In der Krisen- und Umbruchzeit des Vormärz wurden pädagogische Fragen
entlang der Grenze zwischen politischen, religiösen und sozialen Problemlagen
kommuniziert, indem politische, religiöse und gesellschaftliche Herausforderungen
pädagogisch interpretiert wurden. Erziehung und Bildung waren
Gegenstand in Pamphleten, konzeptionellen Schriften, Briefen und Aufrufen,
sie wurden in Zeitschriften verhandelt und waren literarisches Sujet.
In der Verbreitung und Umsetzung oppositioneller pädagogischer Ideen
waren Akteurinnen und Akteuren Grenzen gesetzt: Grenzen der obrigkeitsstaatlichen
Zensurbehörden, aber auch Grenzen des staatlichen Bildungswesens,
die der Umsetzung alternativer pädagogischer Ideen kaum Raum
ließen. Pädagogische Konzeptionen und Praktiken der Opposition waren
aufgrund ihrer kritischen Ausrichtung umstritten und daher einerseits klandestin,
subversiv und konspirativ, sie zielten andererseits aber auch auf das
Auditorium einer bürgerlichen Öffentlichkeit, da sie mit der Hoffnung verbunden
waren, Emanzipationsprozesse ihres Klientels zu initiieren. Aus der
Sicht der Zensurbehörden bargen sie daher Gefahrenpotential und Sprengkraft,
weshalb pädagogische Akteurinnen und Akteure mit Zensurbestimmungen
und Vereinsverboten in der Folge der Karlsbader Beschlüsse konfrontiert
waren, mit Flucht, Verhaftung und Verfolgung - häufig blieb ihnen nur der
Weg in die Emigration. Umgekehrt wurden Erziehung und Bildung auf Seite
der restaurativen Mächte auch als Mechanismen des Erhalts der bestehenden
gesellschaftlichen und politischen Strukturen und Privilegien profiliert. Auf
pädagogischem Feld wurden im Vormärz insgesamt Interessen- und Machtkonflikte
zwischen "Emanzipation und Sozialdisziplinierung" ausgetragen.
Reihe
Auflage
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Produkt-Hinweis
Maße
Höhe: 20.5 cm
Breite: 14.5 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-8498-1557-8 (9783849815578)
Schweitzer Klassifikation
Inhalt
I. Schwerpunktthema: Pädagogik im Vormärz
Katharina Gather (Paderborn)
Vorwort: Zwischen Emanzipation und Sozialdisziplinierung:
Pädagogik im Vormärz ...............................................................................
Sandra Markewitz (Vechta)
Der Bildungsroman als pädagogische Praxisform.
Karl Morgensterns Schriften im deutschen Vormärz ...........................
Anna Ananieva/Rolf Haaser (Tübingen)
Öffentlichkeit und Wissensordnung im Vormärz
Hermann Köchly und die Revision des Gymnasialwesens
in Sachsen ......................................................................................................
Katharina Gather (Paderborn)
Schule und Idealstaat bei Karl Fröbel.
Zur politischen Funktion von Erziehung und Bildung im Vormärz
Carsten Müller (Emden)
Sozialpädagogik, Staat und Gesellschaft.
Karl Magers Position zum Junghegelianismus (am Beispiel
der Rheinischen Zeitung) als Anlass zur weiteren Einschätzung
der frühen Sozialpädagogik .......................................................................
Christian Stöger (Berlin)
Heinrich Deinhardts Ghostwriting.
Umfeld, Entstehung und Zuschreibung einer (jung-)hegelianischen
Pädagogik ......................................................................................................
Ursula Reitemeyer (Münster)
Reformation oder Revolution?
Der Vormärz zwischen Protestantismus und Kommunismus ............
Stephan Schlüter (Münster)
Der geschundene Leib und die soziale Not der Kinder im Vormärz:
Marx' Kategorie der entfremdeten Arbeit und Friedrich Feuerbachs
Antwort einer emanzipatorischen Pädagogik des realen
Humanismus .................................................................................................
Maria Magnin (Lausanne)
"Ist sie nicht ein Luxusartikel für den Mann?"
Luxus- und Emanzipationsdiskurse bürgerlicher Schriftstellerinnen
im Vor- und Nachmärz ...............................................................................
II. Weitere Beiträge
Redaktionelle Vorbemerkung zu den folgenden Herwegh-Beiträgen ...
Ingrid Pepperle (Berlin)
Zur Geschichte der Herwegh-Ausgabe ..................................................
Hendrik Stein (Berlin)
Was folgt? Zum Abschluss der Herwegh-Gesamtausgabe ..................
Peter Sprengel (Berlin)
"Brutus, du wirst zu brutal".
Geist und Macht in Herweghs später Lyrik ...........................................
Norbert Otto Eke (Paderborn)
Habitueller Antiklassizismus.
Christian Dietrich Grabbe und die Kritik an Klassik
und Romantik im Vormärz .......................................................................
III. Rezension
Johannes Brambora: Von Hungerlöhnern, Fabriktyrannen
und dem Ideal ihrer Versöhnung. Der Beitrag des populären Romans
zur Entstehung eines sozialen Erklärungsmusters ökonomischer
Gegensätze der Industrialisierung. 1845-1862 (von Antonia Villinger)
IV. Mitteilungen
Personalia ...........................................................................................................
Birgit Bublies-Godau (Dortmund/Bochum)
". um mit Reden und Liedern die deutsche Einheit
und die Verbrüderung eines freien Europas zu begrüßen."
Über Pfälzer Küche und Hambacher Rieslingssekt,
eine erste Massendemonstration der Neuzeit, einen deutschen
Demokratie-Ort und eine europäische Begegnungsstätte .................
25 Jahre Forum Vormärz Forschung -
eine kleine Zwischenbilanz (von Detlev Kopp) ..........................................
Call for Papers für das FVF-Jahrbuch 2021:
Vormärz, Nachmärz/Risorgimento, Postrisorgimento:
Deutsch-italienische Perspektiven ................................................................