auch solche angebracht. Der zum Tode Verurteilte musste nun auf eine steinerne Platte dicht vor sie hintreten, dann schlossen sich durch ein Räderwerk die Arme sowie die Schwerter und umfingen den Unglücklichen und zerschnitten ihn. Der zerhackte Leichnam fiel aber durch eine Vorrichtung hinab in die Tiefe und gelangte in die Spree. Von dem, der dorthin kam, sagte man, er müsse die Jungfer "küssen", und so nannte man das Ganze das "Jungferküssen" oder, wie der Berliner spricht, das Jungfernkissen.