Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Allgemeines
Warum müssen wir über den Islam Bescheid wissen?
Sind alle Muslime gleich?
Wo leben die meisten Muslime?
Glaube und religiöse Praxis
Was glauben die Muslime?
Warum sagen die Muslime, sie stammten von Abraham ab?
Wie ist der Islam entstanden?
Welches ist die heilige Schrift der Muslime?
Warum ist das Arabische im Islam so wichtig?
Welche Rolle spielt der Prophet Mohammed im muslimischen Leben?
War Mohammed ein Prophet wie die Propheten in der Bibel?
Warum ist über Mohammeds Leben so viel bekannt?
Hatte Mohammed mehrere Ehefrauen?
Was glauben die Muslime über die weltweite muslimische Gemeinschaft (umma)?
Welches sind die zentralen Glaubensinhalte, die alle Muslime einen?
Was tun die Muslime auf der Wallfahrt nach Mekka?
Was ist die Kaaba?
Welche Bedeutung hat Mekka?
Wie beten Muslime?
Glauben Muslime an Engel?
Glauben Muslime an Himmel und Hölle?
Glauben Muslime an Heilige?
Was glauben Muslime über Maria und Jesus?
Haben Muslime wie Juden und Christen einen Sabbat oder Sonntag?
Haben Muslime einen wöchentlichen Gottesdienst?
Haben Muslime religiöse Feste oder heilige Tage?
Gibt es im Islam einen Klerus?
Was ist eine Moschee?
Was ist ein Islamisches Zentrum?
Gibt es Spaltungen im Islam?
Wo liegt der Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten?
Welche unterschiedlichen Richtungen gibt es bei den schiitischen Muslimen?
Was ist der wahhabitische Islam?
Gibt es einen Unterschied zwischen Muslimen und Black Muslims?
Sind Sufis Muslime?
Wer sind die islamischen Fundamentalisten?
Ist der Islam mittelalterlich und gegen Veränderungen?
Verträgt sich der Islam mit der Modernisierung?
Gibt es moderne muslimische Denker oder Reformer?
Der Islam und die anderen Religionen
Glauben Muslime, dass der Islam die einzige wahre Religion ist?
Ist der Islam anderen Religionen gegenüber tolerant?
Worin ähnelt der Islam Christentum und Judentum?
Wie sehen Muslime das Judentum? Und wie das Christentum?
Warum verfolgen Muslime in muslimischen Ländern die Christen?
Sind nicht Juden und Christen schon immer Feinde des Islam gewesen?
Sitten und Kultur
Warum trennt der Islam die Geschlechter?
Sind Frauen im Islam Bürger zweiter Klasse?
Welche Rolle spielten die Frauen im frühen Islam?
Warum tragen islamische Frauen Schleier und lange Gewänder?
Warum dürfen Frauen im Islam nicht arbeiten oder Auto fahren?
Warum tragen muslimische Männer Turbane oder Kappen?
Warum tragen muslimische Männer Bärte?
Ist im Islam die Beschneidung Pflicht?
Können muslimische Männer mehr als eine Ehefrau haben?
Dürfen Muslime Nichtmuslime heiraten?
Was sagt der Islam zu häuslicher Gewaltanwendung?
Wie behandelt der Islam Scheidungen?
Warum zögern viele Muslime beim Händeschütteln?
Welche Einstellung haben Muslime zu Haustieren oder zum Streicheln von Tieren?
Welche Einstellung hat der Islam zu Schweinefleisch und Alkohol?
Warum sind Muslime gegen das Tanzen?
Warum haben manche Muslime etwas gegen die Musik?
Wie begrüßen Muslime einander und warum?
Warum sagen Muslime "Der Friede sei über ihm"? Was bedeutet "SAAS"?
Gewalt und Terrorismus
Was bedeutet Dschihad?
Entschuldigt der Koran den Terrorismus?
Wie kann man den Islam benutzen, um Terrorismus, Flugzeugentführungen und Geiselnahmen zu rechtfertigen?
Erlaubt der Islam Selbstmordattentate?
Warum sind Muslime so gewaltbereit?
Unterstützen Muslime extremistische und terroristische Gruppen?
Unterstützen die meisten muslimischen Organisationen den Terrorismus?
Haben Muslime einen Märtyrerkomplex?
Warum hassen sie uns?
Warum wurde Salman Rushdie zum Tode verurteilt?
Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
Was ist islamisches Recht?
Was sagt das islamische Recht über Ehe, Scheidung und Erbe?
Was sagt der Islam über Homosexualität?
Was sagt der Islam über Abtreibung?
Was sagt der Islam über Geburtenkontrolle?
Was sagt der Islam über Sklaverei?
Warum sind islamische Strafen für Verbrechen so hart?
Warum praktizieren die Muslime keine Trennung zwischen Kirche und Staat?
Warum spielt die Religion in der muslimischen Politik eine so große Rolle?
Warum lehnen Muslime die Säkularisierung ab?
Warum ist Jerusalem für die Muslime so wichtig?
Verträgt sich der Islam mit der Demokratie?
Warum sind muslimische Länder nicht demokratischer?
Warum lehnt der Islam den Kapitalismus ab?
Was sagt der Islam über Armut und soziale Gerechtigkeit?
Warum verbietet der Islam das Erheben von Zinsen?
Wie sieht ein spezifisch islamisches Bankwesen aus?
Muslime im Westen
Wer sind die Muslime in Amerika?
Mit welchen Problemen müssen sich Muslime in Amerika auseinander setzen?
Wer sind die Muslime in Europa und wo leben sie?
Mit welchen Problemen müssen sich Muslime in Europa auseinander setzen?
Warum müssen wir über den Islam Bescheid wissen?
Der Islam ist die zweitgrößte Weltreligion (nach dem Christentum) und wird bald auch in den Vereinigten Staaten die zweitgrößte Religionsgemeinschaft darstellen.
Muslime sind und werden in zunehmendem Maße unsere Nachbarn, Arbeitskollegen und Mitbürger sein.
Obwohl der Islam Judentum und Christentum in vielerlei Hinsicht ähnelt, halten die meisten Amerikaner und Europäer Muslime für seltsam, fremdartig und beängstigend. In ihren Augen sind die Muslime unausweichlich mit jenen terroristischen Anschlägen und Aktivitäten verbunden, welche die Schlagzeilen beherrschen. Dieser Zustand muss sich ändern - und er kann sich ändern: durch bessere Information und ein tieferes Verständnis.
Wir müssen der durch Unwissenheit geförderten Spirale aus Angst, Hass und Gewalt ein Ende setzen.
Sind alle Muslime gleich?
Weil wir mit dem Christentum besser vertraut sind, wissen wir ohne großes Nachdenken, dass es im Christentum eine bedeutende Vielfalt und große Unterschiede gibt. Der christliche Glaube findet seinen Ausdruck in vielen Formen und Zusammenhängen. Es gibt verschiedene christliche Kirchen oder Sekten (von den Baptisten bis zu den Unitariern, von den römischen Katholiken bis zu den russisch-orthodoxen Christen), die in unterschiedlichen Kulturen leben (im Nahen und Mittleren Osten, in Europa, Asien und Afrika). Das Ergebnis ist innerhalb dessen, was wir Christentum nennen, eine große Vielfalt an Glaubensrichtungen und Praktiken. Entsprechend gibt es, obgleich die Muslime behaupten, es existiere nur ein von Gott offenbarter und beglaubigter Islam, viele muslimische Interpretationen des Islam. Unter den Muslimen treten zwei große Gruppierungen hervor: Sunniten (weltweit 85 Prozent aller Muslime) und Schiiten (15 Prozent). Innerhalb dieser Gruppierungen existieren wiederum verschiedene theologische und juristische Richtungen. Überdies verfügt der Islam über eine reiche mystische Tradition, zu der viele Sufi-Orden oder Bruderschaften gehören. Der Islam stellt eine grundlegende Einheit des Glaubens in einer reichen kulturellen Vielfalt dar. Die islamische Praxis äußert sich auf unterschiedliche Weise innerhalb eines riesigen Spektrums von Kulturen, das sich von Nordafrika bis nach Südostasien erstreckt und auch Europa und Amerika umfasst.
Wo leben die meisten Muslime?
Die Muslime stellen die Bevölkerungsmehrheit in 65 Ländern der Welt. Dazu gehören Indonesien, Bangladesh, Pakistan, Ägypten, der Irak und Nigeria. Außerdem gibt es signifikante muslimische Bevölkerungsgruppen in Indien, China, den zentralasiatischen Republiken und Russland, aber auch in Europa und Amerika. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme ist die Mehrheit der Muslime nicht arabisch. Tatsächlich kommen nur 20 Prozent der 1,2 Milliarden Muslime der Welt aus arabischen Ländern. Die größten muslimischen Gemeinschaften finden sich dagegen in Indonesien, Pakistan, Bangladesh und Indien.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Islam in Amerika und Europa verändert - von einer unsichtbaren Minderheit zu einem prominenten Bestandteil der religiösen Landschaft. Die Muslime repräsentieren ein breites Spektrum ethnischer Gruppen. Für die Vielfalt im Islam stehen vielerorts zwei große Gruppen: muslimische Einheimische und muslimische Einwanderer. Bei den amerikanischen Muslimen gehören neben den einheimischen afrikanisch-amerikanischen Muslimen (Black Muslims) zu den prominenten muslimischen Einwanderergruppen Araber, Pakistani, Afghanen, Afrikaner, Albaner, Bangladeschi, Bosnier, Inder, Iraner, Malaysier, Indonesier und Türken.
Was ist die Kaaba?
Die Kaaba (wörtlich: "Würfel") gilt als heiligste Stätte der muslimischen Welt; sie ist der Ort, auf den sich Hunderte von Millionen Muslime auf der ganzen Welt jeden Tag ausrichten, wenn sie beten.
Die Kaaba, das "Haus Gottes", auf dem Gelände der Großen Moschee in Mekka gelegen, ist ein würfelförmiges Gebäude. Sie enthält den heiligen schwarzen Stein, einen Meteoriten, den angeblich Abraham und Ismael in eine Ecke der Kaaba legten. Dieser Stein ist ein Symbol für Gottes Bündnis mit Abraham und Ismael - und darüber hinaus auch mit der ganzen muslimischen Gemeinschaft. Die Kaaba ist ungefähr 13,5 Meter hoch und hat eine Grundfläche von 10 mal 15 Metern. Sie ist mit einem gewebten schwarzen Tuch drapiert, das mit Koranversen in Goldstickerei geschmückt ist.
Die Kaaba gilt als das erste Haus, in dem der eine Gott verehrt wurde, ursprünglich angeblich von Adam errichtet - als Replik des himmlischen Hauses Gottes, welches den göttlichen Thron enthält, um den die Engel wandeln. Dieses himmlische Ritual wird während des Hadsch (der Wallfahrt nach Mekka) durch die Pilger nachgeahmt, wenn sie sieben Mal um die Kaaba herumgehen - eine Handlung, die den Eintritt in die Gegenwart Gottes symbolisiert. Adams Kaaba verfiel angeblich durch Vernachlässigung seitens der Gläubigen und durch die Flut, doch laut Koran 2:127 bauten Abraham und sein Sohn Ismael das heilige Haus wieder auf. Zu Lebzeiten Mohammeds befand sich die Kaaba allerdings unter der Kontrolle des Stammes der Quraisch in Mekka, die das Haus als Schrein für die Stammesgottheiten und Idole Arabiens verwendeten. Die Quraisch veranstalteten eine alljährliche Pilgerfahrt zur Kaaba sowie einen Jahrmarkt. Beides zog Pilger aus ganz Arabien an.
Der Tradition nach bestand eine der ersten Handlungen Mohammeds nach seiner triumphalen Rückkehr aus dem Exil nach Mekka darin, die Kaaba von ihren 360 Idolen zu reinigen und die "Religion Abrahams" wiederherzustellen: die Verehrung des einen, wahren Gottes.
Welche Bedeutung hat Mekka?
Mekka, im heutigen Saudi-Arabien gelegen, ist der Geburtsort des Propheten Mohammed [Muhammad] und der heiligste Ort in der gesamten islamischen Welt. In Mekka liegt die Große Moschee und in deren Innenhof wiederum die Kaaba (vgl. S.39, "Was ist die Kaaba?"). Jedes Jahr begeben sich Millionen Muslime aus aller Welt auf die obligatorische Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch). Für die Muslime beherbergt Mekka das geistige Zentrum der Erde. Dort vollzogene rituelle Handlungen wie das siebenmalige Umwandern der Kaaba (vgl. S.38, "Was tun die Muslime auf der Wallfahrt nach Mekka?") haben nach islamischem Glauben ihr Pendant im Himmel, wo die Engel um Gottes Thron wandeln. Mekka ist - wie Medina - für Nichtmuslime nicht zugänglich.
Wie beten Muslime?
Das Gebet, eine der fünf "Säulen des Islam", spielt im Leben eines Muslims eine zentrale Rolle. Dazu im Folgenden das Wichtigste:
Jeden Tag fünf Mal wenden sich mehrere hundert Millionen Muslime gen Mekka, um zu beten (wobei Mekka die heiligste Stadt des Islam, Geburtsort Mohammeds und Stätte der Kaaba, des Hauses Gottes, ist) - bei Tagesanbruch, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und am späten Abend. Diese fünf obligatorischen Gebete müssen unabhängig von der Muttersprache der Betenden auf Arabisch gesprochen werden. Jeder Teil des Gebets hat seine Funktion in diesem täglichen Ritual und dient der Verbindung von Meditation, Devotion, moralischer Erhebung und körperlicher Gestik. Beten kann man individuell oder in der Gemeinde.
Die Handlungen und Worte, derer sich ein Muslim beim Gebet bedient, demonstrieren seine vollkommene Unterwerfung unter Gott. Dieser Vorgang verbindet Glauben und religiöse Praxis; er setzt um, was in der ersten "Säule des Islam", dem Glaubensbekenntnis, zum Ausdruck kommt. Muslime bekennen ihren Glauben an den einen Gott und an Mohammed als den Gesandten Gottes.
Zur Vorbereitung auf die Begegnung mit Gott und auf die Anrede Gottes vollziehen sie das Reinigungsritual der Waschung, um sicherzustellen, dass sie sich im Zustand spiritueller und körperlicher Reinheit befinden. Als Erstes reinigen sie ihren Geist und ihr Herz von weltlichen Gedanken und Sorgen und konzentrieren sich auf Gott und die Segnungen, die dieser ihnen hat zuteil werden lassen. Als Zweites waschen sie Hände und Gesicht, die Arme bis zum Ellbogen und die Füße, bevor sie sagen: "Ich bezeuge, dass es keinen wahren Gott gibt außer Gott [Allah]; er hat niemanden neben sich; und ich bezeuge, dass Mohammed [Muhammad] sein Diener und Gesandter ist." Dieser Reinigungsprozess ist spiritueller wie physischer Natur. Das zeigt sich etwa darin, dass man zur Reinigung, wenn kein Wasser verfügbar ist, auch Sand nehmen kann. Es geht allein darum, dass Geist und Körper rein sind, wenn Muslime sich Gott nähern oder in Gottes Gegenwart treten.
Die Bewegungen, welche die Muslime während des Gebets individuell oder in Gruppen ausführen, spiegeln alte Sitten wider - Gebräuche, die üblich waren, wenn man sich in die Gegenwart großer Könige und Herrscher begab: Man hob die Hände zum Gruß, verbeugte sich und warf sich schließlich zu Boden, als Zeichen der Unterwerfung unter die große Macht des Herrschers. So beginnen auch die betenden Muslime mit der Erhebung der Hände und der Verkündung von Gottes Größe ("Allahu akbar", "Gott ist größer"). Dann falten sie ihre Hände über Bauch oder Brust, oder sie lassen sie auch seitlich, während sie aufrecht stehen und rezitieren, was als Quintessenz des Korans beschrieben wurde, nämlich die Eingangsverse:
Welche Einstellung haben Muslime zu Haustieren oder zum Streicheln von Tieren?
Im Koran werden Haustiere weder verboten noch verdammt. Viele Hadith-Episoden (Überlieferungen von Sprüchen und Taten des Propheten) betonen, dass man Tiere gut behandeln und sie weder überanstrengen noch schlagen soll. In einer Episode wird von einer Frau berichtet, die ihre Katze verhungern ließ und dafür in die Hölle kam, während in einer anderen ein Mann dafür, dass er das Leben eines durstigen Hundes rettete, in den Himmel kam.
In der islamischen Welt dürfen Hunde normalerweise nicht ins Haus, weil sie als unrein gelten. Viele Muslime glauben, dass jeder, der mit Hundespeichel in Berührung kommt, vor dem Gebet die rituellen Waschungen wiederholen muss. Eine häufig zitierte Hadith-Episode hält fest, dass Mohammed Hunden aus hygienischen Gründen den Zutritt zum Innern des Hauses verweigerte, doch in einem anderen Hadith-Bericht heißt es, der Prophet habe einen Hund gehabt, der neben ihm spielte, wenn er außerhalb seines Hauses betete. Katzen, die für ihre Reinlichkeit bekannt sind, durften im Haushalt Mohammeds leben. Er und einige seiner Gefährten waren wegen ihrer Freundlichkeit gegenüber Katzen bekannt.
Manche Muslime argumentieren heute, aufgrund der Fortschritte der Tiermedizin gehörten Krankheitsbefürchtungen und hygienische Probleme im Zusammenhang mit Hunden der Vergangenheit an. Kontakte mit Hunden seien also kein Problem mehr. In zunehmendem Maße halten Muslime, besonders jene, die in den USA und in Europa geboren wurden, Hunde als Haustiere. Andere Muslime glauben jedoch, dass das im Hadith festgehaltene Verbot von Hunden im Hause zeitlos gültig sei. Es gelte immer und überall.
Warum sind Muslime gegen das Tanzen?
Muslime haben recht unterschiedliche Meinungen zum Tanzen - je nachdem aus welchem Land sie kommen, wie konservativ ihr Islamverständnis ist, um welche Art von Tanz es sich handelt und wo der fragliche Tanz stattfindet. Wenn unverheiratete Paare zusammen tanzen, wird dies allgemein missbilligt. Denn zu den Eigenheiten des Tanzens gehören nun einmal körperliche Berührungen, und die gelten bei Unverheirateten unterschiedlichen Geschlechts als unschicklich. Darüber hinaus haben viele Muslime Sorgen, dass die Erlaubnis für ihre Töchter, an westlichen Tanzveranstaltungen teilzunehmen, zumal jenen, die von Schulen oder Vereinen veranstaltet oder gefördert werden, zu Freundschaften mit Nichtmuslimen oder unerwünschten Sexualkontakten führen würde.
Das heißt allerdings nicht, dass im Islam jeglicher Tanz verboten wäre. In vielen Ländern des Nahen Ostens sind Bauchtanz und Volkstanz schon seit langem fester Bestandteil von Feiern, vor allem von Hochzeitsfeiern. Besonders beliebt sind Formationstänze von Gruppen Gleichgeschlechtlicher, die im Kreis, im Pulk oder in Ketten aufgeführt werden. Sie bestehen überwiegend aus rhythmischem Stampfen, Schreiten und Händeklatschen. Ein weiterer, vor allem in Stammeskulturen beliebter Tanzstil besteht aus einer Serie von Geschicklichkeitsübungen mit Waffen, etwa als Schwerter-, Messer-, Speer- oder Stocktanz.
Darüber hinaus verwenden einige Sufi-Orden, etwa die "Tanzenden Derwische" des Mewlewi-Ordens, bei ihrer Suche nach direkter spiritueller Gotteserfahrung den Tanz als Technik der mystischen Versenkung; dabei ahmen sie die Ordnung des Universums nach. Überhaupt folgen islamische Tanzformen tendenziell dem allgemeinen Muster islamischer Kunst, die vorrangig von drei Kategorien bestimmt wird: Symmetrie, Geometrie und Rhythmus. So neigt der Tanz in der islamischen Kultur seit jeher dazu, eine Reihe individueller Einheiten zu einem übergeordneten Muster zu vereinen. Vorherrschend sind Symmetrie und Arabeskenmuster (eine unendliche Serie von - meistens ineinander verschlungenen - Kreisen und anderen Formen). Solche Muster sind eine symbolische Darstellung des Glaubens an den einen Gott (tawhid).
Wie begrüßen Muslime einander und warum?
Muslime begrüßen einander mit der arabischen Wendung
As-salamu alaykum, "Der Friede sei mit euch", worauf die korrekte Antwort lautet: Wa-alaikumu-s-salam, "Auch mit euch sei der Friede". Der Koran fordert Muslime auf, einander auf diese Weise zu begrüßen - als Ausdruck der friedlichen Beziehungen und der Friedenspflicht, die auf der Grundlage ihres gemeinsamen Glaubens und der Unterwerfung unter Gottes Willen zwischen Muslimen herrschen sollen.
Im Koran (10:10) ist verzeichnet, wie sich Muslime im Himmel begrüßen: "Sie rufen aus: 'Gepriesen seist du, o Gott!', und werden mit 'Heil!' begrüßt. Und sie schließen (ihrerseits) mit dem Ausruf: 'Lob sei Gott, dem Herrn der Menschen in aller Welt!'" Und in Sure 14:23 heißt es: "Diejenigen aber, die glauben und tun, was recht ist, dürfen in Gärten eingehen, in deren Niederungen Bäche fließen, und - mit der Erlaubnis ihres Herrn - ewig darin weilen. Und sie werden darin mit 'Heil!' begrüßt."